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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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feinziselierten Elfenbeinzähne in Augenschein - eindeutig Schmuggelware. Er betrachtete abwechselnd die Wilddiebsbeute, Jimmy Langfinger, den Hehler Gladd und die Dame in dem weißen Regenmantel.
    »So, ich hab diesen Basar hier satt. Ich muß sowieso zum Starrdust, Super.« Sie hievte sich ihre Tasche über die Schulter. »Die Lady da in dem weißen Regenmantel hat schon die ganze Zeit ein Auge auf Sie geworfen. Ist doch durchaus Ihr Typ - wie SB-Bindestrich-H. Ciao.«
    Carole-Anne war der Auffassung, daß keine Frau Jurys Typ war oder es jemals sein würde. Sie hatte »Typen« aller Art aus der Wohnung in Islington vertrieben. Es lag in ihren Händen, die Wohnung über Jury zu vermieten. Sie hatte den Hausbesitzer überzeugt, daß sie ihm einen großen Gefallen tat, wenn sie sie »zeigte«, und er deswegen ihr sogar ein paar Pfund von ihrer Miete erlassen hatte. Wegen eines Londoner Hausbesitzers vergoß Jury zwar keine Mitleidstränen, aber dieser hier würde wohl bis zum Sankt Nimmerleins-Tag warten, bis jemand »Passendes« auftauchte.
    Er schüttelte den Kopf und beobachtete, wie die Männer für Carole-Anne auseinandertraten. Ihre tropfenden schwarzen Schirme schoben sich schwungvoll über Carole-Annes pinkfarbenen. Das Ganze wirkte wie eine gut eingeübte Choreographie in einem alten Musical.
    Jury hatte nicht die Absicht, Jimmy zu schnappen, der sich anscheinend bei der Frau im mittleren Alter entschuldigte, weil er sie angerempelt hatte. Das war nun wirklich nicht sein Job. Er und Jimmy waren fast schon Busenfreunde, denn Jimmy informierte ihn über Missetäter, die weitaus Schlimmeres taten, als in der Passage ihr Unwesen zu treiben.
    Das jedenfalls redete Jury sich ein, während die Frau in Weiß von Tisch zu Tisch ging und immer näher auf ihn zukam. Er mußte unwillkürlich an die Frau in Weiß denken, Wilkie Collins’ Heldin, die plötzlich und geheimnisvoll mitten auf einer dunklen, verlassenen Landstraße vor einer Kutsche aufgetaucht und dann genauso geheimnisvoll wieder verschwindet. Aber die verregnete Camden Passage voller Regenschirme mit einer nebligen Landstraße und einer gespenstischen Gestalt zusammenzubringen, war vielleicht doch zu weit hergeholt.
    Jetzt näherten sie sich beide demselben Tisch, um sich irgendwelche Gegenstände genauer anzusehen, sie in das schwache Licht zu halten und auf ihre Echtheit zu prüfen.
    Die Bemerkung, über die sie dann ins Gespräch kamen, war mehr als banal; irgend etwas über das Wetter und darüber, daß sie beide keinen Schirm hatten. Sie lachte und fragte ihn, ob er je im Lake District gewesen sei. Da gebe es vielleicht Regen und Nebel! Wie in gegenseitigem Einvernehmen gingen sie zusammen weiter, bis sie vorschlug, etwas trinken zu gehen, »bevor die Kneipen zumachen«.
    Jury lächelte. »Dann sind Sie nicht aus London? Seit die Schankgesetze geändert worden sind, haben manche Kneipen den ganzen Tag auf.«
    »Oh, das hatte ich ganz vergessen. Schade eigentlich; es macht Drinks irgendwie weniger verlockend, wenn man sie jederzeit kriegen kann.« Sie schwieg und sah zu ihm hoch. »Es ist das Ende von etwas.«
    Jury lächelte. »Ich hoffe, nicht.«
    Im King’s Head war es nie besonders hell; aber heute nachmittag war es so feucht und fahl wie draußen auf dem Bürgersteig. Wie Straßenlampen im Nebel warf die Deckenbeleuchtung Strahlen gelblichen Lichts auf den polierten Tresen; der Regen floß in Strömen die bunten Scheiben der Bleiglasfenster neben ihrem Tisch herab.
    Sogar das glatte Haar der unglücklich dreinschauenden Kellnerin sah verregnet aus. Sie wischte die Wasserringe vom Tisch, bevor sie die Drinks von dem feuchten Tablett nahm und vor sie hinstellte. »Sauwetter, was?«
    Als die Kellnerin wegging, lächelte Jane Holdsworth. »Das bißchen Nieselregen! Da sollte sie mal das Wetter im Norden erleben!« Sie fuhr sich durchs Haar, das an den Spitzen, wo der Schal es nicht bedeckt hatte, feucht war und sich kringelte.
    »Wo genau kommen Sie denn her?« fragte Jury und hob sein Bierglas, um auf ihre Begegnung anzustoßen.
    »Ich? Von nirgendwo, jetzt jedenfalls. Aber ich habe Verwandte im Norden. Eine Schwester und ein paar Angeheiratete. Ich war verheiratet. Jetzt nicht mehr. Er ist tot.«
    »Das tut mir leid.«
    Sie nickte bloß. »Meine Verwandten sind eigentlich die Verwandten meines früheren Mannes. Bis auf meine eine Schwester. Sie wohnen in der Nähe von Wast Water - einem der Seen des Lake District - in einem der alten Landsitze,

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