Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
kleinen Restaurant gewesen, von dem Melrose erzählt hatte und das »Snipers« hieß, also Heckenschützen, was sich, wie sie fand, anhörte, als sei es speziell für sie gemacht, denn hinterhältig waren sie allesamt.
Sie bestellten noch eine Runde. Inzwischen war es nach acht und zu spät für London, also stritten sie darüber, ob sie in den Blue Parrot gehen sollten, wo Trevor Sly das abscheulichste Essen in ganz Großbritannien servierte.
Doch dann meinte Trueblood: »Ben Torre. Der ist doch das unbeschriebene Blatt in dieser Geschichte, nicht wahr?«
»Die Geschichte ist voll von unbeschriebenen Blättern.«
Torres Geschichte stellte jedoch niemand in Frage, und die war an sich schon ein ganz schön bizarres Kabinettstück.
San Gimignano, hatte Diane wiederholt.
»Ist das nicht da, wo das Foltermuseum ist?«
»Marshall, Sie sind der einzige Mensch auf den ganzen Britischen Inseln, dem San Gimignano wegen seines Museums mit altertümlichen Folterwerkzeugen in Erinnerung geblieben ist.«
»Das war aber auch ein Spaß!«
Melrose musterte ihn nachdenklich. »Ich glaube, ich sollte mich ein bisschen mit Ben Torre unterhalten. Ich glaube, ich fahre nach San -« Er hielt zögernd inne.
»Gimignano«, sprach Diane es tadellos aus.
Trueblood richtete sich auf. »Ah, gut. Dann besorgen Sie mir ein paar Autohandschuhe.«
Ben Torrfe. Hast du also endlich kapiert, was klar wie Kloßbrühe ist. Gut für dich, dachte Mungo, während er auf den Schreibsekretär zusteuerte.
Solange Schrödinger in der Küche war, um sich Käse und andere Leckereien zu besorgen, stand Mungo vor der untersten Schublade und holte Elfchen heraus. Es würde Schrödinger ganz besonders ärgern, dachte er sich, wenn er immer wieder dasselbe Kätzchen an einem anderen Ort versteckte. Wahrscheinlich konnte er Elfchen sogar noch geschickter in der Schnauze tragen als Schrödinger selbst.
Als er sich suchend umsah, fiel ihm eine große Jardinière neben dem Erkerfenster ins Auge, die ein stockartiges, ziemlich zerzaustes Bäumchen enthielt, eines von denen, die Japaner so schätzten. Er trottete hinüber und ließ Elfchen in den Spalt zwischen Topfbäumchen und Jardinière fallen. Dann rannte er zum Sofa zurück und stellte sich schlafend, als Schrödinger wieder hereinschlich und zur Schublade ging, um die Kätzchen zu zählen. Einen lauten, heiseren Kampfschrei ausstoßend, drehte sie sich um und lief wild im Zimmer umher, um nach Elfchen zu suchen.
Mungo beobachtete die jämmerliche Sucherei, das Herumgestöber in Bücherregalen, Suchen im Kohlenkasten (so ein Quatsch, würde ich denn zweimal dasselbe Versteck nehmen?), Herumgehopse auf Stühlen und Geschnupper unter Kissen.
Er sah ihr zu und dachte über Ben Torre nach und über die Frage, wieso alle eigentlich so lange brauchten (Spürnase inbegriffen, der sonst ganz in Ordnung war und ihm unter dem Tisch Leckerbissen zusteckte), bis sie endlich auf Ben Torre kamen.
Schrödinger hatte die Pfoten auf der Kante der Jardinière, bekam Elfchen aus dieser Position aber nicht heraus und schlüpfte deshalb selbst hinein. Ein Riesengezeter ertönte, Miauen und Zischen und andere Katzengeräusche. Allein würde Elfchen es nur schaffen, wenn es in den Behälter mit Erde krabbelte, in dem der Baum stand, und von dort auf den Rand der Jardinière und auf den Fußboden gelangte. Mungo war es leid, dauernd für andere mitdenken zu müssen.
»Ich weiß nicht, was sie meinte«, sagte Melrose zu Jury am anderen Ende der Leitung.
»>Warum haben sie Mungo nicht mitgenommen ?< Nun, wenn Sie mal genau darüber nachdenken... «
»Würde ich lieber nicht.« Melrose hielt den Telefonhörer in der Hand und zupfte an dem Samtstückchen herum, das sich vom Sessel in der Eingangshalle von Ardry End gelöst hatte. »Ich bin fertig mit Denken.«
»Wann haben Sie denn damit angefangen? Wenn Sie mal genau überlegen - falls Glynnis und Robbie tatsächlich entführt wurden, wäre es doch absurd anzunehmen, der Entführer hätte den Hund ebenfalls mitgenommen.«
Melrose sagte nichts und zupfte nur weiter an dem Samt herum. Er hatte Jury angerufen, um ihm mitzuteilen, dass er nach Florenz fuhr.
»Nach Florenz? Sie veranstalten ja einen ziemlichen Umstand.«
»Sie kennen mich doch. Ich bin der Umstand in Person.« »Na, klar doch.«
»Sie brauchen jetzt nicht sarkastisch zu werden!« »Brauche ich nicht, will ich aber.«
»Es kann natürlich sein, dass Ben Torre über das alles gar nicht mit mir
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