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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die den Gartenweg gegenüber säumten. Von einem der dick bepackten Äste fiel ein Eiszapfen leise auf den laubbedeckten Erdboden.
    Gemma saß auf derselben Bank, die sie vor zwei Tagen mit Jury geteilt hatte. Es war die Bank, die auf zwei Seiten von Spaliergitter umgeben war. Die Bank hier und der Sitz in der Buche waren offenbar ihre Lieblingsplätzchen. Sie saß zusammen mit ihrer Puppe da, die diesmal mit einer viel zu großen Hose und Hemd bekleidet war und als Halstüchlein einen roten Stoffstreifen trug.
    »Hallo, Gemma. Kennst du mich noch?«
    »Ja. Sie sind der Polizist.«
    »Richtig. Richard Jury.«
    Mit gewichtiger Miene sagte sie und hob dabei die Puppe hoch: »Er heißt auch Richard. Sie können sich hinsetzen, wenn Sie wollen.«
    »Danke.« Jury setzte sich. Er hob die Puppe auf, wo Gemma sie hingelegt hatte, und musterte sie ziemlich lange.
    »Sieht er okay aus?«, wollte Gemma wissen. »Ich weiß, seine Hose ist viel zu groß.«
    Sie schien besorgt über die Umwandlung der Puppe von einem vermeintlich weiblichen zu einem vermeintlich männlichen Wesen.
    »O ja, er ist in Ordnung. Ich dachte nur gerade -«
    Gemmas erschrockene, dunkle Augen schienen ihn anzuflehen, doch nicht allzu viel über die Puppe nachzudenken.
    »- dachte gerade, wie schön es doch sein muss, eine Puppe zu sein.«
    Ihr Gesicht drückte jetzt nur noch Neugier aus. »Warum?«
    »Na, da kann einer doch so ziemlich alles sein, was er will.«
    Die Neugier verwandelte sich in Zweifel. »Nein, kann er nicht. Nicht, wenn ich es nicht will.«
    Jury erwiderte nichts darauf. Das machte sie aber nur noch besorgter, und sie rückte näher zu ihm hin. »Irgendwie stimmt das ja«, sagte er, »aber denk dran: du weißt nicht alles über ihn. Nur ein paar Sachen.«
    Dass der Puppe dadurch ein Eigenleben verpasst wurde, kam bei ihr nicht gut an. Sie runzelte heftig die Stirn, als sie der Puppe ganz dicht bei Jurys Fingern die Hand auf die Brust legte.
    »Weißt du noch, als du dachtest, die Puppe wäre ein Mädchen?«
    »Er kann doch beides sein«, beeilte sich Gemma zu sagen.
    »Ja, aber das wusstest du damals ja eigentlich noch nicht.«
    Sie legte sich alle möglichen Antworten auf diese Behauptung zurecht, brachte aber nichts heraus. »Ich meine, vielleicht hättest du für deinen Richard gern eine Art Ausweis.« Jury holte seinen hervor und zeigte ihn ihr. »So einen wie den hier.«
    Der Gedanke schien sie in Erstaunen zu versetzen. »Sie meinen, Richard ist ein Polizist?«
    »Könnte sein, ist aber bloß eine Vermutung. In Zivil natürlich. Mehr wie ein Detektiv.«
    Ganz erfüllt von dieser Vorstellung, besonders weil sie auch schon daran gedacht hatte, betrachtete Gemma Jurys Dienstausweis.
    »Wie kann er einen kriegen?«
    »Ich könnte ihm vielleicht bei Scotland Yard einen besorgen.«
    Gemma war vollkommen überwältigt. Sie nahm Richard, die Puppe, wieder an sich und musterte ihn eingehend, um zu sehen, ob seine Detektiverscheinung auch wirklich makellos war.
    »Natürlich«, fuhr Jury fort, »wird er dir Fragen stellen wollen.«
    »Was denn?« Sie blickte Jury scharf an.
    »Keine Ahnung«, meinte er achselzuckend.
    Eine Zeitlang war es still, während Gemma grübelnd in die Ferne schaute.
    »Ich wette, er will wissen, wie das war, als ich im Gewächshaus war und jemand auf mich geschossen hat. Die haben mich verfehlt.«
    »Ja, ich erinnere mich, dass du mir davon erzählt hast. Das muss ja schrecklich gewesen sein.«
    »War es auch. Ich hab immer noch Angst deswegen, das war nämlich nicht alles!«
    Es war still, während Gemma die Puppe betrachtete. Schließlich flüsterte sie Jury zu: »Will er mich denn nicht fragen, was sonst noch war?«
    »Ich glaube, das hat er schon. Du hast ihn nur nicht gehört.«
    »Ach so. Also, der Rest geht so: Jemand kam in mein Zimmer und wollte mich ersticken!«
    Wieder war es still.
    Sie sagte: »Der ist aber kein guter Detektiv.« »Er ist eben noch nicht so lange dabei.«
    »Na, er sollte mich fragen, ob ich geschlafen hab, als es passiert ist.«
    Jury hielt sich die Puppe ans Ohr und nickte.
    »Das fragt er gerade.«
    Dann blickte Jury angelegentlich zum Spaliergitter, zur Buche und zu Melrose Plant hinüber, der am anderen Ende des Gartens mit Angus Murphy eimerweise irgendwelches Zeug aufs Erdreich kippte.
    »Richard muss nämlich ganz leise sprechen, weil man ja nie wissen kann, wer mithört. Schau mal da drüben.« Jury wies mit dem Kopf in die Richtung der beiden Gärtner.
    »Ach, das ist bloß

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