Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
»Wieviel?«
    »Die da? Drei Pfund. Echter Jett.«
    »Seien Sie nicht albern. Fünfundsiebzig Pence.« Wieder hielt sie das Geld hoch.
    Während die Eidechse feilschte, sah sich Jury auf dem Platz um und suchte fast schon automatisch einen Hehler namens Gladd, der in der Passage bestens bekannt war. Da er schon zweimal wegen Hehlerei verknackt worden war, war Jury sicher, daß Gladd nichts von dem, was er feilbot, käuflich erworben hatte. Er hielt auch Ausschau nach Jimmy Langfinger, einem seiner kleineren Lieblingsbösewichte. Sein Blick blieb auf einer Frau in weißem Regenmantel vor den Tischen auf der anderen Seite haften. Sie musterte entweder sich selbst oder den Spiegel eines kleinen Kommodenaufsatzes. Sehr attraktiv, sogar mit nassem Mantel und Schal. Einen Schirm hatte sie nicht.
    »... und versuchen Sie bloß nicht, ihn zu bescheißen«, sagte Carole-Anne und deutete auf Jury. »Er ist Polizist.«
    »Ein Pfund fünfzig, mein letztes Angebot.«
    »Gut, ein Pfund«, sagte Carole-Anne, die davon ausging, daß sie hier das letzte Wort haben würde.
    Der Trödler grummelte resigniert und warf dabei schlüpfrige Blicke auf Carole-Annes jadegrünen Pullover. Auch Jury war nicht entgangen, daß das erste Paar Kämme ausgezeichnet dazu gepaßt hätte.
    Ihm war aber auch nicht entgangen, daß die Lady in dem weißen Regenmantel inzwischen ein zartes Satinneglige mit Spitze musterte. Als Jury nach ihr Ausschau hielt, sah sie sofort weg. Anscheinend wollte sie sogar ein Erröten verbergen, denn sie hielt sich das Negligé sehr nah ans Gesicht. Er lächelte. Kauf es. Es war satt goldfarben, goldener als ihr Haar, und der Stoff würde die Farbe ihres Haares und ihrer Augen noch betonen.
    Während der Händler die schwarzen Kämme in Seidenpapier wickelte und versuchte, mit Carole-Anne zu flirten, die ihren pinkfarbenen Schirm drehte, ohne darauf zu achten, daß das Gestänge Mäntel oder Augen treffen könnte, bemerkte Jury am Ende des Tischs etwas Diademähnliches. Allmächtiger, laß sie das nicht finden!
    Der Allmächtige begegnete Jury auf die übliche Art, und als nächstes spürte dieser, wie ihn Carole-Anne am Ärmel zog. »Gucken Sie doch mal, Superintendent. Ein Diadem.« Sie mußte sich einfach in die eigene Haarpracht fassen, die ja wohl die rechte Heimstatt für eine Krone wäre.
    »Lassen Sie das doch, Carole-Anne.«
    Nichts ließ sie. Sie schob Jury das ominöse Päckchen mit den schwarzen Kämmen in die Hand und steuerte auf das Diadem zu.
    Noch bevor sie fragen konnte, sagte der Kronen- und Gralshüter: »Für Sie zehn Pfund, meine Schöne. Sehen Sie sich mal die Steine an!«
    »Hab ich schon, vier Pfund.« Immer wieder drehte sie das zarte Diadem in der Hand.
    »Carole-Anne, um Himmels willen, Sie brauchen kein Diadem. Sie sehen jetzt schon königlich aus.«
    »Ganz Ihrer Meinung, Chef«, sagte der Händler.
    Carole-Anne warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
    »Superintendent für Leute wie Sie.«
    Diese Anrede gilt ja wohl nicht nur für windige Antiquitätenhändler, hoffte Jury. Er hatte Jimmy erspäht, der wie nebenbei eine Frau mittleren Alters anrempelte, die gerade ein frisch erworbenes antikes Armband in ihre Tasche gestopft hatte. (Warum schoben sich Frauen ihre Handtaschen immer auf den Rücken, wenn sie sich etwas ansahen?)
    Mit einem durchtriebenen Lächeln sagte der Händler: »Also, das Diadem hat einer österreichischen Prinzessin gehört. Einer Nachfahrin der Zaren -«
    »Eines bestimmten?« fragte Jury und merkte, wie die Dame in dem weißen Regenmantel lächelte. Ganz offensichtlich genoß sie das Feilschen.
    Der Trödler tat so, als sei Jury gar nicht da. »Sieben Pfund, und wir sind quitt«, sagte er zu Carole-Anne.
    »Fünf Pfund, mein letztes Angebot«, erwiderte sie und zog eine Fünfpfundnote aus ihrem Handtäschchen.
    Miss Palutski war nicht zum Bitten auf der Welt, sondern zum Befehlen. Der Kopfputz war also keineswegs fehl am Platze.
    Jury merkte, wie die attraktive Frau ihn anlächelte. Jetzt hielt sie eine Halskette aus gelben Steinen hoch, topasfarben wie der Stoff. Sie legte sie sich um und blickte in einen Spiegel. Kauf das auch. Selbst in der düsteren Camden Passage ließ die Kette ihre Augen funkeln.
    Und als der umlagerte Trödler ein Einwickelpapier für die Krone suchte, sagte Carole-Anne: »Die paßt genau zu meinem neuen Kostüm.«
    »Was für ein Kostüm? Das der Königin von Soho?« Jury war zum nächsten Tisch weitergegangen und nahm die angeblich antiken,

Weitere Kostenlose Bücher