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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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musterte ihn skeptisch. »Wieso sollte keins drin gewesen sein? Es war schließlich ein Kinderwagen.«
    »Ich dachte mir nur. Hat eigentlich jemand das Baby tatsächlich gesehen ?«
    Der Beamte sah Ned fünf Sekunden lang eingehend an und meinte dann: »Was ist denn das für ein Eis? Grün habe ich noch nie gesehen.«
    »Pistazie. Von Isaly’s.«
    »Aha.«
    »Wenn Sie eins wollen, der Laden ist gleich dort drüben.«
    Der Polizist steckte sein Notizbuch wieder in die Tasche.
    »So heiße ich, Ned Isaly.«
    »Ohne Witz?«
    »Das ist meine Familie. Ich bin nämlich von hier, aus Pittsburgh.«
    Der Beamte nickte, nicht sonderlich interessiert an dieser privaten Geschichte. Er sah zu der Eisdiele hinüber. »Hatten sie dort auch Rocky Road?«
    »Ach, bestimmt.«
    »Dann besuchen Sie also Ihre Familie?«
    »Eigentlich nicht direkt. Meine Eltern sind tot.«
    »Aber es gibt doch bestimmt noch jede Menge Isalys.«
    »Hm, ja. Ich kenne allerdings keinen, mit dem ich direkt verwandt bin.«
    »Ach.« Den Polizisten schienen diese undurchsichtigen Verwandtschaftsbeziehungen zu verwirren. »Na, dann schau ich mal, ob sie Rocky Road haben.«
    »Haben sie wahrscheinlich.«
    »Hat mich gefreut.«
    Ned ließ sich die Szene, die am Nachmittag stattgefunden hatte und bei der ihm schwer fiel zu glauben, dass es sich um ein waschechtes Verbrechen handelte, noch einmal durch den Kopf gehen. Das Ereignis – nein, Nichtereignis – könnte er eventuell in seinen Roman einbauen. Auf halbem Weg in die Bar blieb er stehen und überlegte, welche möglichen Konsequenzen sich ergeben könnten, falls Nathalie etwas Derartiges im Jardin des Plantes zustieß. In den Händen eines Camus oder Kafka würde die schwarze Komödie wie Tinte glänzen.
    Man stelle sich nur einmal vor (er ging weiter und warf der Blondine auf dem Sofa in der Lobby ein zerstreutes Lächeln zu): Nathalie… könnte es nicht dazu dienen, ihre Selbsttäuschung vor Augen zu führen? Warum nicht? Sicherlich nicht im letzten Teil der Geschichte, aber im ersten? Nathalie mit einem Eis in der Tüte. Wie hieß diese berühmte Eiskrem doch gleich, die man früher ausschließlich auf der Île Saint-Louis bekommen hatte? Die Eiskrem war ihm in lebhafter Erinnerung – Bertelsmann? Nein, das war dieser deutsche Konzern, der sich andauernd andere Verlage einverleibte. Diese Eisdiele – Berthillon, das war’s! – hatte die am feinsten abgestimmte Auswahl, die er je probiert hatte, viel subtiler als Isaly’s. Es war die Krönung aller Eiscremes, die Götterdämmerung aller Eiscremes: »Maron glacé«, »Grand Marnier«, »Amandine«. So in der Art.
    Er stand an die Theke gelehnt und hörte mit halbem Ohr irgendwelche Gesprächsfetzen, bis er merkte, dass das Wort an ihn gerichtet war. »Was? Entschuldigung, ich war ganz in Gedanken.« Er wurde Clive vorgestellt.
    Ned bedachte Clive mit einem skeptischen Lächeln. »Sind Sie nicht bei Mackenzie-Haack?«
    »Stimmt. Ich hatte allerdings noch nie Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen. Sie stecken ja immer mit Tom Kidd zusammen.« (Clive hatte den Slang inzwischen recht gut drauf.)
    Ned bat den Barmann um ein Bier. »Ja. Na ja, er ist ja auch mein Lektor.«
    Als ob das bei Mackenzie-Haack, wenn nicht gar in der gesamten New Yorker Verlagswelt, nicht jeder wüsste. »Ich bewundere Ihre Arbeit. Wirklich.«
    »Danke. Was machen Sie denn in Pittsburgh? Will Bobby sich hier einen Autor unter den Nagel reißen?«
    Clive war überrascht, dass Ned die hintergründigen (um nicht zu sagen, hinterhältigen) Aktivitäten seines Verlagshauses überhaupt bewusst waren. »Unter den Nagel reißen« musste nicht zwangsläufig »klauen« heißen. In Bobbys Fall traf es nun allerdings zu.
    Clive lächelte. Weil er Dwight Staines nicht als Ausrede für seine Anwesenheit heranziehen konnte, müsste er sich einen anderen Grund ausdenken und sagte deshalb vorab lediglich: »Kennen Sie Dwight Staines?«
    Dwight wandte sich Ned zu, gierig darauf bedacht, jemanden Berühmtes kennen zu lernen, oder vielmehr gierig darauf bedacht, demjenigen Gelegenheit zu geben, ihn kennen zu lernen. Dwight war vollkommen klar, dass Ned Isaly in einer ganz anderen Liga spielte als er – ach, was, in einer total anderen Hemisphäre –, jedenfalls was Tantiemen betraf. »Also, ich bin auf einer Lesereise hier. Das hier ist meine erste Station. Morgen ist Chicago dran.«
    Da ihm zu Lesereisen nichts einfiel, nickte Ned ihm bloß zu. Clive war sich sicher, dass man Ned nicht einmal mit

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