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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Gar nicht.«
    »Aber nach dem, was passiert ist, dürften sie sich ... entfremdet haben.«
    »Das waren sie wahrscheinlich von Anfang an.«
    »Und warum haben sie sich dann nicht scheiden lassen?«
    »Roger war sowieso kaum hier, und er hätte sich gewiß nicht von den Citrine-Millionen scheiden lassen.«
    »Aber sie -?«
    »Vermutlich wegen Billy.«
    Stirnrunzelnd sagte Jury: »Aber Billy ist lange fort.«
    »Vielleicht glaubt sie, daß er wiederkommt.«
    Jury wandte den Blick ab. »Hoffentlich nicht.«
    Er hatte sie nur absetzen wollen.
    Doch seinen sorgfältig geplanten und schlichten Rauswurf (»Auf Wiedersehen, liebe Tante ... ah, da kommt ja auch der Page, der kann dir mit dem Gepäck behilflich sein ...« Plumps! Koffer auf den Bürgersteig, das Auto beschleunigen ...) hatte sie ihm schon gründlich vermasselt, als er den Bentley mit ihren Habseligkeiten belud. Warum verschnürte sie ihr Chalet in der Plague Alley nicht einfach mit Bindfaden und schleifte es komplett zum Auto? Schrankkoffer, Reisekoffer, Reisetasche, vier Hutschachteln, Beauty-case, Handkoffer (freue dich, o liebe Seele, sicher plant sie, zehn Jahre fortzubleiben!) und ein Picknickkorb, der Lord Kitchener bei seinem Einzug in Pretoria besser angestanden hätte als Agatha für einen zweiwöchigen Aufenthalt in Harrogate. Etliche Diener im Mufti, eine ganze schwitzende Burenkolonne hätten nicht ausgereicht, um Agatha mit ihren »Siebensachen« behilflich zu sein.
    Fand ihr Redefluß denn gar kein Ende?
    Er war wild entschlossen, nicht zu antworten.
    Die ganze Strecke von Northampton war es um Vivian-hier und Vivian-da gegangen; um Franco-hier und Franco-da; um das Kleid, das sie sich bei der Schneiderin in Northampton anfertigen ließ, obwohl sie wirklich nach London hätte fahren sollen, was sie auch getan hätte, wenn sich Melrose nicht so strikt geweigert hätte, seinen Maßschneider in der Jermyn Street aufzusuchen ...
    (Bei dem sich Melrose seit Jahren nicht hatte blicken lassen, da sein Laden grabesdunkel und der Schneider selbst auf Fingerhutgröße eingeschnurrt war.)
    ... und welche Lumpen er zur Hochzeit anzuziehen gedächte? Und ob die Giopinnos wohl Snobs wären, die Kanäle voll mit fauligem Wasser, das Hotel eine Touristenabsteige, die Kirche zugig, die Tauben schmutzig ...
    (Der Papst ein Pole .)
    Doch im wesentlichen ging es Agatha darum, die Ereignisse des vergangenen Abends noch einmal Revue passieren zu lassen, und dabei schaffte sie es, den kleinen Streich zu einer römischen Orgie zu machen: »... absolut kindisch, das Ganze! Warum habt ihr beiden nicht gleich bei den Bälgern mitgemacht, die sich bei Scroggs eingeschlichen haben ... oho, Trueblood! O ja, diesem Menschen ist natürlich alles zuzutrauen ... der war schon immer ein Leisetreter .«
    Agatha war durchaus imstande, Truebloods Lebensgeschichte auf einen einzigen Satz zusammenzustreichen.
    »Aber du , Plant! Ein Earl of Caverness, fünfter Viscount Ardry ...«
    Er würde eisern den Mund halten. Immer haute sie ihm seine abgelegten Titel um die Ohren. Agatha wühlte in dem wohlgefüllten Picknickkorb. War das, lieber Gott, bitte, bitte, die Ausfahrt Harrogate? Ja! Ich will auch wieder zur Kirche gehen .
    »Eines Tages ertappe ich euch beide noch oben in einem Baum, wie ihr ein Baumhaus zimmert. Erwachsene Männer. Erwachsene Männer. Und das der armen, lieben Vivian, die soviel zu tun und zu bedenken hat -«
    Für dich ist Vivian erst arm und lieb, seit sie den Hochzeitstermin festgesetzt hat, dachte Melrose finster. Gerade noch rechtzeitig wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Straßen von Harrogate zu, um einer alten Dame in einem dieser elektrifizierten Rollstühle auszuweichen. Dachte die etwa, daß ihr das Gefährt das Recht gab, auch bei Rotlicht, bei jedem Licht - selbst am brennenden Dornbusch vorbei -die Straße zu überqueren? Himmel, wie die abzischte!
    »O mein Gott! Du hast ja fast die arme, alte, behinderte Frau im Rollstuhl überfahren.«
    Im Rückspiegel sah er, wie die arme, alte, behinderte Frau ihm einen Vogel zeigte und alsdann den Bordstein mitnahm. Er sagte nichts.
    Als er den Wegweiser zum »Alten Schwan« erblickte, sagte sie: »Ihr habt dem Faß den Boden ausgeschlagen, Melrose.« Agatha schmatzte vor Zufriedenheit. »Vivian wird nie wieder ein Wort mit dir wechseln.«
    Wollte Gott, ihm wäre mit einem Streich vor ihrer Haustür auch soviel Erfolg beschieden.
    Sie fuhren jetzt die nasse, kiesbestreute Auffahrt hinauf, unter

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