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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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an?«
    Jimmy nickte. »Nun konnte ich kommunizieren.« Den Blick auf den versteinerten Gegenstand geheftet, der immer noch in seiner Handfläche ruhte, lehnte er sich zurück.
    »Das ist fossilisierte Baumrinde, falls du dich das fragst.«
    »Wo ist das her?«
    Tom zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich reibe es gern in der Hand. Deshalb ist es so glatt.«
    Jimmy musste an den Wald hinter seinem Haus denken. (» Der Wald war golden damals. Eine Landstraße  –«) Es gefiel ihm, wie spannungsreich diese letzten zwei Wörter waren, wie »Landstraße« am Satzende hing, als ginge der unendlich weiter. Und so hatte er es auch gefühlt. So hatte bestimmt auch Lily es gefühlt, vor langer Zeit. »Ein Jahr noch, dann höre ich wahrscheinlich auf.«
    »Gedichte zu schreiben?«
    »Nein. Agent zu sein.«
    »Ach, du liebe Zeit, Jimmy ! Sag so was nicht! Du bist der einzige Agent, der überhaupt einen Schatten von Ahnung hat, um was es eigentlich geht. Du bist der einzige, der in der Lage ist, den Schädel unterm Haar zu sehen.«
    (» Webster war ganz erfüllt vom Tod –«)  »›Und sah den Schädel unterm Haar.‹«
    »T. S. Eliot«, sagte Tom. »Ich kenne doch meine Zitate – und meine Dichter sowieso. Wann bekomme ich denn mal welche von dir zu lesen?«
    »Wann immer du willst. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, bringe ich mein Buch mit.«
    »Gut.« Tom rutschte in seinem Stuhl etwas tiefer und sah an die Decke, als könnte er dort Risse und gelockerten Verputz entdecken. »Weißt du was, wenn ich in einem schwachen Moment mal selbstlos denke, würde ich sagen, du solltest dieses Geschäft vielleicht doch an den Nagel hängen. Ich bin darin glücklich, weil ich mache, was ich will.« Er warf Jimmy einen ernsten Blick zu. »Man betrachtet mich nämlich als ziemlich wertvolle Kommodität.« Dies sagte er ganz ernsthaft, als wäre es ihm erst vor kurzem aufgegangen.
    »Als ob das nicht jeder wüsste, Tom.«
    »Es ist doch so: Wenn man für wertvoll erachtet wird, dann versuchen die Leute – in dem Fall Bobby – gar nicht erst, einem blöd zu kommen. Wenn er es nämlich täte, würde ich einfach woanders hingehen. Und vermutlich den einen oder anderen Schriftsteller mitnehmen.«
    »Die würden alle mit dir gehen, Tom. Einige der besten Schriftsteller in New York. Bobby würde aus der Haut fahren.« Jimmy stand auf. »Also, ich gehe dann.«
    »Okay, okay, okay.« Mit einem Gesicht wie drei Tage Regenwetter sagte Tom: »Ich werde mir das Buch von Giverney beschaffen, es aber bloß anlesen. Das reicht ja vermutlich auch.«
    »Du bist ein echter Kumpel, Tom.«
    »Nein, ich fände es nur eine Beleidigung dir gegenüber, wenn ich es nicht wenigstens versuchte.«
    Jimmy lächelte. »Oh ja, genau.«
    An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Tom, hat Bobby eigentlich vor, Ned Isaly fertig zu machen?«
    Tom stand auf und musterte ihn fragend. »Wie kommst du darauf?«
    »Pau –« Fast hätte Jimmy den Namen ausgesprochen. »Jemand hat mich gewarnt, ich soll mich um Neds Interessen kümmern. Mehr sagte er nicht, keine Erklärung.«
    »Was glaubst du, meinte er damit?«
    Jimmy zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Neds Manuskript ist demnächst fällig, stimmt’s?«
    Tom suchte in den Papieren, die ganz oben auf dem Stapel auf seinem Schreibtisch lagen. »Ich habe es hier irgendwo notiert. Nächste Woche, glaube ich.«
    »Hat Bobby sich eigentlich jemals auf diese Klausel berufen, was passiert, wenn jemand nicht pünktlich abliefert?«
    »Der soll bloß damit nicht anfangen.«
    »Du kennst Bobby gut genug, um zu wissen, dass er machen kann, was er will. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt einen Grund hat für das, was er macht. Oder ob er es einfach deswegen macht, weil er eben kann.« Jimmy nickte ihm zu. »Dann bis bald, Tom. Und danke, dass du mich als Agent empfohlen hast.«
    Tom winkte lässig ab. »Wem zum Teufel würde ich denn sonst trauen?«

 
39
     
    Ned hatte den gesamten Vormittag und einen Teil des Nachmittags im Bett verbracht. Er verstand überhaupt nicht, weshalb er so müde war. Er hatte das Gefühl, als würde er beobachtet. Er fühlte sich wie gejagt. Paranoia, nannte man so was.
    Angefangen hatte es in Pittsburgh, aber dort war er so mit Beobachten beschäftigt gewesen, dass er gar nicht darauf geachtet hatte. Es war, wie wenn man die Anzeichen eines Schnupfens ignorierte, bis einen die Erkältung oder Grippe erwischte. Er richtete sich auf, nahm noch zwei Schmerztabletten und legte sich wieder

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