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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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böse gemeint. Ich bin einfach nur davon ausgegangen, daß Sie keine Sammlerin sind.«
    Sie gingen den Gartenweg hinunter, und Lady Cray fing an, Blumen zu pflücken. Bald hatte sie ein kleines Bouquet beieinander, das sie in den unergründlichen Tiefen ihrer Tasche verstaute. »Wissen Sie, ich bin ziemlich geschickt. Ich bin viel riskantere Orte gewöhnt. Harrods mag ich besonders. Ein schrecklicher Laden, wenn Sie ihn ernst nehmen. Soweit mir bekannt ist, haben meine Tochter und mein Schwiegersohn Harrods damit beauftragt, meine Beerdigung auszurichten.«
    »Wußte gar nicht, daß Harrods Beerdigungen macht. Das muß ich Genevieve erzählen.«
    »Genevieve?«
    »Meine Schwiegertochter.«
    »Aha. Ich glaube, es wird mir hier gefallen«, sagte Lady Cray und pflückte neben dem Rollstuhl eine Blüte. »Wenn ich nur von meiner Familie wegkomme!«
    »Das kann ich Ihnen nicht verdenken.«
    »Ach, kennen Sie sie auch?« fragte sie. Geistesabwesend ließ sie ihre grauen Augen herumwandern, als sie sich auf eine der gußeisernen Bänke zwischen den Buchsbaumhecken setzte.
    »Nein, aber ich kenne meine. Schicken Sie nach Ihrem Anwalt, und schon greifen sie zum Whisky!«
    »Genauso ist’s, Mr. Holdsworth. Ich brauche nur mein Testament zu erwähnen, und schon kriegt Beau - das ist mein Schwiegersohn - das große Zittern und klappert mit dem Glas gegen die Wodkakaraffe. Wahrscheinlich wird er noch zum Alkoholiker. Ich hoffe nur, er zerbricht die Karaffe nicht. Sie ist von Lalique. Sehen Sie, da ist ein Rotkehlchen.«
    Er drohte ihr mit dem Finger. »Lassen Sie die Tasche zu.«
    Sie lachte. Lady Cray hatte wunderbare Haut, fiel ihm auf.
    »Manchmal tun sie einem ein bißchen leid.«
    »Mir nicht.«
    Wieder lachte sie. »Ach, Sie wissen, was ich meine. Meine Tochter Lucia ist gar kein so schlechter Mensch. Aber so schwach, daß sie ihren Mann fast für sich atmen läßt. Manchmal frage ich mich, ob ich es deshalb tue - Sachen mitnehmen, meine ich. Um die Schwäche meines Kindes irgendwie zu rechtfertigen.«
    »Das ist aber eine nachsichtige Betrachtungsweise. Kingsley würde dieser Anflug von Einsicht gefallen. Er ist einer von den Seelenklempnern hier im Hause.«
    »Wie ist er mit dem Standardsatz, >im Zustand geistiger Verwirrungunter Einfluß von    »Hm, glauben Sie nicht, daß das hier eine Rolle spielt. Hier sterben die Leute durchaus , verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich sterben hier Leute. Aber ich kann mich nicht entsinnen, daß hier je einer ein Testament angefochten hat. Da paßt Kojak schon auf.«
    »Kojak?«
    »Die Abkürzung für Colin-Jackson. So lange sie etwas erbt, kann die Polizei getrost sämtliche Seen nach Leichen abfischen, ihr ist das einerlei.«
    Lady Cray arrangierte mittlerweile ein weiteres Blumensträußchen und fragte: »Sie meinen, ermordet worden ist hier noch keiner?«
    Verdammt, jetzt wünschte er aber, er hätte sein Gebiß drin, denn er bekam den Mund gar nicht wieder zu. »So, wie Sie das sagen, und mit der Nase in den Blumen, könnte man meinen, das wäre für Sie etwas völlig Normales.« Adam rieb sich die Hände. Die Arthritis meldete sich wieder. »Keine schlechte Idee, wenn ich es recht bedenke, solange es mich nicht trifft.«
    »Haben Sie keine Angst, daß es jemand probieren könnte? Ich bin ziemlich sicher, daß man es bei mir ein- oder zweimal ein bißchen versucht hat!« Sie zog den kurzen Stiel eines Wintergänseblümchens durch das Knopfloch in seinem Jackenaufschlag. »So!«
    Diesmal vergaß er nicht, den Mund zu schließen, als er merkte, wie erstaunt er war. »Was? Wie?«
    »Ach, nicht weiter wichtig - und gänzlich erfolglos.« Sie legte ihre schmale behandschuhte Hand an den Mund, als ob sie ein kleines Lachen zurückhalten wollte. »Ich glaube, ich wurde in London vor einen Bus gestoßen. Ich war nicht verletzt, nur ein bißchen staubig.«
    »Meine Güte ...« Adam wurde nachdenklich. »Wissen Sie, bei uns in der Familie gab es kürzlich, hm, ich würde es eine Tragödie nennen. Selbstmord. Besonders tragisch, weil es sich um die Mutter meines Urenkels handelt. Er ist ein As und hatte eine sehr enge Beziehung zu ihr, und in meiner Familie ist Liebe nicht gerade an der Tagesordnung.« Adam erzählte Lady Cray das wenige, das er wußte.
    »Dann glauben Sie, es war Mord.« Sie zupfte ein welkes Blütenblatt von der Blume und blies es von ihrer Fingerspitze.
    »Was? Das hab

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