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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sehen kann, dann steht er auch nicht dort droben.«
    Jury dachte nach. »Das trifft es aber nicht genau. Ist es nicht eher so, dass die Frage bedeutungslos ist, weil der Untersuchungsgegenstand nicht gemessen werden kann?«
    »Sehr gut. Sie lernen ja schnell.«
    »Nicht schnell genug, Doktor. Er hat mir etwas vorgemacht. Aber wenn Sie glauben, der Baum wäre nicht da, hätten Sie doch auch keine Schwierigkeiten, Zeit und Raum neu anzuordnen, richtig? Harry behauptete nämlich steif und fest, dass Hugh glaubte, seine Frau Glynnis sei in eine andere Zeit eingetreten, oder in Raumzeit, in eine andere Dimension - so etwas in der Art.«
    Santiago lachte. »Hört sich ganz nach Harry an.« Er begann wieder, seine Krawatte aufzurollen, starrte darauf hinunter. »»Harry glaubt diese Theorie, nicht Hugh. Dort verortet er auch Niels Bohr - auf oder in einer anderen Raumzeitebene.« Er ließ seine Krawatte wieder los, strich sie glatt und trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischkante.
    Wieder musste Jury über den Tick lächeln. Die Geste mit der Krawatte war wirklich vielsagend. »Nach dem Tod seines Sohnes -«, begann Dr. Santiago.
    »Robbie? Wie ich erfahren habe, war der Junge autistisch.«
    »Ja, das war er. Ich glaube, Hugh und seine Frau waren unterschiedlicher Auffassung darüber, wie sie am besten damit umgehen sollten, zumindest was das Thema Schule betraf - nun, vielleicht sage ich jetzt schon zu viel. Aber Tatsache ist, dass Robbie bei einem Bootsunfall starb. Ein Segel schwang herüber und traf ihn so unglücklich, dass er seitlich über Bord fiel. Natürlich schrieben die Gaults sich selbst die Schuld zu, dass der Junge überhaupt auf dem Boot war. Er war so jung, kannte sich mit Booten nicht aus. Er ertrank. Hugh und Glynnis -«
    Er hielt inne, wohl wissend, dass er nun möglicherweise etwas Vertrauliches mitteilte. »Lassen Sie es mich so sagen: Hugh kam unter dem erdrückenden Gewicht dieses Todes hierher. Seine Frau Glynnis ging zu ihrem Vater, der meines Wissens in Südfrankreich lebt. Sie setzten sich mit der Tragödie getrennt auseinander. Es ist bedauerlich, wenn das geschieht, doch es kommt öfter vor, als man meinen sollte, öfter als dass ein Paar gegenseitig Halt aneinander findet«, meinte Dr. Santiago betrübt. »Das finde ich am traurigsten.
    Denn wozu ist die Ehe schließlich gut, wenn man so eine Tragödie nicht gemeinsam tragen kann?« Seufzend lehnte er sich zurück. »Wahrscheinlich ist man aber so überwältigt von dem Ereignis, dass man sich mit nichts anderem mehr beschäftigen kann.« Einen Augenblick schwiegen sie.
    Dann sagte Jury: »Und Mrs. Gault - ich nehme an, sie ist erst seit kurzem zurück?«
    »Richtig. Erst seit ein paar Tagen. Ich bin froh, dass sie sich jetzt anscheinend gegenseitig trösten können.«
    Jury nahm diese Mitteilung zur Kenntnis und sagte: »Für Harry hätte ihr Verschwinden durchaus bedeuten können, dass sie die Raumzeitgrenze überschritten hatte.«
    »Ja, das ist möglich.«
    »Für Harry eine sehr befriedigende Erklärung. Dann würde man sich der Beweise aber wohl entledigen wollen?« Jury stand auf.
    Santiago erhob sich ebenfalls. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Ich meine, wenn einer glaubt, nur wenn er präsent ist, würde der Baum umfallen und der Mond scheinen, wird er vielleicht alles und jeden loswerden, der beweist, dass er sich geirrt hat. Er würde sich all dessen entledigen, was seiner Realität eins auf die Mütze gegeben hat.«
    »Niels Bohr hätte dem wohl zugestimmt.« Der Arzt lächelte. »Ich muss sagen, Superintendent, Sie haben eine rasche Auffassungsgabe. Zum Thema Quantentheorie haben Sie j a anscheinend eine Menge aufgeschnappt.«
    »Aber nicht rasch genug, Dr. Santiago. Harry hat mich reingelegt.«
    Dr. Santiago zuckte unmerklich die Schultern. »Da sind Sie nicht der Einzige.« Nachdenklich musterte er Jury. »Sind Sie deshalb so verärgert?« »Verärgert? Ich bin doch nicht verärgert.« Jury runzelte die Stirn. Er spürte, wie sich sein Ärger fast wie beim Erröten ausbreitete und war maßlos sauer auf sich selbst.
    »Doch, sind Sie, Superintendent.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Dr. Santiago ignorierte es. »Ich glaube, es liegt nicht daran, dass er Sie reingelegt hat, sondern weil Sie ihn irgendwie mögen. Und das, Superintendent, muss einen doch geradezu zur Weißglut treiben.«
48
    Marshall Trueblood hielt eine Londoner Tageszeitung in die Höhe, eines von diesen Busen- und Revolverblättchen, aber

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