Grim
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UngeduldigverschränkteGrimdieArmevorderBrustundstarrteaufSamhurhinab.SeiteinergefühltenEwigkeithocktederJägernunschonuntereinemTarnzauberineinerNischederBurg,ignoriertedieDämonen,diewievonSinnenüberihnhinwegrasten,undbewegtedieFingerübereinerinderLuftschwebendenrotenFlamme.VereinzelttauchtenfratzenhafteGesichterimFeuerauf,KatzenmitzugroßenOhren,winzigeAffenköpfeundEchsenaugen,diefinsterzuSamhuraufschauten,ehesiewiederverschwanden.GrimwarfeinenBlickindieRundeundstelltefest,dasseroffensichtlichderEinzigewar,dersichBesseresvorstellenkonnte,alsblöduntereinemflirrendenZauberherumzustehenunddaraufzuwarten,dasseinVampirirgendeinenHokuspokusveranstaltete,umVerusimLabyrinthderPragerBurgzufinden.DieSchattenflüglerbeobachtetenSamhurinteressiert,undRemiswarvollendsdamitbeschäftigt,Grimprüfendzumustern.SeufzendstießdieserdieLuftaus.Erfühltesieselbst,dieKälte,dienochimmerinseinenGliedernsteckte,undermusstesichdasGeräuschdesbrechendenSchutzwallsinsGedächtnisrufen,umdasBildvonKronkstotenblassemGesichtausseinenGedankenzuvertreiben.JetztwarnichtdieZeitfürdunkleErinnerungen.JetztwardieZeitdesTriumphs.
Er konnte die Schreie der Ghrogonier hören, kalt und dunkel zerrissen sie die Nacht, und während die Dämonen in beeindruckender Formation in die Schlacht zogen, stellte er sich die Armee vor mit ihren Bannern und den Zaubern, die die Luft in Flammen setzten. Sie hatten den Äußeren Wall zerrissen und bestürmten die Kinder des Zorns mit ganzer Kraft. Doch all ihre Stärke und Entschlossenheit würde ihnen nicht den Sieg bringen, solange Verus noch frei herumlief. Zu groß war sein Einfluss auf sein Volk, zu gewaltig seine eigene Kraft, als dass sie die Dämonen in die Knie zwingen konnten, wenn er ihnen entkäme. Ganz zu schweigen von den Menschen, die er in der Welt der Träume gefangen hielt und die verloren waren, wenn sie nicht befreit würden. Sie mussten ihn niederwerfen in den Staub, in den er gehörte, und Grim ließ seine Knöchel knacken bei dem Gedanken daran, das eigenhändig zu erledigen.
Das Prasseln schwarzer Funken zog seine Aufmerksamkeit zurück zur Flamme. Dicker Rauch drang aus dem Feuer und brachte ihn dazu, sich vorzubeugen. So langsam wurde es auch Zeit, dass etwas passierte. Da schoss eine faustgroße Kugel aus dem Rauch, zerriss selbigen mit heftigem Niesen und schleuderte widerliche feuchte Partikel durch die Gegend. Sie schüttelte sich, bis mit hörbarem Ploppen flauschiges Fell zu allen Seiten von dem runden Körper abstand, und Grim erkannte erst bei näherem Betrachten die schwarzen Knopfaugen und den breiten Mund, der mit einer Reihe schiefer Zähne besetzt war. Ein Dämon war es, der da vor ihnen schwebte. Er schaute sich um und schob unterdessen oblatendünne Füße aus seinem Fell, die etwa doppelt so groß waren wie sein restlicher Körper. Seine Hände hingegen waren klein, beinahe zart, und als er sie in die Seite stemmte, sahen sie mit seinen dünnen Ärmchen aus wie zwei heruntergerutschte Ohren.
Der Dämon lachte freundlich, als wäre er in einen Topf Honig gefallen, und sagte etwas in einer keckernden Sprache, die so drollig klang, dass Remis kicherte. Samhur erwiderte etwas und hatte sichtlich Schwierigkeiten damit, die Laute über seine Lippen zu bringen. Es war, als würde er versuchen, ein Kinderlied zu singen und dabei kaum einen Ton treffen. Doch der Dämon nickte eifrig. Er holte tief Luft, dass er kurz aussah wie ein aufgeplustertes Küken mit einem kleinen runden Mund. Nachdem er mit seiner winzigen Hand auffordernd in die Runde gewunken hatte, zog er die Arme an den Körper, plumpste auf den Boden und rollte die Gasse hinauf. Samhur bedeutete den anderen, ihm zu folgen, und gemeinsam eilten sie dem Dämon nach.
Dieser hielt sich in den Schatten. Erst langsam, dann immer schneller bahnte er sich seinen Weg, während seine Füße ein patschendes Geräusch auf den Steinen verursachten und er die Luft ausstieß, so dass kleine gelbe Wölkchen aus seinem Mund aufstiegen. Mühelos glitt er über Wände und Mauernischen, und bald war er so schnell, dass Grim sich anstrengen musste, um mit ihm Schritt zu halten. Immer wieder mussten sie Dämonen abwehren, die ihren Tarnzauber bemerkten und sie angriffen, doch die ghrogonische Armee wütete zu heftig, als dass die meisten von ihnen sich darum kümmern konnten, was direkt vor ihrer Nase geschah. Endlich hielt der Kugeldämon inne. Sein Fell war ein wenig plattgedrückt worden und plusterte sich nun an willkürlichen
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