Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
überzeugen, dass es keine Angst hatte.
Das Büro von LC Leasing, Inc. lag etwa drei Kilometer von der Portland & Sea Tavern entfernt in einem einstöckigen schiefergrauen Gebäude mit deckenhohen Fenstern, die in seltsamen Abständen von vertikalen Jalousien verdeckt waren.
Die Detectives wussten nicht, was sie erwarten würde, aber Nick ging davon aus, dass Lamar Crawford nie vorgehabt hatte, sich mit ihnen im Restaurant zu treffen, sondern nur Zeit schinden wollte. Über den Grund dafür konnte er allerdings nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht musste er erst seine Komplizen informieren, was insbesondere dann wahrscheinlich war, wenn der Diebstahl der Ladung geplant gewesen war.
Anders als das Restaurant war das Büro geöffnet. Nick hielt die Glastür auf, damit Hank auf seinen Krücken hindurchgehen konnte. Eine junge blonde Rezeptionistin in einem eng anliegenden roten Kleid begrüßte sie freundlich.
„Willkommen bei LC Leasing“, sagte sie und schenkte ihnen ein teures Lächeln. „Was kann ich für Sie tun?“
Hank zeigte ihr seine Dienstmarke, die er an einem Band um den Hals hängen hatte.
„Wir haben einen Termin mit Lamar Crawford“, erklärte er.
Ihr Lächeln verblasste, aber sie stand auf und meinte: „Hier entlang.“
An der Wand zu ihrer Linken hingen große Fotos von modernen Bürogebäuden in dünnen Bilderrahmen. Nick erkannte einige der Gebäude, die im Pearl District standen. Auf der rechten Seite befanden sich fünf hintereinanderliegende Büros, die alle leer waren, auch wenn auf den Schreibtischen aus Glas und Stahl Bildschirme und mit Papier gefüllte Ablagekörbe standen.
„Wo sind denn alle?“, erkundigte sich Nick.
„Mit potenziellen Klienten unterwegs“, lautete ihre kurze Antwort. Da sie nun wusste, dass Hank und Nick kein Interesse daran hatten, Büroflächen zu leasen, war ihre anfängliche Freundlichkeit verschwunden.
Die Rezeptionistin ignorierte die Büros an der Seite und führte sie zu dem Büro am Ende des Gangs, das doppelt so groß wie die anderen war. Dort klopfte sie an den Türrahmen.
„Mr. Crawford, diese Polizisten sagen, sie hätten einen Termin mit Ihnen.“
„Detectives“, korrigierte sie Hank. „Griffin und Burkhardt.“
Ein älterer Herr mit blassem Teint, wässrigen Augen und eingefallenen Wangen sah von seinem Bildschirm auf und lächelte kurz.
„Das geht schon in Ordnung, Nancy“, meinte Crawford. „Ich habe sie erwartet. Bitte stellen Sie vorerst keine Anrufe durch.“
„Ja, Sir“, erwiderte sie, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Dabei wich sie dem Blickkontakt mit den Detectives aus, die in ihrer Welt offensichtlich keinerlei Bedeutung hatten.
Hank tauschte einen vielsagenden Blick mit Nick, sagte jedoch nichts dazu.
„Bitte, setzen Sie sich doch, Detectives“, forderte sie Crawford auf und deutete auf zwei Stühle, die vor seinem modernen Schreibtisch aus Stahl und Glas standen. Auch wenn Crawfords Schreibtisch vom Stil her denen in den anderen Büros glich, war er doppelt so groß. Sein Büro schien auch die meisten der deckenhohen Fenster zu haben.
Crawfords Schreibtisch stellte einen makellosen Arbeitsplatz dar. Abgesehen von dem Bildschirm, der Tastatur, der Maus und einer silbernen Telefonanlage befand sich auf der gläsernen Tischplatte nur noch das Foto einer Frau mittleren Alters und eines Jungen im Teenageralter und eine Aktenmappe, auf der Crawfords linke Handfläche ruhte. In seiner rechten Hand hielt er einen Mont-Blanc-Kugelschreiber.
Nick nahm den linken Stuhl, der weiter von der Tür entfernt war, damit sich Hank auf seinen Krücken besser bewegen konnte. Nachdem sich Hank auf dem unbequemen Stuhl neben ihm niedergelassen hatte, musterte Nick Lamar Crawford. Sein erster Eindruck hatte ihn nicht getrogen. Crawford wies nicht nur eine ungesunde Hautfarbe auf und wirkte krank, sein maßgeschneiderter Anzug hing ihm auch viel zu locker über die Schultern, als sei er zu schnell geschrumpft, als dass sein Schneider mithalten konnte. Nun wirkte Crawfords Behauptung, es wäre ihm nicht gut genug gegangen, um zum Restaurant zu fahren, durchaus glaubhaft.
„Sie haben einige Fragen über die verschwundene Lieferung mit unserer Küchenausstattung“, sagte Crawford und drückte den Mont Blanc mit seiner fast schon skelettartigen Hand.
„Die verschwand, als jemand den Lkw mit der Ware ausgeraubt hat“, hob Hank hervor.
„Ja. Vorausgesetzt, dass es sich so abgespielt hat“, erwiderte
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