Grimes, Martha - Mordserfolg
zwar zusätzlich zu den saftigen Apanagen, durch die ihre Exgöttergatten bestimmt für den Rest ihres Lebens bis zum Hals in Schulden stecken würden. Und alles dank der Privatdetektive und ihrer Kameras, die den Göttergatten (Nummer eins, zwei, drei, vier) mit seiner jeweiligen Gespielin ertappten. Blitzblitz, klickklick . »Ein absolut kindisches Verhalten«, hatte Helen beim Anblick der Fotos nur gesagt und zwei oder drei davon zur Vorlage bei ihrem Anwalt ausgewählt, der sie wiederum dem Anwalt des Gatten vorlegen würde. Clive blieb jedoch schleierhaft, wieso keiner dieser Ehemänner den Spieß umgedreht hatte, in Anbetracht der Tatsache, dass sexuell kindisches Verhalten ja auch Helen nicht fremd war.
Das Problem war, dass er keinen von diesen Privatdetektiven wollte, deren Arbeit im Wesentlichen daraus bestand, untreue Gatten oder Gattinnen im Schlafzimmer aufzuspüren. Eine Empfehlung – plötzlich richtete Clive sich kerzengerade auf. Aber natürlich! Da war ja noch Danny Zito. Er durchwühlte seine Schreibtischschubladen, kämpfte sich durch Schichten von Büroklammern und Gummiringen, bis ihm einfiel, dass er sich die Nummer ja aus Bobbys Adressenkartei auf einen Zettel notiert hatte, der vielleicht immer noch in seiner Manteltasche steckte. Er ging an den Wandschrank und durchsuchte alle Taschen. Richtig!
Clive nahm den Hörer ab und wählte die Nummer.
»Was ist mit euch, ihr verbringt wohl die meiste Zeit damit, Leute umzulegen, was?«, erkundigte sich Danny aufgekratzt. »Wie zum Teufel kriegt ihr eigentlich noch eure Bücher veröffentlicht? Ich hoffe doch sehr, wenn Sie Ihre Autoren abgemurkst haben, finden Sie auch noch ein bisschen Zeit, mein Manuskript zu lesen.« Danny lachte gekünstelt, hahaha .
Mit gesenkter Stimme, aber nicht direkt flüsternd, sagte Clive: »Lassen Sie den Quatsch, Dan –äh, ich meine, Johnny –«
»Jimmy! Himmelarsch, können Sie nicht mal den falschen Namen sagen?«
»Okay, okay, tut mir Leid. Also – ich will überhaupt keinen umlegen. Ich will bloß jemanden, na ja, beobachten lassen.«
»Oh ja, klar, und ich will den Pen/Faulkner-Preis.« Er machte eine Pause, wahrscheinlich bis ihm ein passender Name einfiel, vermutete Clive. »Ah ja, da weiß ich jemand. Glauben Sie aber bloß nicht, dass die besagte Person Candy und Karl umlegt, Mann. Unsere eigenen Leute knallen wir nicht ab – ich meine, außer natürlich, es ist offen Krieg. Aber so im Alltagsgeschäft, kommt gar nicht in Frage. Da haben wir Skrupel, ganz im Gegensatz zu euch Verlagswichsern, denen es scheißegal ist, Hauptsache, irgendein Spatzenhirn landet auf der Bestsell –«
»Okay, okay, Danny«, unterbrach Clive diesen nicht enden wollenden Wortschwall. »Ersparen Sie mir Ihre Predigt. Könnten Sie sich mit dieser Person in Verbindung setzen?«
»Sie haben wohl vergessen, dass ich in dem verdammten Zeugenschutz –«
»Ach, ja. Ich meine, sollen wir es hier genauso handhaben? Ich treffe Sie –«
»Bei den Chelsea Piers. Gleiche Welle, gleiche Stelle. Heute Abend, wenn Sie wollen. He, ich hab fast ein Drittel von meinem Buch fertig.«
»Danny, wie denn das? Wir haben uns doch erst vor ein paar Tagen gesehen.«
»Ich schreib eben die ganze Zeit. Ich bin nämlich ein zweiter Trollope, den ich übrigens gelesen –ähm, sozusagen flüchtig durchgesehen hab. Ich mach das jetzt so wie der. Ich stell mir die Uhr hin und schreib in einer Viertelstunde zweihundertfünfzig Wörter. Eigentlich bin ich sogar noch schneller. Ich bring mal das mit, was ich fertig hab.«
Die Schreibgewohnheiten eines Danny Zito. Auf dessen Werk die Welt sozusagen sehnsüchtig wartete. Clive warf einen gequälten Blick auf Dwight Staines’ Manuskript und schüttelte den Kopf. Schlimmer als Staines konnte es nicht sein. »Machen Sie das mal, Danny! Bis dann.«
Clive bog selten vom Hauptkorridor ab, in dem Plakate und gerahmte Buchumschläge aus dem Verlagsprogramm von Mackenzie-Haack hingen und an dessen Ende sich Bobby Mackenzies Büro befand. Heute jedoch ging er um die Ecke in einen schmaleren Durchgang, wo Tom Kidd in seinem mit Büchern voll gestopften Zimmerchen saß. Clive pflanzte sich vor Sallys Schreibtisch auf, der direkt vor Kidds offener Tür stand.
»Ist er drin?«
»Sie sind größer, sagen Sie’s mir.«
Clive stellte sich auf die Zehenspitzen, spähte über den Bücherstapel auf Toms Schreibtisch und ließ sich wieder herunter. »Nein.« Eigentlich war er hier, um mit Sally zu sprechen, nicht
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