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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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höchster Aufregung gewesen und hatte nur gehofft, keinen Bericht über einen toten Schriftsteller in Pittsburgh hören zu müssen. Pittsburgh, so schien es, hatte für tote Schriftsteller weit weniger übrig als New York City, wo man am Fuße jeder x-beliebigen U-BahnTreppe einen toten Schriftsteller finden konnte.
    Doch es kam nichts. Er konnte nicht umhin, die Berichterstattung zu ergänzen und Channel 4 mit den Details zu beliefern, die sie dort nicht meldeten: » Die Polizei steht vor einem völligen Rätsel. Wer bei der Schießerei auch immer den tödlichen Schuss abgab, dem der Autor Ned Isaly zum Opfer fiel –« Nein, es würde sich wohl eher so anhören: » Der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Romancier Ned Isaly ist verschwunden und  –«
    Mehrmals im Laufe der Nachrichtensendungen war Hannah hereingekommen, mit einem von ihren Stoffdalmatinern unterm Arm, und hatte auf die Simpsons oder eine andere Trickfilmsendung umschalten wollen. Um sie vom Fernseher wegzulotsen, tischte Paul ihr eine Lüge nach der anderen auf: » Wile E. Coyote hat den Road Runner am Ende doch erwischt, und deshalb kommt das jetzt nicht mehr. Die Simpsons wurden gekidnappt – die ganze Familie –, und jetzt warten die Produzenten ab, was passiert…«
    (Hannah ging tatsächlich wieder. Er hörte, wie sie ihrer Mutter erzählte, Daddy benähme sich echt komisch, sogar für einen Schriftsteller, und ihre Mutter fand etwas anderes, womit sie Hannah beschäftigen konnte, besser als fernsehen, aber nicht unbedingt besser, als Daddy zu beobachten.)
    Wieder lieferte er neue Details: »– der tödliche Schuss. Die Leiche wurde in einem dunklen Durchgang entdeckt, und zwar von einem kleinen Mädchen mit ihrem Hund – einem Dalmatiner  –« Mittendrin klingelte das Telefon. Es war Jimmy McKinney.
    Eine willkommene Unterbrechung. »Jimmy! Sie sind wieder da? Wie war das Wochenende? … Nein? … Klar, ich kann Sie treffen. Morgen, wie wär’s in dem Coffeeshop? …Irre ich mich, wenn ich annehme, dass die Birches-Kolonie nicht gerade ein Bombenerfolg war…? Für manche Leute vielleicht… Okay. Morgen so gegen drei. Gut. Bis dann.«
    Und Paul fuhr fort, seinen Fernseher zu traktieren.
    Am vorigen Abend, als immer noch nichts über Pittsburgh berichtet worden war, außer einem Zwischenfall in Shadyside, in den ein roter Porsche und ein paar Leute mit Schusswaffen verwickelt waren, von denen aber bisher niemand ausfindig gemacht wurde, stellte Paul fest, dass er etwas freier atmen konnte. Um elf Uhr abends erkundigte sich Molly, ob denn irgendwas nicht stimmte. Ob er einen Drink wolle? » Meinst du , Don’t Go There wird womöglich bei Larry King Live erwähnt? Würde mich ja nicht überraschen, wenn man bedenkt, wie gut ihm das letzte Buch gefallen hat .«
    Paul nahm den Drink lächelnd in Empfang, wohl wissend, dass Molly sich im Klaren darüber war, dass nicht einmal Larry King selbst sich drei bis vier Stunden lang an zwei aufeinander folgenden Abenden ertragen konnte. Und so erfand sie eben eine Geschichte, um ihn wissen zu lassen, dass sie es nicht merkwürdig fand, wenn er die ganze Zeit fernsah. Sie wollte Paul nur eine Ausrede dafür liefern, dass er wie gebannt vor der Glotze hockte, und nicht darauf bestehen, dass sie den Grund erfuhr. Was für eine Ehefrau ! Selbst seine blühende Fantasie wäre nicht imstande gewesen, Molly zu erfinden.
    Sie setzte sich auf die Armlehne seines Sessels und massierte ihm den Nacken, während sie Andrea Thompsons leidlichen Auftritt bei New York Cops verfolgten. Nach Mollys Massage lehnte Paul sich entspannt zurück. Die Nachrichtenmoderatorin von CNN erwähnte erneut den höchst bizarren Zwischenfall in Pittsburgh (im Stadtviertel Shadyside), ein Name, bei dessen Erwähnung sich Pauls Nerven in den letzten zwei Tagen unabhängig vom Zusammenhang wie Harfensaiten gespannt hatten. »… dazu ein wild umherrasender roter Porsche und Leute mit Schusswaffen.«
    Das gefiele ihr, meinte Molly, die Wange auf Pauls Kopf geschmiegt. »›Leute mit Schusswaffen.‹ Klingt wie ein Film von John Sayles.«
    Arthur verzehrte gerade eine Crêpe, diesmal mit Erdbeeren. Paul setzte sich und teilte Arthur mit, er habe die zusätzlichen »fünfzig Riesen« dabei. (Paul konnte es sich manchmal einfach nicht verkneifen, Dialogtexte zu schreiben.) »Also, was ist in Pittsburgh passiert?«
    »Es ging gut«, erwiderte Arthur und spießte eine Erdbeere auf.
    Während Paul darauf wartete, dass Mr. Meuchelmörder

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