Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
worden. Dann fragte sie sich, ob Melinda Roxys Leiden lieber beenden anstatt verlängern wollte. Sie wollte schon etwas sagen, doch Melinda kam ihr zuvor.
„Ich habe sie noch nicht angerufen“, gestand Melinda. „Um es ihnen zu sagen.“
„Oh.“
„Ich wollte das nicht übers Telefon machen“, fuhr sie fort. „Ich wollte … Ich wollte, dass sie zu Hause sind, wenn sie …“
„Melinda …“
„Nein, es ist schon okay“, unterbrach Melinda sie. „Sie sollen sicher zu Hause ankommen, bevor ich es ihnen sage.“ Sie schniefte, was fast schon wie ein statisches Rauschen klang. „Wir möchten nicht, dass sie leiden muss …“ Ihre Stimme schwankte. „… aber wir werden warten, bis mein Mann und mein Sohn zu Hause sind. Haben Sie bis dahin die Antworten?“
„Ja“, erwiderte Juliette fast schon zu schnell. Sie hatte die Fragen noch nicht einmal ausformuliert und wusste nicht, welche Tests sie durchführen konnte, um herauszufinden, was den Zustand der Hündin ausgelöst hatte.
Aber die Uhr tickte. Jetzt konnte sie gar nicht schnell genug in die Klinik zurückkehren.
Die dunklen Fenster und der leere Parkplatz hinter dem Eckgebäude ließen vermuten, dass das Restaurant geschlossen war. Nick parkte in der Nähe des Gebäudes.
„Bist du sicher, dass das die richtige Adresse ist?“, fragte er.
Hank sah noch einmal auf den Zettel, den ihm Wu auf dem Revier gegeben hatte.
„So steht’s hier“, versicherte er seinem Partner. „Ob das allerdings stimmt, weiß ich nicht.“
„Vielleicht wartet Crawford drinnen auf uns“, meinte Nick, aber er hatte da seine Zweifel. Auf dem Parkplatz standen keine anderen Autos. Wenn der Mann sich hier nicht hatte absetzen lassen oder zu Fuß zum Restaurant gegangen war, hielt sich hier niemand auf. „Du kannst gern hier warten, während ich nachsehe.“
„Machst du Witze?“, erwiderte Hank und nahm seine Krücken vom Rücksitz. „Nach den ganzen Waldwegen, Hügeln und schlammigen Grundstücken haben wir es endlich mal mit einem festen Boden und einem geraden Gehweg zu tun.“
„Tu, was du nicht lassen kannst“, entgegnete Nick.
Sie gingen zur Vorderseite des Gebäudes. Ein Schild über dem großen Fenster wies in großen Buchstaben auf den Namen des Restaurants hin: Portland & Sea Tavern. Mit Ausnahme des Schildes wies jedoch nichts darauf hin, dass sich hier ein Restaurant befand. Auf einem Zettel, der an der Plexiglastür hing, stand: „Geschlossen.“
Nick legte die Hand über die Augen und sah durch eines der breiten Fenster ins dunkle Innere. Ein Bogengang teilte den offenen Raum in zwei Sektionen. In der hinteren Wand war eine Tür mit einem runden Fenster zu sehen, die vermutlich in die Küche führte. Durch die Doppeltür auf der linken Seite gelangte man zu den Toiletten. In der Mitte des freien Bereichs standen ein Klapptisch aus Metall und zwei Stühle, von denen einer umgestürzt war.
„Siehst du was?“, erkundigte sich Hank.
„Sieht leer aus.“
„Vielleicht sind sie hinten?“, schlug Hank vor, ging zur Tür und klopfte so laut dagegen, dass man es im ganzen Gebäude hören musste.
„Vor fünf Wochen wurde die Küchenausstattung bestellt, die gestohlen wurde“, meinte Nick. „Und trotzdem ist hier alles leer. Keine Tische und keine Stühle. Keine Kasse und keine Bar. Nichts deutet darauf hin, dass hier ein Restaurant eröffnet werden sollte.“
Hank klopfte erneut, dieses Mal noch etwas lauter.
Eine Minute verstrich.
Nick wurde ungeduldig und zog sein Handy aus der Tasche. „Lies mir doch mal Crawfords Telefonnummer vor.“
Lamar Crawford hatte zugestimmt, sich mit ihnen im Restaurant zu treffen, aber er hatte ihnen nicht erzählt, dass es geschlossen oder vielmehr nie eröffnet worden war. Und jetzt tauchte er auch nicht auf.
Hank las Nick die Nummer vor, die er in sein Handy eingab und dann darauf wartete, das Crawford das Gespräch entgegen nahm.
„Hallo?“
„Lamar Crawford?“
„Am Apparat“, sagte der Mann. „Mit wem spreche …?“
„Hier ist Detective Burkhardt von der Polizei von Portland.“
„Oh, Detective. Stimmt, wir waren verabredet … Tut mir sehr leid, ich habe nicht auf die Zeit geachtet. Leider geht es mir nicht so gut und ich kann nicht fahren. Könnten Sie vielleicht zu mir ins Büro kommen?“
„Geben Sie mir die Adresse.“
K APITEL E INUNDZWANZIG
Monroe freute sich nicht gerade auf die Unterhaltung, die er mit Rosalee führen musste. Dabei machte er sich weniger Sorgen wegen dem,
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