Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Wimpel. »Daran«, sagte Trueblood, »kann man es auch erkennen. Und hier ist die Tafel, sehen Sie?« Die Tür öffnete sich und wurde gleich wieder geschlossen. Im plötzlich aufscheinenden Licht konnte Melrose wieder eine Schildkröte erkennen.
    »Hier ist Di Badas Haus!«
    »Gut. Es wird nämlich allmählich kühl. Wenn der eine Ihrer herausragenden Autoritäten oder führenden Experten ist, wird er vermutlich nicht mit Drinks aufwarten.«
    »Was faseln Sie da eigentlich?«, fragte Trueblood und hob den kleinen Messingtürklopfer an. Melrose zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Er wusste jedoch schlagartig, woran er war, als der feine Herr, den er für den hielt, dem ihr Besuch galt, die Tür öffnete. Er spähte über den oberen Rand seiner Brille (die ihm auf die Nasenspitze gerutscht war) und kniff die Augen zu, als müsste er in ungewohntes Licht blinzeln und als ob das Licht hier draußen schiene statt dort drinnen. War Aldo Luzi die Antithese zur Gelehrsamkeit gewesen, so stellte Pietro Di Bada deren ruhmreiche Krönung dar, das wahre Inbild eines Gelehrten. Wenn Symbole Beine hätten! Hier war ein Cherub von einem Mann, ziemlich alt und mit runden Schultern, die von einer Art Stola umhüllt waren.
    T rueblood deutete eine Verbeugung an und sagte: »Signore Di Bada? Professore Di Bada? Ich bin Marshall Trueblood, und das ist Mr. Plant -«
    »Non capisco, non capisco.« Der alte Mann wischte Truebloods Worte beiseite und schaute irritiert, weil er von einem Trottel, der nicht einmal die Landessprache beherrschte, an die Tür geholt worden war.
    Trueblood versuchte es noch einmal. Indem er auf ihn deutete, fragte er: »Signore Pietro Di Bada?«
    »Si, si.«
    Ach, allmählich kamen sie weiter!
    »Signore Aldo Luzi wollte Sie anrufen und erklären, dass wir -« »Parli lentamentel«, rief Signor Di Bada aus, verärgert, dass man ihn im kalten Hauseingang stehen ließ.
    Trueblood sah Melrose an, und beide zuckten die Schultern.
    »Den Sprachführer«, sagte Melrose, auf Truebloods Tasche deutend. »Es ist eine Aufforderung, in einer anderen Sprache zu sprechen. Auf Inuit? Auf Senegalesisch ? Wer zum Teufel soll das wissen ?«
    »Ich hab's, ich hab's! >Langsam.< Wir sollen langsam sprechen.« Trueblood räusperte sich und sagte mit verzerrtem Mund: »Aldo Luzi. Er... sagte... Sie... wären... die... führende... Autorität in Sachen Mas-ac-ci-o.«
    »Da hat er zur Abwechslung mal Recht. Kommen Sie herein.« Sein ausgestreckter Arm wies ihnen den Weg.
    Melrose meinte etwas dümmlich (wie ihm später klar wurde): »Paria inglesel« Es war eine seiner überstrapazierten Redewendungen, und er hoffte bloß, dass es nicht Spanisch war.
    »Ob ich Englisch spreche? Na, das ist doch offensichtlich, oder? Wieso sprechen Sie beide Italienisch?« Di Bada lachte plötzlich aus vollem Halse, als hätte er den ganzen Tag bloß auf die Gelegenheit gewartet, die beiden aufs Kreuz zu legen. Immer noch lachend, winkte er sie herein. Es war eine Art keuchendes Lachen, ein leicht schnaubendes Lachen, irgendetwas zwischen Keuchen und Schluckauf.
    Diese kleine Scharade passte überhaupt nicht zum Bild einer »herausragenden Autorität«. Bei so jemandem hätte man eher einen trockenen, nachdenklichen, ironischen Humor erwartet.
    Scharfen, schneidenden Witz. Trotzdem fand Melrose seinen ersten Eindruck von der Umgebung bestätigt: überall Zeitungen und Bücher, dazu das Licht einer Schreibtischlampe mit grünem Schirm, das auf die abgestoßene Holzfläche des Schreibtischs und den abgetretenen Perserteppich fiel.
    Mühsam befreite Signor Di Bada ein paar Stühle von ihrer Last, so dass sich ein Stapel Zeitschriften und verschiedene Zeitungen auf den Fußboden ergossen. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich«, bedeutete er ihnen, wobei ihnen nichts anderes übrig blieb, als die Füße auf Zeitungen und Zeitschriften zu stellen. Melrose schob ein paar Zeitungen zusammen und hielt sie Di Bada hin. »Grazie«, sagte der.
    »Prego«, erwiderte Melrose.
    Di Bada lachte wieder. Er freute sich offensichtlich immer noch wie ein Schneekönig über den kleinen Streich, den er ihnen gespielt hatte.
    »Mi scusi.«
    Er wischte sich die Tränen aus den Augen und schnäuzte sich in ein Taschentuch, das ungefähr die Größe von Northamptonshire hatte, knüllte es dann zusammen und stopfte es sich in die Tasche.
    »Also! Luzi sagte, Sie brauchen Hilfe bei einem Gemälde, von dem Sie meinen, es sei von Masaccio? Ist es nicht, aber zeigen Sie mal her.«

Weitere Kostenlose Bücher