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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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den Namen vor – Pittsburgh –, als wollte er damit aus tiefster Tiefe Geister heraufbeschwören.
    Aber kommen sie, wenn man nach ihnen ruft?
    Wer hatte das gesagt? Er blickte umher. Er jedenfalls nicht, so viel war sicher. Und Dwight Staines auch nicht, das war noch viel sicherer.
    Sally hatte vorhin so innig geseufzt, dass Clive sich ernsthaft fragte, welche Gefühle sie für Ned Isaly, den Spross von Isaly’s Eissalon-Familie, hegte.
    Nun müsste er aber Paul Giverney noch einmal anrufen. Paul wollte schließlich über alles informiert werden, was mit Ned vor sich ging. So etwas wie den Umstand, dass Ned nach Pittsburgh fuhr, hatte Paul damit vielleicht nicht gerade gemeint, doch wenn Clive ihm davon erzählte, sah es bestimmt so aus, als würde er sich für Paul geradezu ein Bein ausreißen. Mann, das war ja so schlimm wie mit Candy und Karl. Man sollte doch eigentlich denken, Giverney wollte lieber nichts  über Ned Isalys Aktivitäten wissen.
    Paul Giverney ging ihm allmählich ganz schön auf den Geist. So war das mit diesen supergroßartigen Schriftstellern – die dachten, das Verlagshaus mit allem Drum und Dran gehörte ihnen. Stimmte vermutlich sogar.
    Genervt nahm er den Hörer und wählte die Nummer.
     

 
24
     
    » Waaas wirst du?« Lily war drauf und dran, so laut loszuschreien, dass es bei den McKinneys durch Wände und Fenster und quer über den breiten Rasen bis zu den Thinpugs, ihren neugierigen Nachbarn nebenan, gedrungen wäre. Die Thinpugs waren überzeugt, dass Jimmy schwul war – ob verheiratet oder nicht, Kinder oder keine –, denn er schrieb ja Gedichte. (»Arme Lily«, sagten sie immer genüsslich.)
    Lily wartete Jimmys Antwort gar nicht erst ab. Sie konnte sie sich leicht selbst geben: »Einen Dreck wirst du tun!« Sie hatte gerade Brownies gebacken (die Jimmy hasste, ihres Namens wegen. Lyriker standen nun mal ständig unter der eisernen Fuchtel der Sprache) und ließ nun den teigverklebten Löffel auf das teigverklebte Backbrett niedersausen.
    Das Geld, das Jimmy als Provision für Paul Giverneys Bücher zukommen würde, hatte seine potenzielle halbjährige Abwesenheit auf lange Sicht nicht aufwiegen können, falls es überhaupt so weit käme.
    »Yaddo. Verdammt noch mal, was ist Yaddo?«
    »Hab ich dir doch gesagt. Dort bekommt man sein eigenes Cottage und kann einfach schreiben. Die bringen einem sogar das Mittagessen an die Tür.« Dieses Detail fügte Jimmy hinzu, um ihre Weißglut noch zusätzlich anzufachen. Er konnte einfach nicht anders. So viel Abstand hatte er inzwischen gewonnen. »Es ist noch nicht absolut sicher.«
    »Was denn? Dass du Giverneys Agent wirst?« Eine Neuigkeit, die sie froh gelaunt mit Martinis aufgenommen hatte. »Oder dass du mich und Mikhail im Stich lässt?«
    »Mikhail« hieß eigentlich Michael (oder Mike) und war ihr gemeinsamer Sohn, der die Schreibweise seines Namens ostentativ geändert hatte, passend zu dem eines russischen Polemikers; dabei las Mike überhaupt nie, zumindest hatte Jimmy ihn noch nie dabei erwischt.
    »Mach dich nicht lächerlich.« Jimmy schenkte sich noch einen mit Eis verdünnten Martini ein. »Dann haben wir genug Geld, wie du bereits begierig zur Kenntnis nahmst, als ich dir von der Giverney-Provision erzählt habe. Die Provision von einem Vertrag über drei Bücher wäre leicht doppelt so viel, wie ich momentan kriege. Du brauchst bloß deinen jetzigen Lebensstil aufrechtzuerhalten (mit Shopping bei Barney’s und Bergdorf & Goodman, fügte er jedoch nicht hinzu). Du kannst weiter deine Tennisstunden im Countryclub nehmen, und Mike kann weiter lernen, wie man ein Teenagerarschloch wird.«
    Abermals sauste der Löffel klappernd zwischen den Rührschüsseln aus Edelstahl herunter. »Das ist abscheulich! Deinen eigenen Sohn so zu beschimpfen ist abscheulich!«
    Jimmy hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Er hatte kein Bedürfnis, auf das Thema Teenagerarschloch abzuschweifen. »War bloß ein Witz.« Haha. »Du hättest alles Geld, was du brauchst, Lil, begreif das doch! Es würde dir an nichts fehlen.«
    An nichts, außer an der Aussicht, dass Jimmy sein Leben genoss, ohne dass sie dabei Schiedsrichterin spielen durfte.
    Mit einer klischeehaften Geste von »Hausmütterchen beim Browniesbacken« strich sie sich mit dem Handrücken ihr rotes Haar (»– ihr sagenhaftes Haar «) aus der Stirn. Jimmy war zu dem Schluss gekommen, dass sein gesamtes Leben ein einziges Klischee war. Erschaudernd ließ er sich nur von

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