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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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reden wir eigentlich, Mann?« Er hatte es vergessen.
    »Was?«
    »Wovon reden wir?«
    »Von meinem Honorar!«, flüsterte Arthur. »Wieso teilen wir uns nicht einfach die Differenz und, sagen wir, fünfundzwanzigtausend gehen an Sie zurück, wenn ihm irgendwas passiert.«
    Paul musterte ihn bloß stumm.
    Arthur schüttelte den Kopf. »Ich kapier’s nicht: Wie schaffen Sie es eigentlich, Bücher zu schreiben, wenn Sie nicht mal zehn Minuten bei der Sache bleiben können. Im Moment gucken Sie ganz schön dumm aus der Wäsche.«
    Dumm aus der Wäsche . Das gefiel Paul. Er beschloss, es sich zu merken.

 
36
     
    Der Coffeeshop in der Nähe des Eingangs zu dem Gebäude, in dem die Durban Agency untergebracht war, war beinahe menschenleer, was in Manhattan bemerkenswert anmutete, wo es außer im Fall einer Bombendrohung oder am Memorial-Day-Wochenende nirgends je menschenleer war.
    Jimmy saß am selben Tisch wie bei ihrem letzten Treffen, und dieselbe Kellnerin stand mit ihrer Kaffeekanne abwartend da. Sie stellte noch einen weißen, dickwandigen Henkelbecher hin, füllte ihn und ging davon.
    »Ich habe das Gefühl, ich wäre nie weg gewesen«, sagte Paul und rutschte in die Sitznische.
    »Seien Sie bloß froh, dass Sie nicht nach Upstate New York gefahren sind.«
    »Also, was ist passiert?«
    »Ah! Was ist passiert…«
    »Sie sehen übrigens scheiße aus.« Paul lächelte, als würde es ihm überhaupt nichts ausmachen, scheiße zu sagen. »Sie haben einen Bart wie John Grisham, Ringe unter den Augen, wirken im Ganzen irgendwie verschlampt. Und zappelig.«
    »Waren Sie schon mal in so einer Schriftstellerkolonie?«
    »Nein. Ich habe aber Freunde, die darauf schwören. Die behaupten, Yaddo sei besser als Paris. Besser als Rom sogar.«
    Jimmys Hand kroch verstohlen über den Tisch und packte Paul am Unterarm. »Was hat denn Paris und Rom damit zu tun, verdammt noch mal?«
    Paul zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Haben sie jedenfalls behauptet.«
    »Okay.« Jimmy schob Löffel, Serviette und Wasserglas näher zusammen, als wollte er mit dieser Geste seine Kräfte sammeln. »Ich kriege also diese Hütte zugewiesen – ein Raum, Badezimmer, Kaffeemaschine und ein kleiner Kühlschrank. Alles sehr nett. Kein Telefon, Gott sei Dank. Und auch kein Fernseher. Es liegt im Wald, in einer wirklich herrlichen Waldlandschaft –«
    »So ungefähr habe ich es mir vorgestellt.«
    »Eine Stunde lag ich bloß auf dem Bett und horchte in die Stille. Ins Nichts. Wann haben Sie das letzte Mal ›nichts‹ gehört?«
    Paul zuckte die Schultern. »Vermutlich, als ich das letzte Mal mit meinem Agenten gesprochen habe?«
    Jimmy funkelte ihn wütend an. »Das war eine rhetorische Frage, Mann! Und jetzt hören Sie auf, mich zu unterbrechen. Ich hole also mein Notizbuch heraus, in das ich immer meine Gedichte schreibe, wissen Sie –«
    Statt einer Antwort brummte Paul bloß, für den Fall, dass das mit dem Notizbuch ebenfalls rhetorisch war.
    »Das war am Freitag, nach dem Abendessen –«
    »Was gab’s denn zum Abendessen?«
    Jimmy kniff gequält die Augen zu. »Weiß ich doch nicht, was es zu dem Scheißabendessen gab. Ich kam an, als das Abendessen schon vorbei war, okay?«
    Paul verkniff sich jeden Kommentar.
    »Ich lag also da und dachte über ein Gedicht nach, an dem ich gerade arbeitete –«
    »Entschuldigung, dass ich unterbreche, aber wird das jetzt eine allgemeine Zusammenfassung oder kommt Schlag auf Schlag ein Detail nach dem anderen? Ich frage bloß, wenn es nämlich Letzteres ist, würde ich mir vielleicht ein Stück Kuchen holen –«
    »Jetzt warten Sie doch mal. Also, ich lag da und sah zu, wie die Bäume allmählich dunkler wurden, und dachte über das Gedicht nach, als es plötzlich so dermaßen laut an die Tür trommelte, dass ich fast aus dem Bett gefallen wäre.« Jimmy reckte die Faust und trommelte in die Luft. »Ich mache auf, und da stehen diese Typen, die entweder sturzbesoffen oder komplett stoned sind und rauchen Zigarren, einer mit einer Flasche Montecristo-Rum in der Hand –«
    »Das Zeug ist ausgezeichnet! Alter Rum aus Guatemala, wirklich fein. Schmeckt gut zu Zigarren.«
    Jimmy sah ihn entgeistert an. »Ich habe das Gefühl, Sie begreifen überhaupt nicht, um was es hier geht.«
    »Weiter.«
    »Sie stellen sich also vor. Zwei davon sind Iren, alle sind sie Dichter. Sie quatschen irgendwas daher von wegen, die nordirische IRA sei der Tod aller Poesie und lauter solchen Stuss. Zwei von den Scheißern halten

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