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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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mit Tom, denn er hoffte, ihr einige Auskünfte abringen zu können. Immerhin hatte er sie alle gestern Abend im Old Hotel gesehen. Isalys letztes Buch, wie hieß es noch gleich? Scheiße. Es begann mit einem S, so viel wusste er noch. Der Titel bestand aus einem Wort, auch daran erinnerte er sich: Sadness? Sorrow? Sehnsucht? Sorge? Nein. Ach, auch egal.
    Er setzte sich auf den harten, nicht gerade einladenden Stuhl, der seitlich von Sallys Schreibtisch stand. Plötzlich fiel ihm ein, dass er zur Abwechslung etwas auf Lager hatte, womit sich ein Gespräch beginnen ließ. »Ich habe Sie gestern Abend im Old Hotel gesehen.« Schon allein dass man dort gewesen war, sollte einen zum Reden bringen, wenn man bedachte, wie schwierig es war, in das Lokal zu gelangen.
    Sally brachte es nicht zum Reden, denn sie reagierte nicht. Sie wirkte ziemlich grimmig, fand er, was aber wohl nichts mit seiner Anwesenheit zu tun hatte.
    »Ich habe oben gespeist –« Als Clive den Finger in Richtung Decke stieß, wanderte Sallys Blick nach oben. Es war ihm bisher noch nie aufgefallen, aber mit ihrem kräftigen dunklen Haar und den etwas bäuerlichen Kleidern haftete Sally manchmal ein etwas mittelalterliches Flair an –»mit Mort Durban.«
    Sally verzog das Gesicht und ordnete ein paar Manuskriptseiten. »Ich hab Sie nicht gesehen.«
    »Tolles Lokal, das Old Hotel, nicht wahr?«, sagte Clive.
    Sie lächelte und sah aus, als könnte sie sich erst langsam wieder daran erinnern.
    »Irgendwie fühle ich mich dort immer so –« Clive verstummte. Da war es wieder, dieses Unvermögen, es in Worte zu fassen. »Ich weiß auch nicht. Irgendwie… heimwehkrank oder so.«
    Sallys Gesicht nahm wieder den düsteren Ausdruck von vorhin an. »So muss Ned auch zumute sein, er geht nämlich weg.«
    Clives Laune hellte sich schlagartig auf. War es denn möglich? Konnte es wahr sein? »Soll das heißen, er verlässt Mackenzie-Haack?«
    Nein, es konnte nicht sein. »Natürlich nicht. Ich meine nur, er geht nach Hause.«
    »Wo ist er denn zu Hause?«
    »In Pittsburgh.«
    »Pittsburgh?«
    »Na und? Da wohnen schließlich auch Leute!« Sie klang fast beleidigt, so als wollte sie diese Stadt bis zum letzten Atemzug verteidigen. »Haben Sie was gegen Pittsburgh?«
    »Nein, gar nichts.« Oh Gott sei Dank für diese kostenlose Auskunft. »Und für wie lange?«
    Sie zuckte gleichgültig die Schultern, als wäre zwischen einem Tag und einem Jahr kein Unterschied. Er ging weg, das reichte schon. »Drei Tage vielleicht.«
    Clive fuhr mit dem Daumen an einem Stapel Manuskriptseiten entlang. »Aha. Hat er dort ein Haus? Wohnen seine Eltern noch dort?«
    »Nein. Die sind tot. Das waren die Leute mit der Eisdiele – Isaly’s Ice Cream. Das ist dieses berühmte Eis in Pittsburgh, gibt’s wahrscheinlich heute noch.« Hätte Ned etwa ein Wort darüber verloren, wenn es nicht stimmte? Isaly’s war schließlich sein Lieblingsthema, es kam gleich nach dem Schreiben. »Er wohnt in einem Hotel.« Sie tat so, als würde ihr der Name nicht gleich einfallen, obwohl er sich unauslöschlich in ihr Hirn eingebrannt hatte. »Ich glaube, er sagte im Hilton.«
    »Na, so was.« Clive stand auf und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ach, ich warte jetzt nicht auf Tom. Ich komme später wieder. Äh, wann fährt er denn? Ich meine, falls wir ihn wegen irgendwas erreichen müssen.«
    Sally musterte ihn argwöhnisch. »Wieso sollten Sie ihn erreichen müssen? Tom ist doch sein Lektor. Und Bobby würde Ned wahrscheinlich nicht mal erkennen, wenn er über ihn stolpern würde.«
    »Oh, äh, Ned müsste uns eigentlich in ein paar Wochen sein neues Manuskript zukommen lassen. Ich glaube, so steht es in seinem Vertrag.« Er frage sich, weshalb Sally ihn so böse anfunkelte.
    »Das habe ich ja noch nie erlebt, dass bei uns jemand auf den genauen Tag oder gar die Woche festgelegt wird. Und was ist, wenn das Manuskript später kommt?«
    »Äh, eigentlich gar nichts. Ich will damit bloß sagen, das Buch ist bald fällig. Na ja, wahrscheinlich ist er bis dahin wieder zurück.« Er hatte sich sehr geschickt aus der Affäre gezogen, fand Clive.
    Sie wurde noch argwöhnischer. Doch dann sagte sie: »Mittwoch früh, sagte er, würde er fahren, glaub ich.« Sie wusste, dass er es gesagt hatte. Sie wollte es bloß Clive nicht sagen, der sich nun davonmachte und um einiges zufriedener aussah als vorhin, als er sich hingesetzt hatte.
    Während er über den Korridor wieder zurückging, sagte Clive sich

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