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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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können Sie mir das sagen?«
    »Ein bisschen mehr als ein Jahr.« Der Arzt wirkte perplex, lehnte sich zurück und rollte seine Seidenkrawatte wieder von unten her auf.
    Jury lächelte. Die Geste mit der Krawatte war sehr vielsagend. »Und Hugh Gault. Wie lange?« »Gut acht Monate.« Er ließ seine Krawatte fallen, strich sie glatt.
    »Und sind sie... waren sie tatsächlich gut befreundet? Das behauptet Harry nämlich.«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nein. Ich sollte das nicht sagen -«
    »Es ist aber wichtig. Sehr wichtig. Ich weiß Ihre Schweigepflicht zu schätzen. Aber bedenken Sie die dringlichen Umstände. Wenn ein Patient für sich und andere eine Gefahr darstellt, hat das ja wohl Vorrang, nicht? Und glauben Sie mir, Harry stellt eine Gefahr dar.« Als der Arzt nicht reagierte, sagte Jury: »Ich könnte mir einen Durchsuchungsbefehl verschaffen, wissen Sie.« Nein, konnte er nicht.
    Santiago nickte. »Harry war besessen von Hugh Gault.«
    »Warum?«
    Santiago runzelte die Stirn. »Woher es ursprünglich kam, weiß ich nicht. Möglicherweise liegt es daran, dass er so eine zerrüttete Kindheit hatte. Hin- und hergerissen zwischen Eltern, zwischen verschiedenen Verwandten. Einer der Gründe ist bestimmt, dass Hugh Gault eine herausragende Kapazität auf seinem Gebiet ist. Quantenmechanik, irgendein Spezialbereich davon.«
    » Superstringtheorie.«
    Der Arzt lächelte. »Sie scheinen sich damit ja ein wenig auszukennen.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Ich habe mich bloß oft mit Harry unterhalten, und da ist einiges hängen geblieben. Begreifen tue ich es nicht, glauben Sie mir. Aber Harrys Spezialgebiet war die Quantenmechanik, sagte er.«
    Dr. Santiago lachte. »Harry hat kein Spezialgebiet. Soviel ich weiß, hat er nie gearbeitet. Er ist wohlhabend. Verfügt über Familienvermögen.«
    »Und doch spricht er recht kenntnisreich darüber.«
    »Dass er nicht clever wäre, habe ich nicht behauptet. Was Hugh Gault sagte, sog er begierig auf und stellte seine eigenen Recherchen an. Und natürlich las er Hughs Bücher. Harry ist ein sehr intelligenter Mann. Irren Sie sich da bloß nicht, es könnte Sie teuer zu stehen kommen.«
    »Schon geschehen.« Jurys Ton klang säuerlich.
    »Demnach gibt er sich also immer noch als Physiker aus?«
    »Ja. Sagen Sie, wie stand Hugh Gault eigentlich zu dieser so genannten Freundschaft?«
    Der Psychiater warf Jury einen langen, abwägenden Blick zu. »Hugh ist immer noch Patient hier.« »Ich verlange ja nicht, dass Sie mir wiederholen, was Hugh Gault in seinen Sitzungen mit Ihnen gesagt hat. Bloß was von Ihrem Personal vielleicht beobachtet wurde.« Jury fiel wieder ein, wie freundlich die Krankenschwester und die Dame am Empfang zu Harry gewesen waren. Dabei war das wenig verwunderlich, schließlich kannten sie ihn.
    Der Arzt nickte. »Hugh konnte sich offenbar auf Harrys Launen einstellen. Ich glaube, Harrys Fantasie von dem Buch, das sie zusammen schreiben würden -«
    »Er wollte gemeinsam mit Hugh Gault ein Buch verfassen, sagte er.« »Eine bis ins Letzte durchdachte Fantasie, Superintendent. Und sie würden zusammen den Nobelpreis gewinnen. Sein Idol -Harrys Idol -war Niels Bohr.«
    »Der Physiker.«
    Santiago nickte. »Quantenmechanik.« Er hielt Jury abwehrend die Handflächen entgegen, als wollte er Einwänden zuvorkommen, und meinte lächelnd: »Bevor Sie etwas sagen, möchte ich Ihnen versichern, dass ich keine Ahnung von Quantenmechanik habe. Ich musste mich erst ein wenig schlau machen, um mit Harry reden zu können. Das ist Teil von dem wenigen, was ich über das Thema weiß.« Er beugte sich wieder vor, als wollte er den Abstand zwischen ihnen überbrücken. »Besonders das Korrespondenzprinzip hatte es Harry angetan. Bohrs Theorie.«
    Jury durchforstete sein Gedächtnis. »Man kann einen Teil von etwas sehen oder einen anderen, aber nicht beide gleichzeitig.«
    »Genau. Wie das wohlbekannte Bild, das entweder eine Vase oder zwei Personen im Profil darstellt. Sie kennen es. Man könnte sagen, Bohr war Harrys Gott und Hugh eine Art dienstbarer Engel.« Der Psychiater grinste. Dabei wirkte sein Gesicht erstaunlich jungenhaft. »Auch war Harry fasziniert von der Theorie, dass man nicht darüber spekulieren kann, wo etwas sich befindet, bis man es messen kann. Das ist ganz ähnlich wie die Sache mit dem Baum im Wald. Oder die Existenz des Mondes. Wenn man nicht im Wald ist und es hört, dann ist auch kein Baum umgefallen. Wenn man den Mond nicht

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