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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Lektor, der sich im Akquisitionsgeschäft auskennt, einen, der kommerzielle Autoren wie mich an Land ziehen kann.«
    »Wir wollen aber gar nicht so viele kommerzielle Autoren. Mackenzie-Haack war immer bekannt für seine literarisch anspruchsvollen Bücher. Wir haben mehr Preisträger von National Book Awards, Pen/Faulkner und Critics’ Circle als jeder andere Verlag.«
    Paul Giverney machte ein gequältes Gesicht. »Ach, das können Sie sich doch sonst wohin stecken, Clive. Ihre Reputation beruht auf Bobby Mackenzies unheimlichem Talent, auf Kommando Dreck in pures Gold zu verwandeln.«
    »Das ist eine grobe Übertreibung!«
    »Ist die Wahrheit auch! Nehmen Sie bloß mal als Beispiel diese beschissene Rita Aristedes. Schwarzes Haar, olivfarbene Augen, bleiche Haut, Griechin. Griechen sind ›in‹. Früher waren es Latinos, Zentralamerikaner, Portugiesen et cetera. Rita streut jetzt schon seit Jahren diesen Schund unters Volk, und das eine, was Sie publiziert haben, ist auch nicht besser als die anderen –«
    Clive runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie…?«
    »Ich weiß alles, Clive. Sie vergessen, wie oft ich gebeten werde, mir für einen Umschlagtext was abzuquetschen. Ritas Agent schickt mir ihren Schmöker für einen lobenden Kommentar. Ritas Agent könnte nicht mal Tauben ans Schlaraffenland verkaufen. Und warum wird dieses Gefasel von Mackenzie-Haack so begierig aufgeschnappt? Weil der gute Mann prophezeit hat, dass Griechenland fürwahr ›in‹ ist. Griechenland war schon seit Lawrence Durrell nicht mehr ›in‹ .«
    »Das war aber doch nicht Griechenland, oder? Das Alexandria-Quartett?« Ging es darin nicht um Ägypten? Paul Giverney machte ihn schon ganz unsicher.
    »Bobby ist verdammt genial, keine Frage – liest alles, was ihm in die Finger kommt, und ist darüber hinaus ein betrügerisches Arschloch. Die einzigen Schriftsteller, die dieser Mensch respektiert, sind tot. Shakespeare, Aristophanes, Joseph Conrad.« Paul ließ noch ein paar weitere Namen vom Stapel, die der Verlag in eine kürzlich neu gestartete Klassikerreihe aufgenommen hatte.
    »Und deswegen wollen Sie, dass wir –«
    »Nein, nicht deswegen. Ein verdammtes Genie brauche ich nicht.«
    Clives Lächeln war nur eine dünne Linie, der Überrest einer Mondsichel. »Aber zusammentun wollen Sie sich mit einem literarischen –«
    »Nein, will ich nicht. Von dem literarischen Zeug hätte ich gar nicht erst anfangen sollen.«
    Clive spielte mit einem Brieföffner in Form eines Messers herum und widerstand nur mit Mühe der Versuchung, ihn Giverney ins Herz zu stoßen oder ihn zumindest so lange damit zu foltern, bis er redete. Voller Staunen vernahm er plötzlich, wie Paul sagte: »Okay, machen Sie den Vertrag fertig, dann unterschreibe ich. Sie können Mort informieren.«
    Verblüfft ließ Clive den Brieföffner fallen. »Was? Aber Sie wollten doch gerade –«
    »Na, machen Sie schon, Clive, okay? Was ich für Gründe habe, ist doch egal. Versuchen Sie es gar nicht erst zu verstehen.«
    »In Ordnung, in Ordnung. Ich bin absolut –«
    »Begeistert.« Paul stand auf, um sich zu verabschieden. An der Tür blieb er jedoch stehen und fragte lächelnd: »Ist Bobby eigentlich schon mal ins Old Hotel reingekommen?«
    »Nein.« Clive stand hinter seinem Schreibtisch, das mondsichelförmige Lächeln auf den Lippen. Er erinnerte sich, dass Bobby vor Wut geschäumt hatte, als er keine Reservierung machen konnte. Er hatte es ein Dutzend Mal versucht und jedes Mal einen anderen Namen und Adresse angegeben. Immer hieß es, nein. Beim zwölften Mal war er mit einem hoffnungsfrohen Grüppchen hingegangen und hatte gesehen, wie einige eingelassen, andere abgewiesen wurden, darunter er selbst und eine Frau im bodenlangen Zobel. (Sie waren rot im Gesicht vor Wut, sie waren außer sich, sie schworen, den Bürgermeister anzurufen – der, so ging das Gerücht, ebenfalls nicht eingelassen worden war. Ob das stimmte, wusste aber keiner.)
    Paul Giverney sagte: »Ich auch nicht.«
    »Ich schon«, meinte Clive selbstgefällig. »Ich könnte Sie reinkriegen.« Es wäre ziemlich riskant. Clive wäre vollkommen unten durch, wenn sich herausstellte, dass es sich bei seinem Gast um jemanden handelte, der wiederholt versucht hatte, allein hineinzukommen. Mit Mort Durban war er das Risiko eingegangen. Es mit Bobby einzugehen, hatte er dagegen auf keinen Fall vor.
    »Danke, aber das gehört zu den Dingen, die man allein machen muss, sonst gilt es nicht.«
    Clive war

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