Grimm 1: Der eisige Hauch (German Edition)
bekommen, und dieser Balanceakt fiel ihm nicht immer leicht. Aber das hier … Einem Agenten des FBI gegenüberzustehen …
Also lächelte er, versuchte, als freundlicher, hilfsbereiter Kollege zu erscheinen, und räusperte sich, als Agent Bloom die relevanten Profile auf seinem PowerBook aufrief.
Bloom war mittleren Alters und trug einen gut geschnittenen grauen Anzug und Krawatte. Sein schwarzes Haar lichtete sich, er trug eine Brille mit Drahtgestell vor wässrigen blauen Augen und machte ein sauertöpfisches Gesicht. Während er nach den benötigten Dateien suchte, kaute er auf seiner Unterlippe herum.
„Ah. Da sind sie ja. Der Eisige Hauch oder auch
La Caresse Glacée
. Ein ziemlich dramatischer Haufen, dieses ganz spezielle Kartell.“
„Dramatisch?“, wiederholte Renard und goss sich ein Glas Wasser ein.
Bloom sah auf. „Diese Sache in Canby. Offenbar hinterlassen diese Typen gern ihre Visitenkarte. Das war eine verdammt blutige Sauerei. Als wollten sie auf sich aufmerksam machen. Vielleicht weist das darauf hin, dass mexikanische Kartelle daran beteiligt sind. Mich hat es zumindest an die verstümmelten Leichen erinnert, die dort immer auftauchen. Leichen, die an Brücken hängen und ein Schild an der Brust haben und solche Dinge.“
„Sie sind mit den mexikanischen Kartellen verbunden?“, fragte Hank. „Den Zetas, Sinaloas und all diesen Typen?“
„Verbunden? Ja und nein“, erwiderte Bloom nachdenklich, setzte sich hin und legte die Fingerspitzen aneinander. Er sah blinzelnd an die Decke, als könne er das Rätsel des Eisigen Hauchs mithilfe der seltsamen Lochmuster in den Deckenplatten ergründen. „Es ist eher so, dass sie sich in einigen Belangen überlappen. Aber diese Operation kommt aus Europa. Es ist nur so, dass sie beispielsweise mit den Zetas in Guadalajara Kontakt aufgenommen und einige von ihnen rekrutiert haben.“
„Das könnte dazu führen, dass die Zetas gegen sie in den Krieg ziehen“, erkannte Nick. „Anscheinend führen die Kartelle regelmäßig Krieg gegeneinander.“
Bloom warf ihm einen scharfen Blick zu, und Nick bekam einen kurzen Eindruck von dem Agenten – dank seiner Grimmeinblicke in die Natur der Menschen. Mit Bloom war nicht zu spaßen. Er war nicht imposant, sondern eher unscheinbar, wirkte leicht nervös und machte den Eindruck eines Familienmenschen. Nicht gerade ein hartgesottener Agent. Aber in den Augen des Mannes spiegelte sich seine Intelligenz wider, und Nick war sich sicher, dass Bloom nicht viel entging. Daher hoffte er, dass Bloom die Muster bisher noch nicht erkannt hatte, die ihn zu den
Wesen
führen würden. Wenn das FBI von den
Wesen
erfuhr, dann wäre schon bald die Hölle los.
Schließlich nickte Bloom.
„Die Zetas würden gegen den Eisigen Hauch in den Krieg ziehen, wenn sie ihn denn zu fassen kriegten. Wie Sie wissen, ist diese Organisation verdammt schwer zu finden. Jedes Mal, wenn wir glauben, wir wären ihnen auf den Fersen, macht die Quelle einfach dicht, verschwindet … oder wird tot aufgefunden. So etwas passiert auch bei den Innenstadtgangs, diese Angst, jemanden zu verpfeifen und dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, aber hier spielt sich das Ganze in großem Umfang auf drei Kontinenten ab. Und dann ist da noch diese Mythologie, die diese Leute umgibt …“ Er schüttelte den Kopf.
Renard zog die Augenbrauen hoch.
„Mythologie?“
Bloom deutete auf das PowerBook.
„Geschichten über Wolfsmenschen, Schlangenmenschen … Ich schätze, das ist eine Art schamanistischer Aberglaube. Möglicherweise verbreitet der Eisige Hauch diese Gerüchte sogar selbst, um sich einen übernatürlichen Vorteil zu verschaffen.“ Er zuckte mit den Achseln. „Die Unwissenden lassen sich leicht übers Ohr hauen.“
Renard nickte. „Wölfe und Schlangen, richtige Fantasiewesen, was? Als Nächstes behaupten sie noch, sie seien Aliens und kämen aus einer anderen Galaxie.“
Bloom kicherte. „Mit so was haben wir oft genug zu tun. Bei uns klopfen alle Arten von Exzentrikern an die Tür. Leute, die behaupten, die Königin von England sei ein Reptilien-Alien. Ich schätze, der Eisige Hauch nutzt nur all die verrückten Gerüchteküchen aus, die es so gibt.“
„Aber der Eisige Hauch ist real“, stellte Renard nüchtern fest.
Nick und Hank sahen sich an.
„Das ist ein
reales
Verbrecherkartell“, sagte Renard mit ernster Miene. „Und diese Leute haben
echte
Ambitionen. Die Frage ist nur, was wir dagegen tun, Don.“
„Das FBI
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