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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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denn nicht viel später aufgekommen? Im Geiste sah er Elicia Deauville wieder vor sich, wie sie in ihrem weißen Nachthemd tanzte. Sie war acht Jahre alt. Acht oder neun ? Bei dem regen Treiben, das hinter ihm im Raum herrschte, war er überrascht, wie gut er die undeutliche Redekulisse ausblenden und dafür »Yesterday« hören konnte. Und wie er im Haus seiner Eltern durch das Loch in der Wand Elicia Deauville sehen konnte. Was so außergewöhnlich an ihr war, war ihr Haar. Es war gelbbraun, lohfarben, aber mehrfach abgestuft -von Toffeefarben über Gold bis Kupfer, wirklich außergewöhnlich. Er dachte, sie hätte neben ihnen in der Fulham Road gewohnt, aber jetzt war er sich nicht mehr so sicher.
    Hatte es sich überhaupt zugetragen? War er überhaupt dort gewesen ?
    Mickey stand neben ihm. »Es sollte nach einem Raubüberfall aussehen«, Mickey schob mit der Fußspitze Glassplitter umher, »dabei fehlt als einziger Wertgegenstand bloß ein Sony-Laptop. Allein die Armbanduhr, die er trug, war mehr wert als das Ding. Keine Rolex, sondern die andere, die so viel kostet wie ein Kleinwagen. Sie wissen schon!«
    »Piaget?«
    »Genau die. Sehen Sie mal die Bilder!« Mickey deutete auf ein kleines Gemälde, das in einem Regal gegen die Bücher gelehnt stand. »Ein Bonnard. Und das da -« Er zeigte auf ein anderes ganz oben im Regal: ultramarinblaues Wasser und ein Gelb, so schwer wie die ganze Sonne. »Hopper, nein, nicht Hopper - der andere -Hockney, ja genau. David Hockney. Beide Gemälde sind leicht zu transportieren. Wer zum Teufel würde die da lassen?«
    »Hat man außer dem Computer überhaupt was mitgenommen? Computerzubehör? Disketten?«
    Mickey rief zu einem Kollegen von der Spurensicherung hinüber. »Johnny? Haben Sie Computerdisketten gefunden?«
    »Nein«, sagte Johnny. »Jedenfalls keine benutzten, es gab bloß ein paar neue, noch versiegelte.«
    Jury ließ den Blick über den Schreibtisch und die Regale schweifen. »Kein Manuskript? Keine Aufzeichnungen? Sagten Sie nicht, er schrieb gerade ein Buch über den Zweiten Weltkrieg?«
    »Glauben Sie, er hatte etwas aufgedeckt, was einem anderen überhaupt nicht behagte?«
    »Sie nicht? Alles, was mit dem Manuskript zu tun hatte, scheint verschwunden zu sein. Und sonst fehlt nichts. Der Mann muss doch wenigstens Teile davon als Papierkopie gehabt haben. Ein historisches Thema kommt ohne Recherche nicht aus, und bei der Recherche macht man Aufzeichnungen. Sie waren doch bei ihm - wann war das? Vor ein paar Wochen?«
    »Der Computer war eingeschaltet. Ich habe nicht so darauf geachtet, ob er von Aufzeichnungen abschrieb.« Der Blick, mit dem Mickey sich im Raum umsah, war entschlossen oder eher verzweifelt. »Vielleicht wenn sie das Haus durchsuchen -«
    »Das hätte der Mörder doch leicht auch tun können, in aller Gemütsruhe. Vorausgesetzt, es war jemand, der wusste, dass Simon Croft allein lebte, ohne Dienstboten außer der Köchin von Tynedale, die ja nicht hier wohnte. Sie sagten, als Sie ihn das letzte Mal sahen - stimmt was nicht, Mickey?«
    Haggerty war kreidebleich geworden. Er schwankte leicht. »Lassen Sie mich bloß ein Weilchen hinsetzen.« Während er sich in einen der Ohrensessel setzte, nahm er sein inzwischen feuchtes Taschentuch heraus und wischte sich die mit kalten Schweißperlen bedeckte Stirn. »Ich muss rüber, mit der Familie sprechen.« Er faltete das Taschentuch zusammen.
    »Nichts da«, bestimmte Jury. »Ab nach Hause mit Ihnen. Die Familie überlassen Sie mal mir.« »Ich kann doch nicht -«
    »Und ob Sie können. Lassen Sie mich schon mal die Vorarbeit erledigen. Sie können ja dann später mit ihnen sprechen.«
    Halblaut meinte Mickey: »Das behalten Sie aber für sich, Rieh, okay? Ich meine, dass ich krank bin.«
    Jury sagte: »Aber natürlich. Das wissen Sie doch. Hat man die Tynedales schon benachrichtigt?« Mickey nickte. »Zwei von meinen Leuten waren drüben, ein Sergeant und eine Constable. Sie haben ihnen bereits ausgerichtet, dass ich sie sprechen wollte.« Mickey sah auf seine Uhr, schüttelte das Handgelenk. »Verdammtes Ding.«
    »Besorgen Sie sich eine Piaget. Sagen Sie mir alles Wichtige, dann gehe ich gleich rüber.«
    Mickey tat es.
11
    Ian Tynedale war ein intelligenter, gut aussehender Mann von Ende fünfzig oder Anfang sechzig. Wenigstens schätzte Jury ihn auf dieses Alter, denn er war noch ein kleines Kind gewesen, als seine Schwester Alexandra umgekommen war. Er saß etwas vornüber gebeugt auf dem Stuhl im

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