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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zurück.
    Signore Luzi erzählte schon eine ganze Weile: »...die waren so miteinander verbandelt - Masaccio, Donatello, Filippo Brunelleschi, Masolino. Ständig fanden irgendwelche concorsi statt - äh, Wettbewerbe -, und es kam auch vor, dass mehrere verschiedene Künstler zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Jahren an einem Gemälde oder einer Skulptur arbeiteten. Masolino und Filippino Lippi arbeiteten an Masaccios Hl. Petrus.« Luzi nahm wieder Truebloods Bild zur Hand.
    »Das Pisa-Polyp-tychon... « Er unterbrach sich, um zu fragen, ob sie vorhätten, dorthin zu fahren.
    »Nach Pisa?«, sagte Trueblood. »Selbstverständlich, das ist unsere nächste Station.«
    Ach ja?, dachte Melrose. Keiner hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu informieren.
    »Oh, tut mir Leid, dass ich Sie enttäuschen muss, aber diesen Teil des Polyptychons hat man zugehängt oder wegen kleiner Restaurierungsarbeiten zeitweilig entfernt.«
    Trueblood rutschte in seinem Sessel nach unten und sah verzweifelt aus. »Ach je, nun ja.«
    Signore Luzi fuhr fort: »Es stimmt, man hat tatsächlich einige Stücke in Kirchen entdeckt. Nur, dass Sie es in Ihrem Fall in einem Antiquitätengeschäft gefunden haben, würde ich, äh, nicht für möglich halten.« Das Gemälde immer noch in der Hand haltend, fuhr er fort: »Masaccio. Schwer vorstellbar, solches Talent und ein solcher Ruf bei einem derart jungen Mann. Gibt es so etwas heute überhaupt noch?«
    Trueblood unterbrach ihn. »Doch, es ist möglich. Eleanor Ickley - kennen Sie sie?«
    »Natürlich. Ich habe eben einen Artikel von ihr gelesen.« Luzi zupfte wieder an seinen Schnurrbartenden. »Also«, sagte er dann, »ein echter Masaccio-Kenner sitzt in Siena. Ein gewisser Signor Di Bada -«
    Melrose fuhr ruckartig hoch. In Siena? Würden sie jetzt etwa, wo aus Pisa nichts wurde, einen weiteren Abstecher machen? O nein, auf gar keinen Fall!
    O, doch, auf jeden Fall, lautete Truebloods Antwort. »Di Bada. Siena, das ist ja nicht weit. Es sind nur -«
    »Fünfundsechzig, siebzig Kilometer. Eine Autostunde.« Luzi tat die Entfernung mit einem Schulterzucken ab.
    Trueblood musterte Melrose, nicht etwa, um seine Zustimmung zu dieser kleinen Reise zu erheischen - es wurde angenommen, dass jeder, selbst Melrose, begeistert hinter Masaccio herzuschnüffeln bereit war -, sondern um zu sehen, ob Melrose vielleicht allmählich aufbrechen wollte.
    Melrose sagte nichts.
    »Dann könnten wir ja gehen«, sagte Trueblood.
    »Könnten wir«, sagte Melrose, »tun wir aber nicht. Ich will in den Handschuhladen.«
    Aldo Luzi lachte. »Selbstverständlich! Was für wunderbare Lederwaren! Und diese Farben!«
    So nutzte man das Handschuhgeschäft gewissermaßen als Zeichen zum Aufbruch, erhob sich und ging zur Tür. Als man sich zum Abschied die Hände schüttelte, lehnte Aldo Luzi im Türrahmen und sagte: »Er war erst siebenundzwanzig, als er gestorben ist.«
    Es klang so traurig, wie er es sagte. »Masaccio.«
    Melrose fragte: »Woran ist er denn gestorben?«
    Luzi überlegte einen Augenblick. »Am Mangel. Er starb am Mangel.«
    Melrose errötete und dachte, dass dies etwas war, woran keiner von ihnen sterben würde, keiner von diesen drei untalentierten Burschen, und fühlte sich plötzlich ganz klein.
    Als sie draußen waren und die schwere Tür mit dem Löwenkopfklopfer hinter ihnen verriegelt worden war, sagte Melrose, wobei er versuchte, nicht allzu genervt zu klingen: »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, dass wir zu noch einem von diesen führenden Experten nach Siena fahren?«
    »Aber sicher. Soll ich etwa den ganzen Plan über den Haufen werfen, wenn ich nun schon so nah dran bin? Na los, Siena ist kaum eine Autostunde entfernt. Wir können einen richtig teuren Wagen mieten.«
    »So nah dran? Marshall, Sie sind nicht einen Zoll oder ein Quäntchen näher dran. Sie wissen doch immer noch nicht, ob das hier... « - dabei klopfte er auf das (inzwischen wieder eingepackte, zugeklebte und verschnürte) Paket - »...echt ist oder nicht.«
    Trueblood tat so, als würde er darüber nachdenken, was Melrose ihm aber nicht abnahm. »Am Flughafen gibt es Autovermietungen.«
    Melrose trat ein paar Schritte auf den Randstein zu und schien sich gerade vor eine Vespa schmeißen zu wollen, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war, aus der benzingetränkten Florentiner Luft, bevor sie sich wieder in eine dunkle Gasse verflüchtigte, diesmal ohne das Leben eines weiteren Florentiners gefordert zu haben. So einen

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