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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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dem dritten Platz übertrumpft hatten.
    Das Ego von Schriftstellern war wirklich schwer zu befriedigen, war unersättlich. Doch wer wollte ihnen das zum Vorwurf machen? Wenn einer in hingeschludertes Zeug ein bisschen Herzblut investiert hatte, wieso sollte man es einem wirklich guten Schriftsteller dann vorwerfen, dass er sich ganz und gar einbrachte? Immerhin war sein Herzblut in diesem Buch, das durfte man nicht vergessen! Saul und Ned aber –
    »…Ned Isaly…«
    Sally fuhr in ihrem Stuhl hoch. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, den Namen bloß in Gedanken gehört zu haben. Er kam natürlich aus Bobbys Büro, und erst in dem Moment fiel ihr auf, dass die Tür einen Spalt offen stand – nur ein winziges Stückchen, gerade genug, um Licht und Geräusche durchzulassen. Die Stimmen wogten auf und ab wie Flutwellen.
    »…Isalys Vertrag…«
    Da sagte es einer von ihnen noch einmal…
    Drinnen im Büro ging Clive unruhig auf und ab. Seine Schritte führten ihn in die Nähe der Tür und wieder weg. »Bobby. Um Himmels willen –!«
    »Sie haben es selbst gesagt. Sie haben das Argument selbst vorgebracht. Wenn wir Isalys Vertrag brechen, müssen wir uns mit Tom Kidd herumschlagen.« Bobby hatte die Füße auf dem Schreibtisch; zurückgelehnt, ohne Jackett, saß er da und hielt einen Buchumschlag ins Licht, das grell durch sein Fenster fiel. Der Central Park glitzerte im Licht. »Der Umschlag hier ist das Letzte, Clive.« Er schleuderte ihn über den Schreibtisch. »So lange Ned Isaly ein Manuskript abliefert, können wir ihm gar nichts. Es wäre ziemlich dumm, so zu tun, als sei es inakzeptabel. Ganz abgesehen von der Komplikation, dass uns Kidd dann davonläuft. Was hat Zito sonst noch gesagt?«
    Clive machte keine Anstalten, den Umschlagentwurf in die Hand zu nehmen. Er war entsetzt, dass Bobby die ganze Sache so ruhig aufnahm. »Das ist alles. Bloß dass die beiden immer zusammenarbeiten.«
    Sally spürte, vielleicht hörte sie es sogar, wie sich jemand der Tür näherte. Sie sauste mit dem Schreibmaschinenstuhl zum Kopierer hinüber und schaltete ihn ein. Außer der Seite aus einem Buch, das dort lag, hatte sie zwar nichts zu kopieren, das machte aber nichts, denn sie war mit dem Rücken zur Tür auf der anderen Seite des Raumes. Sie knallte das offene Buch hin und drückte auf den Knopf.
    »Wo ist Melissa?«
    Es war Clive. Sie nahm das Buch weg, drehte sich zu ihm und versuchte, möglichst dümmlich auszusehen, ließ die Mundwinkel hängen und guckte erschrocken. »Ach, Melissa musste ein Weilchen weg. Irgendwas Dringendes wegen ihrer Hochzeit.«
    Clive interessierte sich nicht für die Hochzeit. Er musterte sie einige Zeit, offenbar versuchte er einzuschätzen, was, wenn überhaupt, sie gehört hatte. Bei Melissa hätte er sich nichts gedacht, die war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie sich von keinem Gespräch stören ließ, das nichts mit ihrer Hochzeit zu tun hatte. Bei Sally jedoch war Vorsicht angebracht. Sie war bekanntermaßen clever, alert und konnte sich ihren Teil denken.
    Sally wandte sich wieder dem Kopierer zu, als wäre ihr völlig schnuppe, was die dort drinnen im Schilde führten.
    »Was machen Sie denn hier?«
    Über die Schulter hinweg sagte sie: »Ein paar Seiten kopieren, wieso? Wollten Sie irgendwas?« Die Augen immer noch ganz groß, tat sie beflissen.
    »Was? Nein. Doch. Machen Sie einen Kaffee, ja?«
    Sie nickte. Offensichtlich war er zu dem Schluss gekommen, dass sie harmlos war und nichts gehört hatte.
    Die Tür blieb einfach nicht geschlossen, daran lag es. Auch nachdem Clive sie energisch zugezogen hatte, war (ihr, nicht ihm) klar, dass der Riegel ausgeleiert war.
    Sie rollte zur Kaffeemaschine und schüttete mehrere Löffel Blue Mountain in die Mühle (Gott, war dieser Mensch verwöhnt!), steckte diese dann in den zylinderförmigen Halter an Bobbys stromlinienförmiger Kaffeemaschine (Porsche-Design, stellte sie fest), gab Wasser dazu, schaltete ein und rollte sich wieder an den Schreibtisch. Der Schreibtisch war so dicht an der Tür wie nur möglich, wenn sie nicht gleich das Ohr an die Tür legen wollte, aber so nah wagte sie sich nun doch nicht heran.
    Zunächst war Clives Stimme um einiges leiser, und er hatte auch aufgehört, unruhig auf und ab zu gehen, so dass sie außer Gemurmel nichts hörte. Doch es dauerte nicht lange, bis seine Stimme zu normaler Lautstärke zurückkehrte und er seinen Gang wieder aufnahm. Am besten legte sie die Hände auf die

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