Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Crawford. „Der Fahrer und die Ladung sind gleichzeitig verschwunden.“
„Glauben Sie, dass der Fahrer in den Diebstahl verwickelt war?“, wollte Nick wissen.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich glauben soll“, entgegnete Crawford fast schon desinteressiert. „Bis zum heutigen Tag sind weder der Fahrer noch die Lieferung wieder aufgetaucht. Der Lieferant hat damals Anzeige erstattet, und mein Büro hat uneingeschränkt mit der Polizei kooperiert. Doch wir haben diese Lieferung nie erhalten. Und ich muss hinzufügen, dass wir alles im Voraus bezahlt haben. Ich warte noch immer auf die Rückzahlung des Lieferanten, der jedoch seinerseits auf die Summe von der Versicherung wartet.“
„Sie haben die Ausstattung persönlich gekauft?“
„Ja, ich habe die Bestellung aufgegeben“, bestätigte Crawford und tippte mit dem Stift auf die Glasplatte:
Tock, Tock, Tock
. War das ein Zeichen seiner Nervosität oder nur eine lästige Angewohnheit?
„Haben Sie die Kaufbelege noch?“, fragte Hank.
„Natürlich“, erwiderte Crawford und wirkte beleidigt. „Ich habe die Bestellung aufgegeben und bezahlt. Das ist kein versuchter Versicherungsbetrug, das kann ich Ihnen versichern.“
„Davon gehen wir auch nicht aus“, teilte ihm Hank mit. „Wir wollen nur wissen, welche Verbindung es zwischen der Bestellung und Ihnen gibt.“
„Ob es eine Verbindung gibt?“, wiederholte Crawford. „Natürlich. Ich habe die Ausstattung bestellt und die Bezahlung autorisiert.“
„Kannte irgendjemand aus Ihrem Büro den Fahrer?“, erkundigte sich Nick.
„Nein“, antwortete Crawford und hielt die Hand auf einmal still. „Wir hatten zuvor noch nie etwas bei dieser Firma bestellt, aus diesem Grund mussten wir auch per Vorkasse bezahlen. Woher sollte dann irgendjemand von uns den Fahrer des Lieferwagens kennen?“
„Es sind schon seltsamere Dinge passiert“, kommentierte Hank.
„In diesem Fall hatte niemand aus diesem Büro … Vorkenntnisse – so nennt man das doch bei Ihnen, oder? – über den Fahrer. Zumindest nicht, soweit ich weiß. Sie können gern alle meine Angestellten befragen und sich das bestätigen lassen.“
„Wo wir gerade bei Ihrem Unternehmen sind“, meinte Nick. „LC Leasing? Bei Ihnen kann man Gebäude leasen?“
„Hauptsächlich Büroflächen“, stellte Crawford klar. „Für Geschäftskunden.“
„Gehören Ihnen noch andere Restaurants?“
„Nein“, antwortete Crawford. „Portland & Sea Tavern wäre unser erstes Restaurant gewesen.“
„Warum jetzt?“, wollte Hank wissen.
Tock, Tock, Tock!
„Man könnte es als Diversifikationsversuch bezeichnen“, erwiderte Crawford. „Der Immobilienmarkt hat in den letzten Jahren einige … Veränderungen durchlaufen. Die geschäftlichen Investitionen und Vermietungen haben nachgelassen. Daher wollten wir unser erstes Restaurant eröffnen.“
„Restaurants sind nicht gerade eine sichere Investition“, erkannte Nick, „und daher auch nicht unbedingt der beste Weg für eine Diversifikation.“
Crawford sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Wollen Sie meine unternehmerischen Fähigkeiten infrage stellen?“
Nick zuckte mit den Achseln und hob die Arme. „Ich habe nur laut gedacht.“
„Es war der Vorschlag meiner Frau, ein Restaurant zu eröffnen“, erklärte Crawford. „Was jedoch nicht heißt, dass die sich an der Leitung beteiligen wollte.“
„Wie Sie wissen, kommen wir gerade von diesem Restaurant.“
„Ja“, entgegnete Crawford und legte den Stift hin. „Und ich muss mich noch einmal bei Ihnen entschuldigen. Ich hatte vor, mich mit Ihnen dort zu treffen, anstatt die Polizei in mein Büro zu bitten, aber mein Gesundheitszustand …“
„Es ist uns natürlich aufgefallen, dass das Restaurant leer ist.“
„Abgesehen von einem Klapptisch und zwei Stühlen“, fügte Hank hinzu.
„Das ist leider wahr“, erwiderte Crawford. „Wie Sie selbst gesagt haben, ist die Eröffnung eines Restaurants immer ein großes Risiko. Aufgrund meiner schwindenden Gesundheit und der verlorenen Lieferung habe ich beschlossen, das ganze Projekt aufzugeben. Möglicherweise werden wir das Gebäude demnächst für andere Zwecke nutzen oder unsere Verluste einfach abschreiben.“ Crawford holte tief Luft, wobei sich seine viel zu große Anzugjacke jedoch kaum bewegte. „Falls Sie keine weiteren Fragen haben, würde ich dieses Gespräch gerne beenden.“ Er sah auf seine goldene Armbanduhr. „Ich habe heute Nachmittag noch einige
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