Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
mehr bedeutet als Geld.«
Sie war totenbleich.
Jury lächelte. »Nehmen Sie sich Ihr Bild, Mr. Plant.« Melrose machte sich nicht die Mühe, es einzupacken. »Frohe Weihnachten«, sagte Jury.
»Gütiger Himmel«, sagte Melrose, als sie den Wagen rückwärts aus der Parklücke fuhren. »Was könnten Sie ihr denn anhaben?«
»Nichts. Das weiß sie aber nicht. Jasperson könnte sie natürlich wegen allem Möglichen belangen.«
Melrose hatte sein Bild auf dem Vordersitz bei sich. Er lehnte es an, um es zu betrachten. »Jetzt wissen wir es aber immer noch nicht.«
»Ob es echt ist?« »Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Wie könnte so etwas den Experten auf diesem Gebiet denn all die Jahre entgangen sein. Ich meine, wie konnte es einfach in irgendeiner kleinen Kirche herumgehangen haben - ohne dass irgendein Fan der italienischen Renaissance es spitz gekriegt hat?« Melrose machte eine Pause.
»Aber wie Tomas Prada - einer der Experten - bemerkte: Wovon konnten diese Tafelbilder abkopiert worden sein, nachdem die Originalgemälde ja verschwunden sind?«
»Hmm. Das ist auf jeden Fall ein guter Einwand. Können Sie damit nicht einfach leben?«
»Es nicht zu wissen?«
»Ja.«
»Das hat Prada Trueblood auch gefragt.«
»Und was war Truebloods Antwort?«
Melrose lächelte. »Er sagte: >Könnte ich, würde ich aber lieber nicht. <«
Jury lachte. »Klingt ganz nach Trueblood.«
49
»Also, der Broccoli«, begann Mr. Steptoe, der Ire sein mochte, vielleicht aber auch Engländer. »Also, beim Broccoli, das Beste am Broccoli ist das Dunkle, so dunkel, dass es schon violett ist. Da sind nämlich doppelt so viele Nährstoffe drin wie in der helleren, grünen Sorte. Und alles, was gelb ist, das lassen Sie mal schön weg. Gelb bedeutet, er ist hinüber, da sind überhaupt keine Nährstoffe mehr drin.« Und er verzehrte den Broccolistrunk, über den er soeben sein Urteil abgegeben hatte.
Mr. Steptoe, der neue Obst- und Gemüsehändler von Long Piddieton, saß zwischen Agatha und Diane. Sie hatten bei Tisch eine Frau zu wenig, was bedeutete, dass zwei Männer nebeneinander sitzen mussten. Melrose hatte Agatha zwischen sich und Mr. Steptoe platziert, was sofort zu einem gewisperten Wortwechsel geführt hatte, bei dem Agatha nachdrücklich verlangte, nicht neben einem Gemüsehändler sitzen zu müssen, mit dem man sich ja über nichts unterhalten könne.
»Aber ich werde doch links von dir sitzen, liebe Tante, und du weißt ja, mit mir kann man sich über alles Mögliche unterhalten.«
Darüber ärgerte sie sich umso mehr, was Melrose sich schon gedacht hatte.
Wie sich dann aber herausstellte, verfügte Mr. Steptoe über endlosen Gesprächsstoff, obwohl es dabei ausschließlich um Gemüse ging. Rote Bete, Spargel, Pastinaken und Kartoffeln hatte er bereits abgehandelt und sich alsbald den Gerichten zugewandt, die Ruthven und der etwas schmalbrüstige junge Bursche auftrugen, den Ruthven als Servierhilfe aufgetrieben hatte. Jedem dieser Gemüse hatte Mr. Steptoe ganz ausgezeichnete Qualität bescheinigt, was Melrose zu der Bemerkung veranlasste, dies müsse auch so sein, schließlich habe man sie ja bei Steptoe gekauft! Darüber hatte sich Mr. Steptoe köstlich amüsiert und war dem Vorwurf der Prahlerei damit zuvorgekommen, dass er sagte, das habe er ehrlich überhaupt nicht im Sinn gehabt.
»Die passende Gemüsesorte, fachgerecht gekocht, macht nun einmal den Unterschied zwischen einer schlechten Mahlzeit und einer guten aus.«
»Erinnern Sie sich«, sagte Trueblood, an Melrose gewandt, »an die ausgezeichneten Flageolettbohnen in der Villa San Michele ?«
Mr. Steptoe jauchzte leise auf. »Ah, Flageolettböhnchen! Die besten gibt es natürlich in Frankreich.«
Melrose dachte, seine Gäste hätten genau so gut im Le Manoir aux Quatre Saisons sitzen und Raymond Blanc lauschen können.
Mr. Steptoe fuhr fort: »Ja, in Paris hatte ich einmal ein sehr schmackhaftes Flageolettbohnengericht mit gekochten Aprikosen.«
»Das Grundnahrungsmittel der Hunza«, sagte Diane.
Alle Blicke schwenkten zu Diane hinüber, die diese rätselhafte Bemerkung vom Stapel gelassen hatte.
»Aprikosen«, sagte sie. »Das ist bei denen ein Grundnahrungsmittel.«
»Diane«, sagte Melrose, »wer zum Teufel sind die Hunza?«
Diane wischte die Frage mit rubinrot lackierten Nägeln beiseite. »Ach, irgend so ein Indianerstamm. Sind wir fertig mit Essen? Sitze ich im Raucherbereich? Ich bin ja hier unten ganz am Ende der Tafel, total
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