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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schlückchen davor genehmigen wir uns doch gerade.« Er lächelte. »Aber sicher, natürlich werden heute Abend noch ein paar Schlückchen kredenzt. Kommen Sie um sieben.«
48
    Richard Jury griff zu dem Eiskübel hinüber, den Ruthven ihm auf seinen Wunsch dagelassen hatte, holte einen Eiswürfel heraus und ließ ihn in seinen Whisky fallen. In letzter Zeit neigte er dazu, es sich so bitterkalt wie nur möglich zu machen - kalte Spaziergänge, kalte Drinks, kalte Räume, bittere, betäubende Kälte. Er wusste eigentlich auch nicht, warum, nur dass er sich auf diese Art gegen das Schreckgespenst vergangener, gegenwärtiger und vermutlich künftiger Weihnachtsfeste wappnen wollte. Er mochte Weihnachten nicht; er fühlte sich davon ausgezehrt, entkräftet.
    »Das ist übrigens ein dreißigjähriger Single Malt, den Sie da verwässern«, sagte Melrose Plant. Sie saßen in bequemen Sesseln am Kaminfeuer.
    »Bevor das Eis schmilzt, ist der weg. Und jetzt noch mal zum Hl. Hieronymus.«
    »Ich glaube, es ist Johannes, der Hl. Johannes.«
    »Sie haben nicht gesehen, was von diesem Polyptychon in der Kirche in Pisa noch übrig ist?«
    »Es ist überhaupt nicht mehr dort. Das ist es ja gerade. Teile davon sind auf irgendeine Art und Weise in verschiedenen europäischen Kirchen und Museen gelandet. Und einige der Tafelbilder sind verschwunden.«
    Jury nickte und trank seinen Whisky. »Wie heißt der Händler?«
    »Jasperson. Die Frau, die sie verkauft, ist eine gewisse Amy Eccleston.«
    Jury beugte sich hinüber, um sein leeres Glas auf dem Tisch abzustellen. »Ich würde gern kurz mit Jasperson sprechen. Haben Sie seine Nummer?«
    »Hier.« Melrose reichte ihm ein Kärtchen aus seiner Brusttasche.
    »Wo ist das Telefon?« Jury stand auf.
    Melrose bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. »Nein, lassen Sie. Ruthven kann es bringen.«
    Melrose drückte auf den Emailleknopf unter dem Tisch neben seinem Sessel.
    Ruthven erschien, wurde mit dem Auftrag weggeschickt und kam mit dem Telefonapparat wieder. Jury bedankte sich.
    »Ich hätte doch auch zu dem Telefon gehen können, statt dass das Telefon zu mir kommt.« »Kommt nicht in die Tüte. Ich will hören, was Sie sagen.«
    Jury wählte die Nummer, während Melrose ihnen nachschenkte und in Jurys Glas noch einen Eiswürfel warf. Jury lehnte sich abwartend zurück. Dann sagte er zu Melrose: »Würde mich ja wundern, wenn an Heiligabend jemand dranginge... Hallo! Mr. Jasperson, bitte. Hier spricht -?
    Mr. Jasperson, hier ist Superintendent Richard Jury von Scotland Yard... Nein, alles in Ordnung ...« Jury fragte ihn nach den beiden Bildern und ob er sich deren Echtheit hatte bestätigen lassen und woher sie stammten. »Es ist so, Mr. Jasperson, mir wurde der Eindruck vermittelt, dass Sie da eventuell eine Tafel aus einem Altarbild von Masaccio haben -«
    Jaspersons Reaktion am anderen Ende der Leitung musste recht heftig ausgefallen sein - denn Jury hielt den Hörer vom Ohr entfernt, sah Plant schulterzuckend an und hielt sich den Hörer wieder ans Ohr, während Jasperson noch etwas sagte, was Jury zum Lachen brachte. »Vermutlich nicht. Hätte sonst noch jemand, der mit Ihrem Geschäft in Verbindung steht, vielleicht eine Ahnung...? Nein... Miss Eccleston, verstehe. Nun gut, dann komme ich gleich für ein paar Minuten vorbei, um zu sehen, was... Ja. O nein, Sie brauchen nicht hinzukommen. Schlimm genug, wenn man überhaupt an Weihnachten gestört wird.... Ja. Danke. Moment noch. Sagen Sie mir, falls sich herausstellen sollte, dass eins dieser Tafelbilder von Masaccio stammt, wie viel würde es bei einer Auktion denn einbringen?... Was Sie nicht sagen. Danke.«
    Jury legte auf. »Hat die Tafelbilder nie gesehen.«
    Melrose richtete sich erschrocken auf.
    »Ich finde, wir sollten uns ein bisschen mit Amy Eccleston unterhalten, was meinen Sie?«
    Melrose fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. »Na, dann los.«
    Als sie schon im Mantel waren und in Richtung Haustür gingen, fragte Melrose: »Was hat er denn gesagt, wie viel der Masaccio einbringen würde?«
    »An die fünfundzwanzig, dreißig Millionen Pfund.«
    »Mein Gott! Aber wieso verkauft sie ihn dann für mickrige zweitausend?«
    »Vielleicht kennt sie keinen, der dreißig Millionen hat.«
    Es waren noch zwei Kundinnen im Laden, als Jury bei C. Jasperson's eintrat. Amerikanerinnen, so wie es sich anhörte, zwei Frauen mittleren Alters in Pullover und Hosen, die in aller Ruhe herumstöberten und sich offenbar keinen Pfifferling um

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