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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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er lachte heiter und grausam, während flackernde Funken um ihn herumflogen, doch bevor er erneut ausholen konnte, warf Grim sich herum und jagte davon. Licht und Schatten stürzten zusammen, als er Braskaton verließ, er glitt hinüber in die Traumwelt und fand sich am Boden des Vladislav-Saals wieder.
    Carven lag in seinen Armen. Er war so blass, dass Grim die Adern unter seiner Haut sehen konnte, und als sein Kopf zur Seite fiel und sein Herzschlag schwächer wurde, wusste er, dass er zu spät gekommen war: Carven lag im Sterben. Für einen schrecklichen Moment sah er sich von außen, übermächtig fühlte er den Frost, den die Flamme über ihn gelegt hatte, doch dann zerriss die Verzweiflung die Kälte in seiner Brust, flutete seine Glieder und erfüllte ihn mit einem Schmerz, wie er ihn noch nie empfunden hatte. Schwarzes Wasser schlang sich um seine Kehle, er atmete nicht, aber er konnte den Schwingenschlag hören, der ihm so fremd erschien wie seit jeher und der nun über ihn hinwegstrich. Gleich darauf sah er nichts mehr als Carvens Haar im Zug des Windes und die Dunkelheit, die sich um ihn herum auftürmte und die ihn mit sich reißen würde wie ein Blatt im Sturm.
    »Er wurde vom Tod umarmt«, sagte eine warme, sanfte Stimme. Grim wusste, dass es Verus war, der nun zu ihm trat, aber er schaute den Dämon nicht an. Sein Blick ruhte auf Carvens Gesicht und er hielt sich an dem schwachen Klang seines Herzens fest, der nur noch leise zu ihm drang. » Eines Tages« , fuhr Verus fort, » wirst du bereuen, mir nicht gefolgt zu sein. So sagte ich zu dir, erinnerst du dich? Nun ist dieser Tag gekommen. Du hättest die Kraft nutzen können, die in dir liegt, du hättest dieses Kind retten können. Doch damals wie heute warst du zu schwach. Du hast dich geweigert, das Feuer zu beherrschen, und so gebietest du nicht über die Flamme, die dein Ausweg hätte sein können.«
    Grim riss seinen Blick los. Er hätte Verus den Kopf von den Schultern geschlagen, doch etwas lag in den Augen des Dämons, das ihn innehalten ließ, etwas Sanftes – ein Versprechen.
    »Gib sie mir«, raunte Verus. »Gib mir die Flamme – und ich werde ihn retten.«
    Grim spürte den eisigen Hauch, der bei diesen Worten über seinen Rücken glitt. Es war Wahnsinn, Verus diese Macht zu geben, nach der die Dämonen seit unendlich langer Zeit gierten und die die Götter selbst ihnen einst verwehrt hatten. Mit ihr konnte Verus die Welt nach seinem Bild formen, sobald er sie vollständig beherrschte – und das würde nicht lange auf sich warten lassen, denn schon jetzt kannte er ihre Kräfte weit besser als Grim. Hierin liegt die Macht der Ersten Stunde, klang Verus’ Stimme in ihm wider. Hierin liegt die Macht der Götter. Nein, er durfte nicht … Doch da zuckte Carven zusammen. Sein Puls flatterte, Grim schien es, als würde ihm das Herz aus der Brust gerissen, und als der Schatten des mächtigen Flügels seine Stirn berührte, streckte er die Klaue nach Verus aus. Glühend stand die Flamme auf seinen Fingern, der Dämon sah sie nicht an, als er sie entgegennahm, doch sie erhellte sein Gesicht und verwandelte es für einen Moment in eine Maske aus Gold.
    Dann ging er neben Carven in die Knie. Er legte die linke Hand auf die Brust des Jungen und schloss die Augen. Verschlungene Worte kamen über seine Lippen und samtenes Licht drang über seine Finger in Carvens Körper. Der Junge keuchte, als hätte eine eisige Klaue ihn umfasst. Er stieß ein Wimmern aus, kurz öffnete er die Augen, und Grim bemerkte den Schatten, der wie eine Scherbe in seinem Blick lag. Doch gleich darauf entspannte sich Carvens Gesicht, seine Lider senkten sich, und dann, nach einem atemlosen Moment, hörte Grim seinen Herzschlag, kräftig und ruhig. Sanft strich er dem schlafenden Kind über die Wange und fühlte kurz nichts mehr als die Wärme, die ihn mit flüsternder Stimme erfüllte.
    Regungslos schaute Verus auf Carven hinab. »Ich kannte einst einen Jungen wie ihn. Ich erinnere mich an die Wärme der Sonne, die ich durch ihn erlebte. Erinnerst du dich daran, einsamer Hybrid? Erinnerst du dich an das erste Mal, da du das Licht der Sonne ohne Furcht auf deiner Haut gefühlt hast?« Sanft fragte er das und so ernst, dass Grim ihn ansah. Etwas hatte sich in seinem Blick verfangen, ein kaum merklicher Schimmer, der seine Züge ganz weich machte. Grim zog die Brauen zusammen. Er hatte diesen Glanz schon einmal in Verus’ Augen gesehen, aus irgendeinem Grund hatte er ihn

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