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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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der Poesie trösten, seiner eigenen oder der von anderen. (» Nicht einmal Lilith mit dem sagenhaften Haar.«) Wie dumm von ihm, zu glauben, das Geld, das er als Paul Giverneys Agent bekäme, könnte Lily über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Jimmy sein Leben ihrem Kontrollbereich entzog. Dabei blühte sie doch erst auf, wenn sie Kontrolle ausüben konnte.
    »Du und deine Poesie«, sagte sie, so wie jemand zu Robert De Niro sagen würde: » Du und deine Filme.«
    »…Nichts – was du nicht problemlos in dreißig Sekunden wieder vergessen kannst, wenn du merkst, dass dir der Boden zu heiß wird .« Würde ihm dieser Satz, überlegte Jimmy, nun wie die Gedichtzeilen von Robinson und Frost immer wieder durch den Kopf schießen?
    Lilith jammerte weiter, während sie mit dem Messer Linien durch das Blech mit den Brownies zog. »Du und deine Poesie, ihr seid doch beides Amateure.«
    Sein Gesicht brannte plötzlich, doch er behielt seine Stimme im Zaum. »Wenn man was veröffentlicht hat, ist man nicht mehr in der Amateurliga. Weil man Geld dafür bekommt. Das ist wie bei Athleten, wenn einer in die Nationalmannschaft kommt. Ich mische bei den Profis mit.«
    »Ha!« Die Backofentür schlug federnd zu. »Jetzt hältst du dich also für Michael Jackson!«
    »Jordan. Du meinst, Mikhail Jordan.«
    »Ein halbes Jahr irgendwo in einer Holzhütte mit einem Haufen anderer Schriftsteller. Glaubst du wirklich, mehr braucht es nicht, damit deine Gedichte besser werden?«
    Bevor sie vor siebzehn Jahren geheiratet hatten, hätte sie sich eher die Zunge abgebissen, als so etwas gesagt. Und selbst vor zehn Jahren war sie vor Freude ganz aufgeregt gewesen, als er Lapses veröffentlicht hatte. Ohne die geringste Ahnung davon, wie es in der Verlagsbranche zuging – obwohl er ja Agent war –, hatte sie angenommen, nun würden sie (beziehungsweise würde sie) mit weiß Gott was überschüttet werden, denn er war ja nun ein Dichter, von dem ein Buch erschienen war. Partys, Berühmtheit, Geld. Eine einzige Party hatte es zwar gegeben, von den beiden anderen Komponenten aber recht wenig. Dass das Buch ihm Respekt eingebracht hatte, sowohl Selbstrespekt als auch den Respekt einiger weniger anderer, war für Lily unbedeutend. Dass Jimmys Begeisterung darüber, dass sein Buch herausgekommen war, noch sehr lange danach angehalten hatte, machte ihn in ihren Augen zum Trottel.
    Er war aber kein Trottel, das wusste er. Insofern unterschied er sich von Mort Durban. Jimmy begriff, was die Sirenengesänge der Veröffentlichung für einen Schriftsteller bedeuteten, was ein Schriftsteller fühlte, wenn ein Buch eingekauft und publiziert war und er es in Händen hielt. Auch wenn es so aussah, als hätten Autoren dieses naive Entzücken an ihren Büchern verloren, wusste Jimmy, dass es im Grunde nicht so war. Selbst wenn es so schien, als kämpften sie um große Vorschüsse und wollten sich einen Platz auf der Bestsellerliste sichern, wusste Jimmy, dass sie das eigentlich nicht taten. Nein, es ging um etwas viel Wichtigeres: Es ging darum, das richtige Wort zu finden, zu wissen , welches das richtige Wort war. Es hätte sie sogar Gottesfurcht gelehrt, wenn Gott in dem Moment, wenn genau das richtige Wort kam, überhaupt gebraucht worden wäre.
    Nachdem sie seine Poesie also für nicht diskussionswürdig erklärt hatte, sagte sie: »Wenn ich mich recht entsinne, gehen wir dieses Wochenende zu den Stuarts.« Schwungvoll warf sie Rührschüssel und Löffel ins Spülbecken. »Sie haben uns zum Abendessen eingeladen.«
    »Dann geh du hin. Ich für meinen Teil fahre dieses Wochenende weg. In ein Schriftstellerdorf auf dem Lande.«
    Das war zu viel. »Soll das etwa heißen, du fährst gleich ?«
    So wie sie es sagte, klang es, als würde er wie Odysseus seiner Heimat ewig lange fernbleiben wollen. »Es ist bloßübers Wochenende.« Lachend nahm sich Jimmy aus dem Eimerchen ein paar Eiswürfel, die inzwischen größtenteils zerschmolzen waren, und ließ sie in ein Glas fallen. »Kann ich heute Abend irgendwas sagen, was dich nicht umhaut?« Er schenkte sich ein paar Fingerbreit Wodka ein.
    »Das meiste von dem, was du sagst, haut mich nicht um.« Sie ließ die Hände schlaff hängen, als wären sie an den Handgelenken gebrochen.
    Gut gekontert , Lilith, dachte er betrübt. Er erklärte ihr, was es mit Yaddo und der MacDowell-Kolonie auf sich hatte. »Bei dieser speziellen Schriftstellerkolonie darf man ein Wochenende testen, ob es einem gefällt.«
    »Wieso

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