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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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regentriefenden Bäumen. In der rauhen Luft lag eine Ahnung von Schnee. Der »Alte Schwan« war ein Wahrzeichen von Harrogate, unweit der berühmten Bäder gelegen und groß genug für Kitcheners Truppen, denn Stockwerk türmte sich auf Stockwerk. In diesem Hotel, so wurde gemunkelt, hatte sich Agatha Christie während ihres aufsehenerregenden Verschwindens eingemietet. Eine Agatha, die verschwand! Leider schlägt der Blitz nicht zweimal ein, dachte er und bremste, daß der Kies aufspritzte.
    »Das ist es, Plant. Wir sind da!«
    Sie sagte das, als wäre Melrose unversehens mit hysterischer Blindheit geschlagen und mit hundert Sachen schnurstracks am Eingang vorbeigebraust. Agatha überließ es ihrem Neffen und dem Hotelpersonal, sich um das Gepäck zu kümmern, und rauschte die Stufen hoch.
    Melrose klopfte sich im Geist auf die Schulter. Sieg!
    Zweihundert Meilen lang hatte er geschwiegen wie ein Grab. Für soviel eiserne Entschlossenheit hätte man ihn eigentlich zum Ritter schlagen müssen, wenn er nicht schon mit seinem Grafentitel aufgeräumt hätte. Vier Stunden, und sie hatte ihm keinerlei Reaktion entlocken können.
    Da Agatha sich sogleich daran machte, den Empfangschef darüber zu belehren, wie man ein Hotel führen müßte, und sich sorgte, wo wohl ihr Zimmer lag (»mit Blick auf die Gärten natürlich ...«), hatte Melrose Zeit, einen kleinen Prospekt zu studieren, der für Besucher auslag. Natürlich waren die Bäder von Harrogate berühmt. Faszinierend, diese Gräfin von Buckingham, die sich in der Nähe eines Brunnens ein Zelt aufschlagen ließ, anscheinend um als allererste zu den eisenhaltigen Heilwässern zu gelangen. Menschen strömten herzu wie das Wasser selber, in zweirädrigen Karren und Einspännern, nur um dies übelriechende Wässerchen zu schlürfen ...
    Du lieber Himmel, dachte Melrose, Harrogate bietet genau das richtige Umfeld für Wiggins. Jurys Sergeant würde der These sofort beipflichten, daß, je widerwärtiger der Schwefelgeschmack, desto größer seine Heilkraft und desto wirkungsvoller die Kur.
    Er blickte auf und musterte das lange Foyer, wo in Glasvitrinen neueste Modeschöpfungen feilgeboten wurden, die man zu horrenden Preisen in den hiesigen Schickeria-Läden erstehen konnte. In dem riesigen, hübschen Speisesaal gingen Kellner umher und legten letzte Hand an Servietten und Gläser. Zu seiner Linken sah er einen großen Salon, der gleichzeitig Bar und Teestube war. Hier saßen die Teetrinker stocksteif herum, die wenigen jedenfalls, die es gab: drei Pärchen und eine einzelne Dame, alle mittleren Alters und dem Aussehen nach hangend und bangend zwischen Leben und Tod.
    Lieber Gott! Warum mußte ihm gleich wieder Der Tod in Venedig einfallen? Melrose kniff die Augen fest zu, bemühte sich, die Traumbilder beiseite zu schieben, wollte sich nicht mehr wie Aschenbach in weißen Flanellhosen den Strand entlangschlendern sehen - »Hierher! Juhu! Melrose, Schatzi! Melrose!«
    Die flötende Stimme wirkte wie ein ins Wasser geworfener Kiesel, sie zerstörte seinen Tagtraum: Gerade hatte er sich in einem Liegestuhl neben einem Badehäuschen sterben sehen. Er blickte sich verdutzt um, und dann hörte er, wie Agatha der Stimme eine Antwort zutrompetete: »Teddy! Teddy, Liebes!«
    Verflixt und zugenäht! dachte er. Da hatte er sich im Geist in der italienischen Sonne geaalt, wo er lieber sein Heil in der Flucht hätte suchen sollen. Jetzt saß er fest, rettungslos fest, während Agatha ihn mit Posaunenstimme zu dem Tisch mit der einzelnen Dame hinlotste. Schließlich war er ein Gentleman und konnte sich kaum davonmachen, ohne guten Tag gesagt zu haben.
    Oder doch? Sich verdrücken, das ging natürlich nicht, aber sein Schweigegelübde brauchte er deshalb noch lange nicht zu brechen. Wer es schaffte, zweihundert Meilen lang den Mund zu halten, der konnte das Spiel mit Sicherheit noch eine halbe Stunde fortsetzen. Er warf einen Blick auf seine Uhr und ging entschlossen auf die beiden Frauen zu. Eine halbe Stunde, vom Stuhl zur Tür, der Säuretest.
    »Hallo, Melrose!« Teddy streckte ihm eine stark geäderte und schwer beringte Hand hin.
    Mit einem - wie er hoffte - galanten Lächeln streifte er ihre Finger so eben mit den Lippen, statt ihr die Hand zu schütteln.
    Teddys Äuglein, denen Lidschatten und Kholstift Glanz verliehen, glitzerten wie Pailletten.
    Melrose nahm auf Anweisung seiner Tante Platz, und sie sagte: »Übst du schon für den Kontinent, Plant? Aber deinen angestaubten,

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