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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit William-Morris-Tapete, herrlichem Deckenstuck und Seidenvorhängen. Außerdem war ein mit Kerzen beleuchteter Speisesaal mit linnengedeckten Tischen abgebildet, der auch einem teuren Hotel nicht zur Schande gereicht hätte. Ein weißbefrackter Ober nahm gerade die Bestellung von zwei Herren und einer Dame entgegen, die so reich aussahen, als würden sie sich die Zeit damit vertreiben, Übernahmeangebote an Luftfahrtgesellschaften und Computerfirmen zu machen.
    Die Anzeige mit der Federzeichnung des Anwesens lenkte die Aufmerksamkeit garantiert nicht auf die kleingedruckte Klausel, daß zukünftige Bewohner »weitgehend bewegungsfähig« und »psychiatrisch nicht vorbelastet« sein müßten; beide Floskeln waren so schwammig, daß Mrs. Colin-Jackson sie nach Bedarf auslegen konnte. Auf diese Weise war sie in der Lage, selbst zu entscheiden, ob der ältliche Zukünftige hineinpaßte, und sie traf diese Entscheidung allein auf der Grundlage der Finanzen.
    Es war schon lästig für Mrs. Colin-Jackson, daß es auch im Bürgertum (und nicht nur im Adel, für den sie ihre Dienste eigentlich bereithielt) opferbereite Töchter und Söhne gab, die ihren letzten Pfennig ausgaben, damit Mama oder Onkel John in vornehmer Umgebung wohnen konnten. An letzten Pfennigen war Mrs. Colin-Jackson herzlich wenig interessiert. In Fällen, in denen es aller Voraussicht nach nichts zu erben gab und die Angehörigen Wert auf einen Rundgang legten und die Unterkunft tatsächlich in Augenschein nahmen, erklärte Mrs. Colin-Jackson, daß die Formel »weitgehend bewegungsfähig« einen Stock oder zwei gestattete, Mama sich aber nur mit einer Gehhilfe fortbewegen könne. Wenn das alles nichts fruchtete, war schlicht und ergreifend keine Suite frei, aber ja, der Name komme nach der Duchess of Wanderby und der Viscountess Stuart auf die Liste.
    Wenn ein Bewohner besonders anstrengend wurde, warf Mrs. Colin-Jackson ihn hinaus, indem sie die Familie anrief und sagte, der liebe Senior wachse ihr über den Kopf - er werfe Essen durch die Gegend oder habe sich der Ärztin unsittlich genähert; sie entschuldigte sich dann vielmals, bestand aber darauf, daß der Störenfried entfernt werde. Eine Woche Frist wurde gnädig zugestanden, und falls die Verwandten bereit waren, das Eineinhalbfache zu bezahlen, wurde zur Not auch eine Monatsfrist eingeräumt.
    Das wußte Adam Holdsworth natürlich alles. Er war der einzige Bewohner, der freiwillig gekommen war, und zwar gegen den Protest seiner Angehörigen, die der Gedanke nervös machte, daß Geld zum Fenster hinausgeworfen wurde oder vielleicht sogar als Erbe bei der guten Frau landete, die sich im Herbst seines Lebens um ihn gekümmert hatte. In alldem steckte eine gewisse Ironie, fand Adam, denn die Eigentümerin und das Personal behandelten die Bewohner weit besser, als sie zu Hause behandelt worden wären. Dort wären sie ignoriert worden; es sei denn, es war von einer Änderung im Testament die Rede. Mrs. Colin-Jacksons Geldgier störte Adam überhaupt nicht, denn sie mußte teuer dafür bezahlen (mit Zeit und Geduld), wenn zum Beispiel Mr. Wynchcomb seine Schüssel Weetabix über dem Kopf einer der Schwestern Dunster ausschüttete. Sie mußte sich nicht nur damit herumplagen, sondern auch noch gute Miene zum bösen Spiel machen, als ob sie die Beteiligten für richtige Scherzkekse hielte: Aber sie würden es doch bitte nicht wieder tun! Wenn der arme alte Wynchcomb sich zu Hause diese Kapriolen erlaubt hätte, wäre er auf dem Dachboden eingesperrt worden.
    Nichts davon war illegal und, wenn man seine Phantasie anstrengte, auch nicht unehrlich. Die in der Broschüre abgebildeten Räume existierten tatsächlich, wenn auch der Aufnahmewinkel geschickt gewählt sein mochte; und das Essen war sehr gut, auch wenn es von Angestellten serviert wurde, die nur vier Worte Englisch sprachen.
    Adam hatte Millie Thale dazu gebracht, ihn nach Castle Howe zu rollen, wo sein Gespräch mit Mrs. Colin-Jackson mit einer großzügigen Interpretation des »weitgehend bewegungsfähig« befriedigend abgeschlossen wurde, nachdem mehrere tausend Pfund den Besitzer gewechselt hatten. Sie hatte die ganze Zeit gelächelt und gesagt, sie benötige Zeit, um sich mit ihrem »Personal« zu besprechen, und Adam hatte gesagt, nur zu, ich geben Ihnen fünfzehn Minuten. Und sie hatte immer noch unterwürfig gelächelt.
    Er wußte, der einzige Mensch, mit dem sie sich besprechen wollte, war sein Bankmanager bei Lloyd’s. Und da Adam

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