Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
das alle drei gesehen hatte - Frau, Junge und Hund« - Dryer schaute zum Sofa hinüber -, »und die Beschreibung trifft auf Ihren Hund zu.«
»Was für ein kleines Mädchen?«
Er wirkte überrascht, dachte Jury. Es war das erste Mal, dass ihn etwas überrascht hatte.
»Ein Kind eben, das gern dort auf dem Grundstück spielt.«
»Ah. Nun, was den Hund betrifft, der ist halb Jagdhund, halb Bluthund, Chief Inspector. Die sehen alle sehr ähnlich aus, mögen sich allerdings in der Färbung unterscheiden. Sie könnten doch eine Gegenüberstellung veranstalten, dazu bringe ich Mungo gern mit.«
Als er das hörte, tauchte Mungo wieder auf, oder jedenfalls ein Teil von ihm.
Wieso hatte Harry Mungo eigentlich in seinen Plan eingebaut? Immerhin war es verdammt merkwürdig, dass ein Hund, der aussah wie Harrys Hund, mit der Frau, die sich für Glynnis Gault ausgab, gesehen werden sollte. Und dann begriff Jury plötzlich, warum: Um seine Geschichte auf eine so absurde Ebene zu heben, dass es schwer vorstellbar wäre, jemand würde ihr Glauben schenken. Wobei dieser Jemand in diesem Fall der anwesende Chief Inspector Dryer war.
Mungo war unter dem Sofa hervorgekrochen und lief nun herum, hin und her und auf und ab, als hätte er von alldem die Schnauze voll.
Ich hab versucht, es ihm zu sagen, soll keiner behaupten, ich hätte es nicht versucht. Mungo rutschte auf dem spiegelglatten Buchenholzboden umher und wollte schon ins Musikzimmer hinüber, um dort zur Ruhe zu kommen. Bloß saß dort Shoe in der untersten Schublade des Schreibsekretärs und bewachte Elfchen und die anderen.
Tom Dryer sagte: »Ja, es wäre wahrscheinlich schon schwer, felsenfest zu behaupten, der Hund, den die Frau bei sich hatte, sei tatsächlich Ihr Hund gewesen. Es gibt aber natürlich immer noch DNA-Spuren, nicht?« Er bedachte Harry mit einem etwas verkniffenen Lächeln.
Doch Harry lächelte bloß zurück. »Ja, schon, wenn Sie die vom Tatort einsammeln können.« Dann deutete er mit einem Kopfnicken auf den Umschlag. »Lassen Sie mich die Fotos doch noch einmal sehen, ja?«
Dryer griff über den tiefdunklen Teppich hinweg nach dem Umschlag. Auf dem Fußboden lagen mehrere Teppiche in interessanten Farben und Mustern teilweise übereinander.
Harry nahm seine Lesebrille, klemmte sich die biegsamen Bügel um die Ohren und nahm die Polizeifotos von der Toten heraus.
Was führte er jetzt im Schilde?
Scheinbar nur mäßiges Interesse an der ganzen Sache bezeugend, sagte Dryer: »Ist das denn nicht auch ein Zufall?« Harry musterte ihn fragend.
»Ich meine«, sagte Dryer, »hier bedient sich eine Dame des Namens von Glynnis Gault, jener Mrs. Gault, die Sie kennen. Ziemlich schwer zu glauben, dass die Frau auf diesen Fotos keinen von Ihnen kannte, dass sie nicht in irgendeiner Eigenschaft für die Gaults handelte -oder für Sie oder, anders ausgedrückt, dass sie zu keinem von Ihnen irgendeine Verbindung hatte. Ziemlich unwahrscheinlich, oder?«
»Ja, schon. Aber das muss nicht heißen, dass ich sie kenne. Aber Hugh...?«
»Können Sie sich irgendeinen Grund denken, weshalb Mr. Gault jemanden bitten sollte, als seine Ehefrau zu posieren? Spontan kann ich mir nur eins vorstellen - nur so als Beispiel: Er braucht ein Alibi oder muss nachweisen, dass seine Frau tatsächlich noch am Leben war, nachdem er sie bereits ermordet hatte. Das ergibt aber keinen Sinn, denn der Mord geschah später, lange nach der Verkleidungsnummer, nicht davor. Können Sie sich einen anderen Grund denken? Ich meine, wo wir nun schon mal verschiedene Möglichkeiten durchprobieren?« Dryer zupfte an seinem Ohrläppchen, ganz entspannt, ohne jede Eile.
Jury war heilfroh, Dryer das Feld überlassen zu können.
Mungo hatte sich zwischen Jury und Dryer gesetzt und schaute zwischen den beiden hin und her. Ebenfalls ganz entspannt, rutschte Harry in seinem Sessel tiefer. Er lächelte unmerklich. »Bloß, wie kommen Sie darauf, dass Hugh oder seine Frau die Anstifter dieser Maskerade waren? Wieso nicht die Tote selbst?«
»Ohne dass Sie etwas davon wussten?« »Ohne dass irgendjemand von uns etwas wusste.«
»Das ist natürlich möglich. Sie hat selbstständig gehandelt, meinen Sie. Eine Frau, die sich Glynnis Gault nennt, einen Jungen dabei hat, der sich Robbie nennt, und einen Hund namens Mungo, vereinbart rrtit einer Maklerin bei Forester in Lark Rise ein paar Termine für Hausbesichtigungen. Sie legt es darauf an, möglichst gesehen zu werden, die Leute wissen zu lassen,
Weitere Kostenlose Bücher