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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Motorroller wollte Melrose unbedingt haben.
    Den Wink mit dem Selbstmordversuch zu Herzen nehmend, warf Trueblood die Hände in die Höhe (die eine ging bloß bis etwa auf Brusthöhe, da ihm das Paket unter dem Arm steckte), und meinte: »Okay, okay. Wir können ja morgen fahren. Gehen wir einen trinken.«
    »Aber zuerst, zuerst in den Handschuhladen. Hier herum.« Melrose deutete in die ungefähre Richtung des Ponte Vecchio.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie so handschuhsüchtig sind«, sagte Trueblood, während sie dahin schlenderten. »Vielleicht gibt es ein Handschuhentzugsprogramm in zwölf Schritten, das Sie mal ausprobieren sollten.«
    »Was soll das?« Melrose übernahm das Kommando.
    Ein Duft von Leder, der einen in den Arno hätte schmeißen können, umwaberte ihn, kaum dass sie den kleinen Laden betreten hatten. Die Handschuhe befanden sich in Glasvitrinen oder waren zu Hunderten - Tausenden? - in ihren kleinen Plastikhüllen in Holzregalfächer gestapelt.
    Mit den neun oder zehn anderen Kunden, die vor ihnen an der Reihe waren, war der winzige Laden gerappelt voll. Melrose drängelte sich hinein (»Mi scusi, mi scusi«), um sich die Handschuhe in der Auslage zu besehen.
    Jetzt war es an Trueblood, herumzunörgeln und zu versuchen, Melrose wieder hinauszulotsen und in eine Trattoria zu schleppen. Melrose hörte einfach nicht mehr hin. Er wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis Trueblood an diesem Gaumenschmaus der Mode Geschmack finden würde, und so kam es. Nachdem er einen alten Mann, der so gebückt daherkam, dass er mit dem Kinn kaum über die Ladentheke reichte, mit dem Ellbogen beiseite gestoßen hatte, probierte Trueblood gleich an beiden Händen verschiedene Handschuhe an, was sich wegen des unter den Arm geklemmten Gemäldes allerdings schwierig gestaltete.
    Melrose machte einen Diener vor dem alten Mann und winkte ihn mit herablassendem Lächeln zu seinem Platz an der Ladentheke herüber.
    Der feine alte Herr musterte ihn mit beträchtlicher Verachtung. »Lasciami in pacel«, spuckte er förmlich aus.
    Melrose zwinkerte. »Prego«, versetzte er, glaubte aber irgendwie nicht recht, dass der andere ihm gedankt hatte. Also, zurück zu den Handschuhen! Was hätten wir denn da? Die in schwarzem Ziegenleder mit der schmalen weißen Biese am Handgelenk wären perfekt für Diane; passend zu ihren Kleidern, ihrem Haus, ihrer Katze. Man musste doch immer kleine Geschenke für die Daheimgebliebenen mitbringen. Eine gute Ausrede, um sich (leicht) hundert Handschuhpaare zu begucken. Die wildledernen in kräftigem Gold - perfekt für Vivian. Ekliges Apfelgrün für Agatha. Zwei Paare in Lila für Miss Broadstairs und Miss Vine. (Sie würden sie womöglich als Gartenhandschuhe tragen.) Noch einige Paare für andere. Und für ihn selbst - er warf einen Blick ans andere Ende der Ladentheke.
    Wieso packte Trueblood eigentlich das Gemälde aus? Wieso hielt er es jetzt der Verkäuferin zur genauen Begutachtung hin? Wieso hob sie ihren an einer silbernen Kette baumelnden Zwicker an die Augen? Hatte Trueblood etwa vor, dem Hl. Wer-immer-er-sein-mochte Handschuhe anpassen zu lassen? Wenn er gereizt reagierte, würde die Szene dann in einer Vertreibung aus dem Handschuhladen enden?
    Melrose machte sich wieder an seinen eigenen Handschuhkauf und versuchte, die Kommentare und das betont genervte Schnaufen der Leute hinter ihm zu ignorieren, die alle darauf warteten, bedient zu werden. Die höfliche Tour würde er nicht mehr riskieren. Er nahm ein Paar weiche Lederhandschuhe, die ihm in einer Mitternachtsasche genannten Farbe wie Sahne über die Hand strömten. Ihr Grau war so dunkel, dass es fast an Schwarz grenzte. Die musste er unbedingt haben.
    Das nächste Paar war aus Ziegenleder in einem hübschen Hellbraunton. Während er hin und her überlegte, ob er diese ebenfalls kaufen sollte, schob sich Trueblood neben ihn, um ihm ein Paar in einem an Meergrün gemahnenden Ton zu zeigen.
    »Hübsch, nicht?«
    »Wunderschön.« Das Bild war zum Glück wieder eingepackt.
    »Gefallen Ihnen diese -« Melrose hielt die fast schwarzen Handschuhe in die Höhe, »- oder diese?« Er deutete auf die hellbraunen Handschuhe.
    »Beide. Nehmen Sie beide. Hier, ich habe zwei Paar gekauft.« Trueblood hielt die Tüte mit seinen Neuerwerbungen hoch.
    »Ja, aber Sie brauchten ja auch ein Paar für den Hl. Wer-immer-er-sein-mochte. Ich behandschuhe nur mich selbst. Es käme mir auch etwas übertrieben schwelgerisch vor, zwei Paare zu

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