Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
dreinblickende Affen. »Mr. Gault, es tut mir leid, aber ich muss ein sicher sehr schmerzliches Thema zur Sprache bringen. Ihr Sohn Robert, wie alt war er - als sich der Bootsunfall ereignete?«
Als schmerzten sie im blendenden Licht, schirmte Hugh seine Augen mit der Hand ab. Bis auf das Licht aus den schwach erleuchteten Lampen mit den gerüschten Damastschirmen gab es keine Beleuchtung. Deshalb wirkte der Raum auch so friedlich. So klar war die Nacht durch die hohen Fenster zu sehen, dass man die Sterne zählen konnte. Im Kamin fiel funkensprühend ein Scheit, flammte in unwirklichen Blau- und Grüntönen auf.
»Robbie war neun. Er war unser einziges Kind. Nicht, dass sein Tod dadurch leichter zu ertragen gewesen wäre, wenn wir ein Dutzend Kinder gehabt hätten. Nach dem Unfall konnten Glynnis und ich uns kaum - das klingt jetzt schrecklich -, aber wir konnten die Gegenwart des anderen kaum ertragen. Dann ging Glynnis nach Frankreich. Ihr Vater lebt dort. Ich dachte, mit uns wäre es zu Ende, als Paar, meine ich, aber zum Glück war es nicht so -« Er zuckte die Achseln und lächelte dabei, als hätte er soeben einen Zaubertrick vorgeführt.
Jury rutschte an die Sesselkante vor, um den Abstand zwischen ihnen zu verringern. »Mr. Gault, letztes Jahr war auch ein Junge dabei, am Anfang, an dem Tag vor einem Jahr, als Rosa Paston die Häuser besichtigte. Der Junge wurde von denselben Zeugen gesehen, die auch die Frau gesehen hatten. Er spielte die Rolle Ihres Sohnes. Wahrscheinlich wollte Harry die ganze Sache dadurch noch überzeugender gestalten. Kannte er Robbie eigentlich?«
»O nein. Robbie starb vor über einem Jahr. Harry lernte ich erst kennen, als ich hierherkam, das war vor etwa neun Monaten. Was hat es mit diesem Jungen auf sich?«
»Wir wissen nicht, wer oder wo er ist. Damals wurde kein Kind als vermisst gemeldet, es ist also anzunehmen, dass er wieder in sein altes Leben zurückkehrte. Wir wissen aber nicht, was für ein Leben das war.«
»Wer könnte es sein?«
»Für Harry muss er wichtig gewesen sein, immerhin ist er jetzt ein weiterer Zeuge. Haben Sie mit Harry über Robbie gesprochen?«
Hugh nickte. »Ich glaube, ich habe mit jedem über Robbie gesprochen.« »Harry hatte es bestimmt darauf angelegt, dass der Junge Ihrem Sohn so ähnlich wie möglich war. Hat Robbie irgendetwas an sich, das uns helfen könnte, diesen anderen Jungen zu finden?«
Hugh schwieg eine Weile und legte dann wieder die Hand über die Augen. Er sah Jury traurig an. »Wussten Sie, dass Robbie autistisch war?«
Jury nickte. »Harry sagte es mir.«
»Robbie war ein ziemlich schwerer Fall. Er sprach sehr wenig. Aber er war sehr lieb. Er war bei mehreren ausgewiesenen Experten gewesen, doch es hat nicht viel geholfen.«
Jury überlegte. Wenn dieses Double tatsächlich autistisch war, dann war dieses Kind vermutlich noch am Leben. Irgendwo. Seine Kameraden konnte er nicht mit Geschichten über dieses tolle Abenteuer vollquatschen, für das er auch noch bezahlt worden war. Hatte Rosa Paston mit dem Jungen Kontakt aufgenommen?
»»Hätte Robbie vielleicht Lust auf einen Ausflug, Mrs. Smith?« oder Jones oder Brown. »Es ist ja so ein schöner Tag, und wenn das Wetter hält... Es springen auch hundert Pfund dabei raus -«
Nein, zu viel. Vielleicht wechselte auch überhaupt kein Geld den Besitzer. Man wollte schließlich nicht den Verdacht erwecken, Robbie würde in etwas Illegales verstrickt.
»Mein Freund bezahlt ein paar hundert Pfund, wenn Robbie für ein paar Bilder Modell steht.«
Nein. Es ließe sich auch anders bewerkstelligen, außerdem war es nicht so wichtig, wie er dazu verleitet worden war.
Jury stand auf und dankte Hugh für das Gespräch.
Nachdem Jury sich im Empfangszimmer von Hugh Gault verabschiedet hatte, rief er Tom Dryer an.
»Falls deil Junge autistisch ist, stellt er für Harry Johnson womöglich gar keine Bedrohung dar«, sagte Dryer. »Das war wohl der Grund, weshalb er in dieses Abenteuer hineingezogen wurde.« »Nicht nur deswegen. Wegen seiner Ähnlichkeit mit Robbie Gault, glaube ich.«
Schweigen. Ging Dryer der gleiche Gedanke durch den Kopf wie ihm? Nämlich:
»Aber Robbie Gault ist doch tot.«
»Ganz recht. Ein Unfalltod. Ein Bootsunglück. Die Tatsache, dass er wirklich tot ist, die macht mir zu schaffen.«
Tom Dryer atmete vernehmlich aus. »Dann mache ich mich jetzt am besten ganz schnell auf die Socken, ja?«
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Es war weniger so, dass Dr. Santiago sein Büro belegte, als
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