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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Dämonen in seinem Glanz ab, die sich mit weit aufgerissenen Mäulern dagegenpressten, als könnten sie die Grenze zwischen den Welten auf diese Weise zerreißen.
    »Ihr seid Narren«, sagte Verus, als er hinter Grim landete. »Habt ihr wirklich geglaubt, das Ritual brechen zu können? Wisst ihr denn nicht, dass es nicht von mir verschieden ist?«
    Grim wandte sich ihm zu. Ein spöttisches Lächeln spielte um die Lippen des Dämons, er streckte die Hand aus und ließ sie spielerisch durch eine Zinne zu seiner Linken gleiten. Sie verwandelte sich zu einem Teil des Doms, als würde Verus sie durch Wasser führen, nur um gleich darauf wieder zu der Hand des Dämons zu werden.
    »Ich bin das Ritual«, fuhr Verus fort. »Ich bin der Boden, auf dem du stehst, und bald schon werde ich die Luft sein, die du atmest. Die Flamme erlaubt es mir, denn ich habe sie durchdrungen!«
    »Du bist kein Gott«, erwiderte Grim. »Auch dir sind Grenzen gesetzt.«
    Verus lächelte kalt. »Mit Grenzen kennst du dich aus«, raunte er. »Doch ich bin mehr als alles, was du dir vorstellen kannst. Du ahnst nichts von meiner Macht, ebenso wenig wie Mia. Sie glaubt, mich aufhalten zu können, doch sie wird sich verlieren in der Welt der Träume, in die ich sie trieb! Ich bin ihr Tod – und du kannst nichts dagegen tun!«
    Da stürzte Grim vor. Seine Faust traf Verus so heftig, dass dieser gegen die Klaue des Drachen krachte, doch ehe er sich besinnen konnte, packte Grim ihn an der Kehle, breitete die Schwingen aus und raste mit ihm durch das Dach der Kirche. Im ersten Moment sprengten die Schindel auseinander, Grim fühlte sie wie flammende Splitter, aber dann drang er in den Dom ein, er spürte sein Licht auf seinem Gesicht, und als sein Körper zum Stein der Kirche wurde, zu den Streben der Rundbögen, den verkohlten Marmorsäulen, da strömte die Macht der Flamme durch seine Adern, so kalt und gleißend, dass sie jeden Schmerz mit sich riss. Er hielt Verus’ Kehle umfasst, brach durch die umstehenden Häuser und wurde zu Giebelwerk und Balken, zu Dachstühlen, verbranntem Boden und Aschewolken. Er sah sich von außen, nichts war er mehr als ein flirrender Schemen, und er spürte Verus’ Schlag kaum, als dieser ihn von sich schleuderte.
    Sie landeten auf einem flachen Dach, Grim schrammte über die Steine, dass es ihm die Haut aufriss, aber noch bevor er auf die Beine kam, schoss er eine Flammenpeitsche auf Verus und brachte ihn zu Fall. Sofort sprang er auf, hob die Faust für einen Wirbelschlag – doch er sah den Funken zu spät. Donnernd barst er dicht vor seinem Gesicht und blendete ihn. Gleich darauf traf ihn Verus’ Blitz. Der Schmerz explodierte in Grims Körper, er wurde in gleißendes Licht gehüllt, und während Verus ihn mit seinem Zauber in die Luft riss, zuckten gewaltige Stromstöße durch seinen Körper und drückten ihm die Kehle zu. Ein Stöhnen drang über seine Lippen, kurz glaubte er, seine Muskeln würden unter der Anspannung zerreißen, doch er zwang sich, durch das flackernde Licht hinabzuschauen und Verus zu fixieren. Außer sich ballte Grim die Klauen, er riss sie nach vorn, obwohl er meinte, diese Bewegung müsste seine Knochen auseinandersprengen, und packte den Blitz mit festem Griff. Der Zauber schnitt ihm ins Fleisch, aber er wandte den Blick nicht ab und ließ nicht los, obwohl der Blitz mit glühenden Klingen durch seine Adern fuhr. Mit einem Brüllen riss er ihn entzwei.
    Rücklings krachte Verus gegen einen Schornstein. Die Steine zerbrachen hinter ihm, doch als der Dämon auf die Beine kam, schien er es nicht zu bemerken, und auch Grim nahm kaum die Blitze wahr, die über den Boden glitten und erloschen. Stattdessen betrachtete er das Blut, das über Verus’ Lippe lief. Wie in Zeitlupe sah er, dass Verus die Hand hob und sich an den Mund fuhr. Mit unverstellter Fassungslosigkeit betrachtete er sein eigenes Blut, als wäre es ein Wunder. Schweigend hob er den Blick, er schaute Grim an und dieser konnte den Ausdruck auf seinen Zügen nicht deuten. War es Schmerz, Erstaunen, Zorn? Er wusste es nicht. Dann blitzten Verus’ Augen auf, sie waren nicht mehr als zwei Abgründe aus goldenen Schatten.
    Erinnere dich , raunte der Dämon in seinem Kopf. Erinnere dich an den goldenen Himmel!
    Sein Lächeln schickte das Bild der Katakomben wie einen Faustschlag in Grims Gedanken, und ehe dieser etwas hätte tun können, stürzte Verus sich vom Dach und raste durch die Menge der Kämpfenden dahin. Grim folgte ihm.

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