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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Namen geben musste, weil es sie in dieser Pracht noch nicht gab, breitete sich ein lautloser Frost in ihm aus, als würde er von der Freiheit selbst genährt, die ihn in wilder Euphorie durch den Himmel trieb. Das Brüllen der Flamme erstickte jedes Brennen in ihm, bis er nichts mehr fühlte als samtene Kälte. Reglos sah er zu, wie Ghrogonia zu Asche zerfiel, wie Flammen aus den nächtlichen Gassen von Paris brachen und seinen Turm verschlangen, und er spürte keinen Schrecken, als die Körper seiner Freunde im Feuer verbrannten. Vergebens wartete er auf das Entsetzen, doch es war nur, als rauschte fern ein Zug an ihm vorüber. Und als das Bild einer jungen Frau vor ihm auftauchte, als er sie vor sich auf seinem Turm sah, in seiner Kirche, auf der anderen Seite eines steinernen Portals, selbst als er das Entsetzen in ihren Augen las, den stummen Schrei auf ihren Lippen hörte und zusah, wie das Bild verbrannte, fühlte er nichts mehr – nichts als die Feuer der Ersten Stunde, die Feuer, die er legen würde.
    DerSchmerzkamunerwartet.DieletztengerufenenDämonenflüchtetenausderTotenwelt,dochernahmnurundeutlichwahr,wiesiedurchseineFlammenbrachen.EtwasanderesforderteseineAufmerksamkeit,etwaswieeinschimmerndesScherbenstückinmittentiefsterDunkelheit.Erwusstenicht,woherdiedumpfeGlutinseinerBrustaufeinmalkam,fühltekaum,dassdieFlammenaufseinerHautschwächerwurdenundseinKörperzuihmzurückkehrte,docherspürtediezarteHandaufseinerSchulter,leichtwieeinBlütenblatt,underhörtedasRauscheneinesSees.DerSeewarschwarz.
    Er riss die Augen auf, erst jetzt merkte er, dass er sie die ganze Zeit über geschlossen gehalten hatte. Nun jedoch stürzte sein Blick vor, er raste durch Braskatons Feuer, dass die Umgebung um ihn herum verschwamm, und wie durch einen Tunnel sah er Carven in den Schatten. Er lag in den Armen einer Totenfrau, mit blauschwarzen Fingern strich sie ihm über die Wangen, dass jede Farbe aus seinen Zügen wich und seine Lippen blau wurden vor Kälte. Er zitterte, aber er hielt die Augen offen, und sein Blick war wie ein Schlag in Grims Gesicht. Es war der Ozean der Nacht, der in Carvens Augen lag, und mit unnennbarem Schmerz schoss dieses Bild in Grim hinein und ließ ihn die Leere fühlen, die ihn nun ausfüllte, diese schreckliche, mächtige Kälte, nach der er gerufen hatte und die ihn vernichten würde, sollte er ihr auch nur noch einen Moment lang weiter zuhören.
    Er zögerte keinen Augenblick. Mit einem Schrei stürzte er sich vor, die restlichen Flammen loderten wild auf seinem Leib, und schlug die Totenfrau mit heftigem Hieb zurück. Dann packte er Carven, der Junge war so leicht in seinen Armen, als wäre ihm alles Blut aus dem Körper gewichen. Grim zog ihn näher an sich, doch da zerriss ein Jaulen die Luft, es war die Totenfrau, die da schrie, und kaum, dass ein Ton über ihre Lippen kam, stürzten weitere Wächter heran, bleiche Frauen in schwarzen Gewändern und Teufel mit Bocksbeinen und geschwungenen Hörnern auf den kahlen Schädeln. Aus glühenden Augen starrten sie ihn an, Gesänge drangen durch die Luft, und Gelächter brachte die Flammen zum Tanzen und gebar Schatten aus der Glut, die sich betörend auf Grim zubewegten. Schon fühlte er den Todeshauch ihrer Leiber, der sich wie Giftschlangen um seine Glieder wand. Die Teufel griffen nach ihm, das Haar der Totenfrauen streifte seine Wangen wie geflüsterte Flüche. Er schaute ihnen in die Augen, die plötzlich schwarz waren wie der Himmel in einer sternklaren Nacht, und für einen Moment spürte er ihre Macht aufwallen und er fühlte die Sehnsucht, in ihren Armen zu liegen und nichts mehr zu wissen als dies: Es gab keine Welt jenseits der Schwärze dieser Augen. Doch dann riss er seinen Blick los. Zur Hölle noch eins, er war nicht in die Totenwelt der Dämonen hinabgestiegen, um von einem Augenpaar betört zu werden!
    Entschlossen ließ er das Feuer auf seiner Haut auflodern, donnernd schlug es die Angreifer zurück. Gerade hatte er sich in die Luft erhoben, als eine zischende Peitsche sich um Carvens Handgelenk schlang. Grim fuhr herum. In einiger Entfernung stand ein Teufel, das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen verzerrt. Blut klebte ihm an den Lippen. Eilig zerriss Grim die Peitsche, ihre Glut hatte sich in Carvens Fleisch gegraben, doch der Junge schien es kaum zu merken. Er sank langsam in eine tiefe Ohnmacht. Dunkle Schlingen blieben auf seiner Haut zurück, Grim spürte ihre Magie mit eisiger Kälte. Der Teufel knallte mit der Peitsche,

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