Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
veranstalten. Er konnte sich totärgern, weil er immer der erste war, der wegguckte. Der Kater brachte ihn fast so weit, an Wiedergeburt zu glauben. In einem seiner früheren Leben mußte das Tier Rasputin gewesen sein. Wenn Mrs. Callow nicht gerade mit dem Butler einen zur Brust nahm, kochte sie das Gemüse, und Millie hatte auch immer etwas Gutes im Topf schmoren. Wie ihre Mutter war Millie eine geborene Köchin. Adam fuhr immer gern in der Küche herum und versteckte Pennies und Pfundmünzen im Geschirr, damit sie sie später fand. Daß Mrs. Callow sie finden würde, befürchtete er nicht; die konnte vor lauter Portwein nicht geradeaus gucken.
    Der Rest der Familie wartete natürlich darauf, irgendwann einmal große Summen zu finden (um es mal so auszudrücken). Er konnte nicht ewig leben, aber immerhin so lange, daß sie an der Sterblichkeit des Lebendigen schlechthin zweifelten. Crabbe tat ihm oft leid, er konnte ihm auch kaum vorwerfen, daß er sich in seine Welt der Dichter und Maler zurückzog. Warum setzten so viele anständige Leute ihr Leben in den Sand? Coleridge, De Quincey - Wordsworth natürlich nicht. Aber, dachte Adam, wenn er mit einer liebenden Schwester, die an seinen Lippen hing, die Täler und Hügel durchstreifen würde, hm, dann wäre er wahrscheinlich auch in der Stimmung, die eine oder andere Ode vom Stapel zu lassen.
    Jane. Er zog die Stirn in Falten. Die Frau seines Enkels mochte er nur, weil sie einen Sohn wie Alex hatte.
    Genevieve war über Janes Tod nicht traurig, sondern nur wütend über Alex, weil er behauptet hatte, er habe keine Angehörigen.
    Da hat er verdammt recht, dachte Adam Holdsworth traurig.
    Lady Cray war eine derjenigen, die mit ihren Aufsehern kam: mit Tochter und Schwiegersohn. Lady Cray, mit kleinem schwarzem Hut und großer schwarzer Tasche, in feinste Seide gekleidet, lächelte immer nur vage, als könnte sie sich nicht erinnern, warum sie hier oder mit wem sie gekommen war.
    Sie spazierte davon, während Mrs. Colin-Jackson den jungen Leuten alles mögliche aufschwatzte. Adam saß genau vor der Tür zum Gesellschaftszimmer und kam zu dem Schluß, daß hier mehr dahintersteckte, als man mit bloßem Auge sehen konnte, und folgte ihr. Lady Cray wanderte scheinbar ziellos durch den Aufenthaltsraum, das Spielzimmer und die Bibliothek und fand im Eßzimmer schließlich, was sie suchte. Sie nahm das silberne Besteck von einem Zweiertisch und steckte es in ihre schwarze Tasche, die sie zufrieden zuschnappen ließ. Als sie wieder gehen wollte und Adam sah, lächelte sie nur ihr Grübchenlächeln, öffnete ihre Tasche und brachte einen dicken Packen Geldscheine zum Vorschein. Sie blätterte einen Fünfziger ab und hielt ihn Adam hin. »Wenn Sie den Mund halten können.« Ihre Stimme war so sanft und vornehm, als wollte sie ihm ein Glas Sherry anbieten.
    »Sehr großzügig von Ihnen, aber ich habe schon zuviel Geld«, sagte Adam.
    »Aha. Sind Sie dann an einem Löffel interessiert? Das Silber ist erstaunlich edel.«
    »Nein, danke. Ich habe selber welches.«
    Er hoffte, Lady Cray würde hier einziehen. Sie brauchte ihre Unabhängigkeit ganz bestimmt. Es störte sie offenbar nicht, daß er neben ihr herfuhr, während sie weiter durch die üppig ausgestatteten Flure ging.
    Adam zog seinen wertvollen Mont-Blanc-Füllfederhalter heraus und trug etwas in sein Notizbuch ein. Während er neben ihr herfuhr, informierte er sie über Castle Howe. Die Zimmer seien gut, das Essen überraschenderweise auch. Man könne entweder im Eßzimmer oder in seinem eigenen Zimmer essen. Es sei alles nicht schlimm, solange man nicht vergaß, daß alle, die den Laden betrieben, total meschugge seien. Colin-Jackson verschwinde zur Cocktailstunde immer mit einer Karaffe Gin oder komme auch schon mal ins Eßzimmer und mache mit den Gästen eine ordentliche Sause.
    »Wie hübsch«, sagte Lady Cray, als sie die Bibliothek betrat und sich mit hochgezogenen Brauen umsah.
    »Drüben auf dem Regal sind ein paar Elfenbeinstücke, falls Sie so was mögen.«
    Sie seufzte und wandte sich um. »Elefantenstoßzähne.« Sie schüttelte den Kopf. »Ist Wilderei nicht schrecklich?«
    Adam fand das auch, und da sie sonst nichts interessierte, drehten sie um und gingen weiter. Am Ende des Flurs führte eine Verandatür in den Garten, und er schlug einen »Spaziergang« vor. »Ich hoffe, Sie werden beschließen, hier einzuziehen, Lady Cray. Es wäre schön, eine Kleptomanin hier zu haben.« Er hielt inne. »War nicht

Weitere Kostenlose Bücher