Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Grimm - Roman

Titel: Grimm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
blätterte wild darin herum, während Andersen die entsprechende Karte in seinem iPad suchte.
    »Da!«
    Er knallte das Ding auf den Tisch. »Schneller als die Elektronik«, frohlockte Leander.
    Andersen musste schmunzeln. »Lass sehen.«
    Vesper erkannte eine Karte, welche die Region in allen Einzelheiten zeigte. »Da ist es«, sagte er und deutete auf den Landstrich mit all seinen Ortschaften. »Da, wo die Markierung ist, befindet sich nur Wald.«
    »Der Brocken«, stellte Andersen fest.
    Leander klatschte in die Hände. »Ja, der Brocken.« Er schaukelte hin und her. »Eine magische Gegend, nicht wahr? Und wir haben es hier mit magischen Dingen zu tun.« Seine Augen leuchteten unternehmungslustig.
    »Du bist gut.«
    »Es gibt nichts, was den Namen Karlstein trägt. Keine Stadt, keine Burg und kein Dorf.« Leander zupfte an seiner Tolle. »Wenn hier, auf dieser Karte da, aber ein Ort namens Karlstein eingezeichnet ist, zudem noch mit einer Markierung, und es diesen Ort auf der offiziellen Karte nicht gibt, dann muss es ein bedeutsamer Ort sein.« Er schaukelte noch immer hin und her. »Bedeutsam für die Bohemia .« Er zwinkerte Vesper zu. »Bedeutsam für uns .«
    »Klingt ja vielversprechend«, meinte sie. Sie wusste nicht viel über den Harz oder seine höchste Erhebung, den Brocken.
Allenfalls von den Sagen hatte sie gehört, all das Zeug über die Walpurgisnacht und ähnlichen Aberglauben.
    Jonathan Andersen nickte nachdenklich und schwieg. Er starrte wie gebannt auf den Punkt auf der Karte, als könnte er dort die Antworten finden, nach denen er suchte.
    Vesper und Leander beobachteten ihn gespannt.
    Schließlich sagte er: »Es gibt jemanden, der dort lebt.«
    »Wen?«, drängte Leander.
    Wenn er so ist wie jetzt, dachte Vesper, dann kann man sich gut vorstellen, wie er als Kind war. Allzeit aufgedreht und sprunghaft, zu Experimenten und anderen Verrücktheiten bereit.
    »Ja, wen?«
    Andersen fasste sich kurz: »Eine Hexe.«
    Vesper starrte ihn an. Sie hätte am liebsten laut losgelacht. »Eine Hexe?« Das wurde ja immer besser.
    »Nun ja, sie behauptet von sich, eine zu sein. Ihr Name ist Theodora Zobel.«
    »Klingt nach einer Hexe«, kommentierte Leander und grinste. Anscheinend war er froh, endlich ein Ziel vor Augen zu haben. »Theodora Zobel, die Hexe. Ich habe jetzt schon Angst.« Er klatschte erfreut in die Hände. »Wir haben endlich eine Spur!«
    Ja, dachte Vesper, endlich gibt es etwas zu tun.
    »Sie ist nett.«
    »Wirklich?« Vesper hatte bisher selten von netten Hexen gehört.

    »Sie lebt in der Nähe von Goslar.«
    »Wunderbar.« Leander hatte sofort eine Idee. »Wir könnten sie fragen, was es mit Karlstein auf sich hat. Wenn sie eine Hexe ist und in dieser Gegend lebt, hey, dann kann sie uns doch bestimmt weiterhelfen.«
    »Ja, los, rufen Sie sie an«, forderte Vesper ihn auf.
    Doch Andersen schüttelte den Kopf. »Geht nicht.«
    »Wieso?«
    »Sie ist eine Hexe. Sie hat kein Telefon.«
    »Sie machen sich über uns lustig«, murrte Vesper.
    Leander steckte die Hände in die Hosentaschen und hampelte herum. »Hexen benutzen kein Telefon?«
    »Weshalb sollten sie das tun?«
    »Nun … ja«, überlegte Leander. »Keine Ahnung. Vielleicht, um mit anderen Hexen zu telefonieren?« Er grinste. »Oder um sich eine Pizza zu bestellen. Um die Handwerker zu rufen, wenn die Spülmaschine ausläuft. Etwas in der Art.«
    Vesper lachte, er schaffte es wirklich immer wieder!
    »Sie ist die einzige Hexe, die ich kenne«, sagte Andersen.
    Leander zuckte die Achseln. »Auch gut, ich kenne gar keine Hexe.«
    »Abgesehen von meiner Schulleiterin und ihrer Sekretärin«, dachte Vesper laut nach, »fällt mir auch niemand ein.«
    Leander grinste. »Immerhin ist es eine Spur.«
    »Ist diese Spur nicht ein wenig dürftig?«, gab Vesper zu bedenken.

    »Wir haben sonst keine«, antwortete Andersen.
    »Ja«, meinte auch Leander. »Und jede Spur ist besser als gar keine Spur.«
    Die Spur aus Rosenstaub, erinnerte sich Vesper. Konnte es sein, dass sie so aussah?
    »Na, dann …«
    Leander kam auf sie zugesprungen. »Also los! Auf nach Goslar. Lasst uns Karlstein suchen!«
    »Das ist wirklich euer Plan?«, fragte Vesper, immer noch skeptisch. Sie betrachtete die Karte ein letztes Mal. Goslar, der Harz, Karlstein, eine Hexe. Was für eine Spur!
    »Ja«, antwortete Andersen, »das ist der Plan.«
     
     
     
    So verließen sie das Refugium in der Speicherstadt, ohne ein einziges Mal zurückzuschauen. Sie kehrten schweigend und

Weitere Kostenlose Bücher