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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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gewappnet zu sein, doch nun, da sie sich dem Ritual näherte, begriff sie, dass sie sich auf diesen Anblick nicht hatte vorbereiten können.
    Sie betrachtete die dicken Adern auf dem Boden, schwach durchpulst von schwarzem Blut, und als sie die Stimmen der Flüsterer hörte, die wie tausend Flüche die Luft durchzogen, und ihnen in die fratzenhaften Gesichter sah, musste sie all ihre Kraft aufwenden, um nicht zu zittern. Gewaltsam riss sie den Blick los und schaute zu dem Stab hinüber, der sich unter der Maske des Bhaal bereits dunkel verfärbt hatte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Mit angehaltenem Atem trat sie näher. Sie hörte keinerlei Geräusche mehr jenseits des Saals. Nichts als die Stimmen der Flüsterer und das Zischen der Zeichen, die die Luft durchzogen, drang mehr an ihr Ohr. Glühend legten die Zeichen sich auf ihre Haut, glitten darüber hin wie seidene Tücher, aber Mia spürte die Macht, die in ihnen lag, und sie hörte die Grausamkeit in jedem geflüsterten Wort. Entschlossen drängte sie die Furcht zurück, die nach ihren Gliedern greifen wollte, und ließ sich neben einem Flüsterer auf die Knie nieder.
    Sie vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen. Schon der Blick auf seine mit schwarzen Adern überzogenen Hände kostete sie Überwindung. Sie waren teilweise mit dem Netzwerk des Bodens verwachsen, und als sie den Flüsterer berührte und das weiche Fleisch mit den pulsierenden Adern unter ihren Fingern spürte, musste sie sich Samhurs Stimme in Erinnerung rufen, um nicht zurückzuschrecken. Er hatte ihr alles genau erklärt, jede Kleinigkeit, die sie beachten musste, um sich in das Ritual einzubinden, und als sie mit dem Sprechen der Formeln begann, sah sie sein Gesicht vor sich. Sie folgte seinen Anweisungen, unterdrückte den Schrecken, als sie die Adern des Flüsterers unter ihren Fingern platzen fühlte und ein stechender Schmerz ihre Hand durchzog, und sie drängte das Geräusch des schmatzenden Knisterns zurück, als ihr Fleisch aufriss und sich mit dem der Kreatur verband. Ein Zittern lief durch ihren Körper. Sie zwang sich, nicht auf ihre Hand zu schauen, und fixierte die Maske des Bhaal, als sie die letzten Formeln sprach. Glühend drang ihr Blut in die Adern des Zaubers ein, und sie sah aus dem Augenwinkel, wie sie sich rot verfärbten. Sie glitt mit ihm hinein in das Konstrukt, das Verus erschaffen hatte, und löste die Knoten mit den Formeln, die Samhur ihr genannt hatte. Die Flüsterer stöhnten auf – und plötzlich ging ein Grollen durch den Raum, tiefer als jeder Donner.
    Mia riss den Blick von der Maske los. Die Lider der Flüsterer begannen heftig zu flattern, die Nähte in ihrem Fleisch zerrissen fast, und ihre Haut brach auf. Rohes Fleisch lag darunter, Gewebe, das schon verfaulte, während es noch wuchs, und ein Netzwerk glänzender Blutgefäße zog sich über den Boden und verwandelte die Kreise des Rituals in sehniges, halb zerfetztes Fleisch. Mia flüsterte die Formeln, aber die Stimmen der Flüsterer wurden lauter, sie griffen nach ihren Worten und rissen sie ihr von der Zunge, und da sah sie, wie sich die rote Farbe verwandelte, wie sie gefressen wurde von einem schwarzen Gift, das ihren Zauber zurückdrängte und auf sie zukroch. Sie schrak zusammen, entsetzt stellte sie fest, dass feinste Äderchen an ihr hinaufgewachsen waren, und ehe sie zurückweichen konnte, drangen sie in ihr Fleisch und hielten sie fest. Glühend strömte das schwarze Blut in ihren Körper, sie wollte schreien, aber es war nicht ihre Stimme, die über ihre Lippen kam. Jemand anderes bediente sich ihrer Stimmbänder, jemand anderes raste durch ihre Gedanken, und dann sah sie Verus’ Gestalt aus dem blutigen Aderngeflecht steigen, ein Schemen mit zerfressenem Gesicht, aber lächelnd, als würde er sich an ihrem Schmerz weiden. Er schaute auf sie herab, und als sie den Kopf zurückriss und er verschwand, da wusste sie, dass er noch immer da war. Er steckte in jeder Faser dieses Schreckensbildes – er war das Ritual.
    Mit kaltem Entsetzen musste Mia zusehen, wie ihre Hände sich langsam in Klauen verwandelten. Ihre Knochen knackten, und der Schmerz wurde so übermächtig, dass sie kaum noch Luft bekam. Unsichtbare Klingen fuhren ihr ins Fleisch, und sie hörte die Stimmen der Flüsterer so laut in ihrem Kopf, dass sie meinte, sie müsste von ihnen zerrissen werden. Außer sich riss sie an ihren Händen, doch kaum, dass sie sich bewegte, griff die Klaue des

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