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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einer von denen, die eine kleines, exklusives Unternehmen führten, und hatte es schon kommen sehen. Er bewahrte sich seine Unabhängigkeit und wurde danach von den großen Banken heftig umworben - Gott, was rede ich eigentlich von Geld? Er ist tot. Ich kann es einfach nicht fassen.« »Wer wird dieses Geld erben?«
    »Erben? Ach, vermutlich wir alle. Vor allem natürlich Emily und Marie-France. Das sind Simons Schwestern. Emily lebt in Brighton in einem von diesen >betreuten Wohnheimen<. Sie hat es mit dem Herzen, glaube ich. Simon war vor Jahren einmal verheiratet, aber das hielt bloß ein paar Jahre. Kinder gab es leider keine. Sie habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Ich glaube, sie ist mit ihrem neuen Mann nach Australien oder Afrika gegangen.« Er klopfte die Asche von seiner Zigarre in den Aschenbecher und hob mit einem Anflug von Lächeln den Blick zu Jury.
    »Sie glauben, es war einer von uns, stimmt's? Wegen des Zasters?«
    »Der Gedanke kam mir schon in den Sinn. So läuft es ja oft. Nur zu Information - wo waren Sie heute in den frühen Morgenstunden?«
    »Im Bett und habe geschlafen. Allein, es kann also niemand für mich bürgen.« Ian lächelte, als wäre der Gedanke, er hätte Simon Croft erschossen, so unvorstellbar, dass er kaum erörtert zu werden brauchte.
    »Hatte Mr. Croft Ihres Wissens irgendwelche Feinde?
    Andere Börsenmakler? Banker; Geschäftsleute? Gab es vielleicht jemanden, der einen Groll gegen ihn hegte?«
    Ian schüttelte den Kopf. »Keinen Einzigen, Superintendent, nicht dass ich wüsste. Ach, Gott...« Er drehte sich auf seinem Speisezimmerstuhl um und wandte den Blick ab.
    »Ja?«, half Jury ihm nach.
    Ian schüttelte den Kopf. »Nichts, nichts. Es wird mir erst allmählich bewusst.« Er drückte die Handballen gegen die Augen.
    Eine Weile sagte Jury nichts, dann beschloss er, ein anderes, weniger verfängliches Thema zur Sprache zu bringen. »Offenbar schrieb Mr. Croft gerade an einem Buch. Was wissen Sie darüber?«
    Ian musterte Jury etwas überrascht. »Ist das denn wichtig?«
    »In Anbetracht der Tatsache, dass sämtliche relevanten Spuren offenbar verschwunden sind, denke ich schon, dass es wichtig ist. Sein Computer wurde entwendet, zusammen mit dem Manuskript und allen Aufzeichnungen, die er möglicherweise gemacht hatte. Deshalb stellt sich uns ja diese Frage.«
    Ian runzelte die Stirn und betrachtete die zu Asche verglommene Zigarre, die er im Aschenbecher hatte liegen lassen. »Er hat nicht viel davon erzählt. Hat aber vielleicht mit Dad darüber gesprochen. Dad musste in letzter Zeit das Bett hüten. Es hat ihn schwer mitgenommen, Superintendent. Simon war für ihn wie ein Sohn. Klingt abgedroschen, ist aber so. Ich hoffe, Sie müssen ihn heute nicht befragen.«
    »Nicht, wenn Sie meinen, ich soll es bleiben lassen. Ich kann ja wiederkommen.«
    »Das wäre mir sehr recht. Es ist so schlimm für ihn -« Er klopfte den Aschenwurm in den Behälter. Marie-France Muir, Simons Schwester, saß am oberen Tischende auf demselben Stuhl, von dem Ian Tynedale soeben aufgestanden war, Jury zu ihrer Rechten. Der romantische Klang ihres Namens wurde von ihrer melancholischen Aura, dem blassen, fast durchscheinenden Teint und dem verzweifelten' Blick aus den fein gezeichneten grauen Augen noch betont.
    Im Falle von Marie-France - da war er sich ziemlich sicher entsprach die Erscheinung der Realität. Mit dem, was man vor sich sah, hatte man es zu tun. So gesehen mochte sie mit ihrem ungeschminkten Gesicht und den unverblümten Antworten vielleicht die Ehrlichkeit in ihrer banalsten Gestalt sein, nichtsdestotrotz aber die Ehrlichkeit. Er sollte in seinen Fragen mindestens ebenso direkt sein.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, weshalb dies Ihrem Bruder zugestoßen ist?«
    Sie schwieg, als versuchte sie, eine komplizierte Antwort zu formulieren. »Nein.«
    Jury wartete einen Augenblick ab, bis er merkte, dass sie dieses Nein nicht weiter auszuschmücken gedachte. »Hatte er Feinde, war er in einer finanziellen Notlage? Irgendetwas in der Art?«
    »In einer finanziellen Notlage? Das glaube ich nicht.« Ihr Lächeln war traurig, ihre Stimme klang wie blank gerieben, rau und unsicher. »Feinde? Ich kenne zwar nicht alle Bekannten meines Bruders, aber ich kann mir nicht denken, wieso er Feinde gehabt haben sollte. Er war ein wirklich anständiger Mensch.«
    »Ihr Vater führte während des Krieges ein Pub namens The Blue Last -«
    Seine Bemerkung entlockte ihr ein echtes Lächeln.

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