Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Mann, setzen Sie sich.« Er bedeutete Melrose, ihm gegenüber im Sessel Platz zu nehmen.
    Melrose setzte sich hin. Wieso schöpfte Tynedale keinen Verdacht? Vermutlich, weil er sich einfach mit jemandem über Florenz und die Florentiner Kunst unterhalten wollte.
    Dann sind Sie an den Richtigen geraten!, dachte Melrose.
    Ian zog einen kräftigen Bogen Papier hervor und hielt ihn Melrose zur Begutachtung hin. »Was halten Sie davon?« Ian tippte auf das Blatt.
    Es war kein Gemälde, sondern eine Skizze. Melrose kaute unschlüssig auf der Lippe herum. Es sah aus wie eine Studie zur Perspektive: zwei ebene Oberflächen, eine davon vermutlich ein Spiegel, wurden einander gegenüber gehalten, die Linien überschnitten sich. Melrose' Gedanken wanderten zurück zu Di Bada und dem, was dieser über Brunelleschi gesagt hatte. Es hätte von einer Reihe von Künstlern stammen können, mit Brunelleschi lag Melrose jedoch bestimmt nicht völlig daneben, da es sich bei der Zeichnung sowieso nicht um ein Original handeln konnte. »Hmm... ich würde sagen, Brunelleschi. Äh... vielleicht.«
    »Ich glaube, es ist von Giotto. Er hat doch die Perspektive wiederentdeckt, nicht wahr? Die Griechen wussten darüber schon Bescheid. Piaton nannte Perspektive ja auch >Täuschung<.« »Piaton nannte alles Täuschung.«
    Ian lachte. »Man merkt, dass Sie nicht immer Gärtner waren.«
    »Hilfsgärtner«, korrigierte ihn Melrose. »Aber diese Skizze -Sie wollen doch nicht behaupten, das ist ein Original.«
    »Ach, schön wär's!« Wieder lachte Ian und zog eine weitere Skizze hervor, diesmal vom Duomo. »Wie ich zu der gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr. Die Kuppel von Santa Maria Novella. Ich habe keine Ahnung, wer der Künstler ist. Aber sie ist wunderschön.«
    »Na, wenn es eine Skizze von Brunelleschi wäre, dann wäre sie sicher so viel wert wie der Inhalt der Londoner Silberschatzgewölbe.«
    Den Blick immer noch auf das Blatt geheftet, rieb sich Ian den Nacken. »Hier geht es aber natürlich nicht um Geld.«
    Eine im Allgemeinen vorzugsweise von Reichen geäußerte Regung, wusste Melrose. Während Ian über dem Bild sinnierte, nutzte Melrose die Gelegenheit, den Blick über die Wände schweifen zu lassen, an denen Gemälde von unschätzbarem Wert hingen. Beim Anblick der Sammlung musste er an Jurys Kommentar über Simon Crofts Sammlung denken. Er wünschte, er könnte das Gespräch in diese Richtung lenken. Das war aber gar nicht nötig.
    In seinen Sessel zurückgelehnt, die Zeichnung auf Armeslänge vor sich haltend, sagte Ian: »Ein sehr guter Freund von mir ist vor einer Woche gestorben. Sie hätten ihm gut gefallen.« Seufzend legte er das Blatt wieder zwischen die schützenden Holzbretter. »Er wurde ermordet.«
    »Wie entsetzlich. Wie ist das passiert?«
    »Man hat bei ihm eingebrochen - in sein Haus an der Themse -«
    Melrose unterbrach ihn. »Aber das stand doch überall in der Zeitung. Er hieß, äh -« Er hielt inne, scheinbar bemüht, sich zu erinnern.
    »Simon Croft. Unsere Familien standen sich sehr nahe.«
    Ian nahm die andere Zeichnung zur Hand, die vom Duomo. »Ein Wunderwerk der Ingenieurskunst. Ich wünschte, ich wäre damals dabei gewesen.«
    »Auf dem Baugerüst oben mit einem Glas verwässertem Wein?«
    Ian lachte. »Nein, auf der Piazza unten mit einem Glas Tynedale-Bier.« Er griff nach der vor sich hin glimmenden Zigarre. »Stellen Sie sich vor, in was für einer Gesellschaft wir uns befänden: Brunelleschi, Leonardo, Masaccio...«
    Ehrfürchtig schüttelte er den Kopf.
    »Übrigens habe ich irgendwo gelesen, dass Masaccio solche Angst hatte, jemand könnte seine Arbeit stehlen, dass er keinen zu sich ließ außer seinem Gemüsehändler.«
    Ian lachte. »Hört sich nach Simon an.«
    »Wirklich?«
    Ian wechselte das Thema. »Wie vertragen Sie sich denn mit Murphy?«
    »Gut.«
    Ian lächelte. »Ein recht jähzorniger Bursche. Die letzte Hilfe ging einfach, ohne sich abzumelden. Tauchte einfach nicht mehr auf. Na ja, sie war noch jung, das muss man ihr zugutehalten. Vielleicht hat sie der Zwischenfall mit dem Schuss verschreckt. Murphy hat es Ihnen erzählt, nehme ich an.«
    »Hat mir was erzählt?«
    »Im Oktober hat jemand einen Schuss auf das Gewächshaus abgefeuert. Die Polizei von Southwark rechnete es zunächst dieser Reihe von Einbrüchen hier in der Gegend zu.«
    »Wurde etwas gestohlen?«
    »Nein, zum Glück nicht.« Ian sah zu den Wänden hinüber.
    Melrose versuchte, nicht wissbegieriger zu erscheinen,

Weitere Kostenlose Bücher