Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
den Feiertag scherten. Die Einstellung gefiel ihm.
Amy Eccleston, die sie beraten hatte, entschuldigte sich und schlängelte sich zwischen Tischen und Stühlen und Kunstgegenständen hindurch nach vorn zu Jury. Ihr Lächeln schwächte sich beim Anblick seines Ausweises etwas ab. »Oh«, machte sie. Dann klingelte das Telefon und sie ging, zweifellos dankbar für die kurze Pause.
Jury betrachtete den Tisch in der Mitte des Raumes und musterte stirnrunzelnd die dicklichen, vergoldeten Engelchen, die die Tischbeine umschlangen. Wozu brauchte man so ein Stück eigentlich, noch dazu zu diesem schwindelerregend hohen Preis?
Er ließ das Preisschild baumeln. Die Amerikanerinnen mittleren Alters lächelten ihn beim Hinausgehen an, und er erwiderte ihr Lächeln. Daraufhin lächelten sie erneut zurück, wohl in der Annahme, diesen Menschen in Sachen Lächeln nicht ausreichend bedacht zu haben. Als sie hinausgingen, schrillte die Türglocke nervös.
Melrose, der inzwischen draußen noch etwas gewartet hatte, begegnete ihnen am Eingang. Er hatte sich mit Jury darüber geeinigt, dass sie besser getrennt eintraten, damit Amy Eccleston keinen Verdacht schöpfte, wenigstens nicht sofort.
Als Miss Eccleston von ihrem Telefonanruf wieder herüberkam und Melrose sah, stieß sie einen entzückten Aufschrei aus. Sie würde ihm sein Bild gleich holen, vertröstete sie ihn. An Jury gewandt, sagte sie: »Also, was wollten Sie, Inspector?«
»Superintendent, bitte. Soviel ich weiß, haben Sie in letzter Zeit zwei Gemälde verkauft, die dem italienischen Maler Masaccio zugeschrieben werden?«
Mit selbstgerechter Miene korrigierte sie ihn. »O nein, das habe ich nicht! Ich habe nicht behauptet, sie wären von Masaccio. Ich habe nur gesagt, es besteht die Möglichkeit.«
»Sie sind selbst darauf gestoßen, nicht wahr?«
»Ja. In Italien. Ich entdeckte sie in einer kleinen Kirche in San Giovanni Valdarno. Sie erschienen mir ungewöhnlich und sehr beeindruckend. Dass sie von Masaccio gemalt sein könnten, kam mir damals natürlich nicht in den Sinn.« »Obwohl«, schaltete Melrose sich ein und trat auf die beiden zu, »San Giovanni Valdarno sein Geburtsort war?«
Sie blickte zwischen ihnen hin und her, offenkundig verwirrt darüber, dass sie jetzt anscheinend zusammengehörten. »Daran dachte ich überhaupt nicht. Superintendent, was ist hier eigentlich los? Es kommt mir so vor, als wollten Sie mir etwas ankreiden.«
Jury hatte sich unterdessen in sein Büchlein Notizen gemacht. »Was das Ganze so verdächtig macht, ist die Tatsache, dass Mr. Jasperson absolut nichts von diesen beiden Gemälden weiß. Und doch hängen sie - oder hingen - hier in seinem Geschäft.«
»Mr. Jasperson?« Sie wurde kreidebleich.
Jury musterte sie schweigend.
»Ich bin jetzt seit drei Jahren bei Mr. Jasperson. Er ist immer -«
»Pech für Sie, dass Sie nicht noch drei weitere bei ihm sein werden, Miss Eccleston. Mir kommt es ganz so vor, als ob Sie das hier schon eine ganze Weile treiben. Jeden Freitag und gelegentlich an den Feiertagen sind Sie allein hier. Und an diesen Freitagen hängen Sie Ihre Neuerwerbungen hin. Vielleicht findet sich ein Käufer, vielleicht nicht. Wenn nicht, dann warten Sie eben bis zum nächsten Freitag. In jedem Fall ist dieses elegante Geschäft der oberen Preisklasse ein wunderbarer Ausstellungsort für teure Gemälde. Und Sie sacken hundert Prozent des Verkaufspreises ein. Nicht schlecht! Diese Woche sind viertausend Pfund hereingekommen, ohne Mehrwertsteuer. Das ist eine hübsche Rendite. Im Übrigen ist es äußerst gewagt. Was ist, wenn einer Ihrer Käufer etwas zurückbringt, was Sie verkauft haben, und Mr. Jasperson hier ist?«
»Das ist doch lächerlich. Ich muss mich hier doch nicht -« Sie wollte sich schon abwenden.
Jury zitierte sie zurück. »O doch, Sie müssen. Von hier weggehen, das müssen Sie. Das Dorf verlassen. Sie werden kein Wort -kein Wort - über diese beiden Gemälde verlauten lassen. Versuchen Sie unter keinen Umständen, Mr. Trueblood zu kontaktieren. Sie werden Mr. Plant einen Brief schreiben, in dem Sie auf jegliche Ansprüche auf diese Gemälde verzichten. Danach haben Sie achtundvierzig Stunden, um von hier zu verschwinden.«
»Aber was ist mit Mr. Jasperson? Ich kann doch nicht einfach so weggehen.«
»Was Sie Mr. Jasperson erzählen, ist Ihre Sache.« Er machte eine Pause. »Sie kommen hier ziemlich billig weg, Miss Eccleston. Danken Sie dem Himmel, dass es Menschen gibt, für die Kunst
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