Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
noch etwas dazu sagte, dieses »Es ging gut« weiter ausführte, ließ er den Blick im Café herumschweifen: wacklige Tische, ein (absichtsvoll so ausgewähltes) Sammelsurium von Stühlen und eine Menge Leute mit Perlen und Gesichtsschmuck, die darin und daran saßen. Das Ganze war richtig typisch Greenwich Village. Sie lasen oder schrieben oder redeten übers Lesen und Schreiben. Paul hätte sich viel lieber in einer richtigen Bar getroffen, doch Arthur lehnte dies ab, weil er Alkoholiker war.
    »Im Stadium der Genesung«, hatte er Paul wissen lassen und sich in den mit geschäumter Milch geschwängerten Gefilden des Cafés in eine Tischnische gequetscht. Dabei kicherte er, als hielte er nicht viel von seinem im Genesungsstadium begriffenen Zustand, wirkte gleichzeitig aber unheimlich selbstgefällig. »Zwei Jahre sind es jetzt. Meine Leber war total abgewirtschaftet, ich kann Ihnen sagen –«
    Lieber nicht , dachte Paul.
    »– drum habe ich auch immer meine Marke dabei.« Wie zum Beweis holte Arthur eine Art Spielzeug aus seiner Hosentasche in das zitronengelbe Licht des Cafés hervor. Es sah aus wie eine Pokerspielmarke.
    »Guter Ausdruck«, sagte Paul, der schon fürchtete, jetzt gleich Arthurs Trinkergeschichte zu hören. Und so war es.
    »Sehen Sie, die Dinger geben sie einem zu jedem alkoholfreien Jubiläum: ein Monat, ein Jahr, fünf Jahre und so weiter.«
    »Ein Monat? Hört sich ja nicht an, als ob man sich besonders dafür anstrengen müsste. Aber jetzt zu Pitts –«
    »Was? Nicht dafür anstrengen ?« Arthur warf die Hände hoch und sah zur Decke, als wollte er die vor sich hin krängenden Deckenventilatoren als Zeugen anrufen. »Hört euch den an! Hört euch den bloß an! Also, Nichtalkis haben doch einfach keine Ahnung, was unsereiner durchmacht –«
    Ungehalten legte Paul eine andere Gangart ein. »Hier ist der Rest.« Er holte den Umschlag hervor und knallte ihn auf den Tisch, ohne sich im Geringsten darum zu scheren, ob im Café vielleicht ein paar FBI-Agenten beim Cappuccino saßen. »Und jetzt erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Seine angegriffene Leber vergessend, griff Arthur hastig nach dem Umschlag, spähte hinein, zählte offenbar die Scheine mit einem kurzen Blick ab und stopfte sich das Geld dann in eine Innentasche. »Okay, Sie haben recht gehört. Die beiden, also Candy und Karl, waren dort und fielen natürlich auf wie ein bunter Hund –«
    »Bloß weil Sie wussten, wer es war, Arthur.«
    »Hm, ja, schon möglich.« Er sah zu der Espressomaschine hinüber, die ununterbrochen geschäumte Milch auszuspucken schien. »Ich nehme noch einen Latte. Wollen Sie auch was? Einen Cappuccino? Einen Latte? Kaffee? Ich geb einen aus«, sagte Arthur gönnerhaft.
    Paul seufzte. »Klar, warum nicht?«
    Arthur nahm seine Tasse und ging an die Theke hinüber.
    Wenigstens, dachte Paul, hatte er versucht, Isaly zu schützen. Das trug jedoch nicht viel zur Verminderung seiner Schuldgefühle darüber bei, dass er Ned Isaly überhaupt in Gefahr gebracht hatte. Der übrigens immer noch in Gefahr schwebte, auch wenn die beiden Gangster in Pittsburgh keinen Mordversuch unternommen hatten. Worauf zum Teufel warteten die eigentlich? Als Arthur mit den Tassen zurückkam, stellte ihm Paul diese Frage.
    »Hat Ihnen Sam nicht von denen erzählt?«
    »Nein. Ich wollte es gar nicht wissen, wieso auch? Jetzt aber schon.« Paul überlegte, rief sich den Anruf bei Sammy noch einmal in Erinnerung. »Ach ja, er sagte, sie würden sich immer recht viel Zeit lassen.«
    Mit einem Hmmm stellte Arthur seine frische Tasse hin und senkte die Stimme. »Die müssen immer alles erst auskundschaften. Sie wollen ihr Zielobjekt kennen lernen, also, seine oder ihre Gewohnheiten, Freunde, solche Sachen. Die beobachten ihn und ziehen ganz allmählich ihre Schlüsse und entscheiden dann, ob das Opfer es verdient oder nicht.«
    »Es verdient ? Was soll das denn verdammt noch mal heißen, sie entscheiden? Aber was denn – wer?« Als Paul merkte, dass er fast schrie, dämpfte er die Stimme. »Wer zum Teufel würde solche Typen denn anheuern? Ich bin da vielleicht altmodisch, aber ich dachte immer, wer zahlt, schafft an.«
    Arthur zuckte die Achseln. »Wenn sie den Job nicht ausführen, geben sie das Geld zurück. Hab ich jedenfalls gehört. Die haben wahrscheinlich auch ihre Prinzipien, so wie Sie und ich. Na, Sie zumindest.« Er klopfte auf die Tasche, in der er das Geld verstaut hatte. »Jetzt geniere ich mich fast. Ich meine, so viel

Weitere Kostenlose Bücher