Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
Bedienung in dem Lokal auch.) Jury lächelte.
»Kitty sagte immer, genau so seien sie gewesen, Alexandra und Ralph - wie Myra und Roy. Kitty - das war das Kindermädchen. Ich weiß noch, wie ich mich ärgerte, dass Alex Vivien Leigh tatsächlich ähnlich sah, mit ihrem glatten dunklen Haar und dem elfenbeinfarbenen Teint und den dunklen Augen. Und diesen Wangenknochen.« Sie schüttelte den Kopf. »>Was für ein dummer Vergleich hörte ich Alex einmal zu Kitty sagen. >Vivien trieb es mit jedem und hat Robert Taylor deswegen nicht geheiratet. Deswegen ist sie auch von der Brücke gesprungen. Das muss ich ja wohl nicht<, sagte Alex.«
»Alexandra klingt ja nicht gerade nach einer unverbesserlichen Romantikerin.« Jury lächelte. »Eher nach dem praktischen Typ.« Aus der Innentasche seines Jacketts zog er den Umschlag mit Mickeys Schnappschüssen. Er suchte das von Alexandra und Francis Croft heraus und legte es vor Marie-France auf den Tisch.
Überrascht griff sie danach. »Woher haben Sie denn... das ist ja das Blue Last. Das ist mein Vater mit Alexandra. Wo haben Sie das her? «
Jury fiel auf, dass sie erst das Pub und dann die Personen erkannte. »Von einem Kripobeamten in der City.« Er suchte das Foto von Katherine Riordin und ihrem Baby heraus.
»Das sind Kitty und Erin... warten Sie, nein, es ist Maisie.« Sie hielt sich das Foto etwas näher vor die Augen. »Nein, es ist
Erin. Babys sehen irgendwie alle gleich aus, finden Sie nicht?«
Jury lächelte erneut. »Da würden die Mütter Ihnen aber bestimmt widersprechen. Kitty Riordin blieb dann also bei den Tynedales.«
»Oliver behielt sie im Haus, nachdem Alex umgekommen war. Und Erin, das arme kleine Ding. Gott, war das furchtbar. Furchtbar. Oliver und Kitty hatten beide ihr Kind verloren. Ich weiß nicht, wer verzweifelter war.«
»Und Alexandras Mann?«
Marie-France schien sich nur undeutlich an ihn zu erinnern. »Ach, Ralph war natürlich am Boden zerstört.«
War er das wirklich gewesen, oder benutzte sie bloß eine abgedroschene Redewendung? Ralph Herrick war offenbar jemand, der einem nur wegen seines Aussehens und der Zugehörigkeit zur Royal Air Force in Erinnerung blieb. Allerdings waren sie ja nur so kurz verheiratet gewesen.
»Ralph starb kurz danach«, fuhr sie fort. Sie suchte in ihrer Erinnerung. »Ja, genau. Noch während des Krieges. Er war aus der Royal Air Force ausgetreten. Ach, und er bekam das Viktoriakreuz verliehen. Ja. Wie konnte ich das bloß vergessen? Er hatte etwas mit diesen Codeknackern zu tun... Nun, jedenfalls ist er ertrunken. Irgendwo in Schottland.«
»Wo genau wohnen Sie, Mrs. Muir?«
»In Belgravia, in der Chapel Street.«
»Und dort hielten Sie sich auch heute am frühen Morgen auf?« »Hm?« Sie schien von der Vergangenheit abgelenkt. »Ja, natürlich, dort bin ich morgens immer. Ich lebe allein.« »Keine Haushilfe oder Köchin?«
»Nein, keine. Es ist ein ziemlich kleines Haus, und mir ist es lieber, ich begegne nicht ständig anderen Leuten.«
Jury schob seinen Stuhl zurück, und Marie-France erhob sich gleichzeitig mit ihm. »Haben Sie vielen Dank, Mrs. Muir. Wenn Sie mir nur noch die Adresse Ihrer Schwester geben könnten -?«
Sie standen an der Tür, und sie nickte traurig. Muss früher einmal eine Schönheit gewesen sein, dachte er. Wieder eine, die ich vollkommen falsch eingeschätzt habe. Von wegen polizeiliche Intuition.
Als Maisie Tynedale, elegant ganz in Schwarz, den Raum betrat und sich setzte, verspürte Jury eine gewisse Unruhe und hatte das Gefühl, dass es nicht sehr klug gewesen war, zuerst mit den anderen gesprochen zu haben. Allerdings hatte sich bei ihm durch Mickey bereits eine Vorstellung festgesetzt, die von den anderen weder bestärkt noch entkräftet worden war.
Während sein Blick zu dem Porträt an der Wand und wieder zu ihr zurückwanderte, versuchte er, Maisies Gesicht die Züge von Alexandra Tynedale einzuzeichnen. Maisie folgte seinem Blick.
»Ja, ich weiß«, sagte sie. »Auf enttäuschende Weise unattraktiv.« Sie lächelte.
Jury lächelte ebenfalls. »Ganz und gar nicht. Ich frage mich nur gerade, ob Sie Ihrer Mutter ähnlich sehen.«
Maisie betrachtete erneut das Gemälde. »In Haut- und Haarfarbe, ja, vielleicht auch ihr Mund, aber ganz bestimmt nicht die Augen. Ausschlaggebend sind die Augen.«
In diesem Fall waren es Haut- und Haarfarbe. Schwarzes Haar, das ihr glatt bis knapp unter die Ohren fiel, die elfenbeinfarbene Haut, stärker getönt auf Lippen und
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