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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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»Noch nicht arm genug«, sprach der Sperling, und als der Fuhrmann mit den zwei Pferden weiterfuhr, kroch der Sperling wieder unter das Tuch und pickte den Spund auch am zweiten Faß los, daß aller Wein herausschwankte.
     
    Als es der Fuhrmann gewahr wurde, rief er wieder: »Ach, ich armer Mann!«, aber der Sperling antwortete: »Noch nicht arm genug«, setzte sich dem zweiten Pferd auf den Kopf und pickte ihm die Augen aus. Der Fuhrmann lief herbei und holte mit seiner Hacke aus, aber der Sperling flog in die Höhe; da traf der Schlag das Pferd, daß es hinfiel. »Ach, ich armer Mann!« – »Noch nicht arm genug«, sprach der Sperling, setzte sich auch dem dritten Pferd auf den Kopf und pickte ihm nach den Augen. Der Fuhrmann schlug in seinem Zorn, ohne umzusehen, auf den Sperling los, traf ihn aber nicht, sondern schlug auch sein drittes Pferd tot. »Ach, ich armer Mann!«, rief er. »Noch nicht arm genug«, antwortete der Sperling, »jetzt will ich dich daheim arm machen«, und flog fort.
     
    Der Fuhrmann mußte den Wagen stehenlassen und ging voll Zorn und Ärger heim. »Ach«, sprach er zu seiner Frau, »was hab ich Unglück gehabt! Der Wein ist ausgelaufen, und die Pferde sind alle drei tot.«
     
    »Ach, Mann«, antwortete sie, »was für ein böser Vogel ist ins Haus gekommen! Er hat alle Vögel auf der Welt zusammengebracht, und die sind droben über unsern Weizen hergefallen und fressen ihn auf.« Da stieg er hinauf, und tausend und tausend Vögel saßen auf dem Boden und hatten den Weizen aufgefressen, und der Sperling saß mitten darunter. Da rief der Fuhrmann: »Ach, ich armer Mann!« – »Noch nicht arm genug«, antwortete der Sperling, »Fuhrmann, es kostet dir noch dein Leben«, und flog hinaus.
     
    Da hatte der Fuhrmann all sein Gut verloren, ging hinab in die Stube, setzte sich hinter den Ofen und war ganz bös und giftig. Der Sperling aber saß draußen vor dem Fenster und rief: »Fuhrmann, es kostet dir dein Leben!« Da griff der Fuhrmann die Hacke und warf sie nach dem Sperling; aber er schlug nur die Fensterscheibe entzwei und traf den Vogel nicht. Der Sperling hüpfte nun herein, setzte sich auf den Ofen und rief: »Fuhrmann, es kostet dir dein Leben.«
     
    Dieser, ganz toll und blind vor Wut, schlägt den Ofen entzwei und so fort, wie der Sperling von einem Ort zum andern fliegt, sein ganzes Hausgerät, Spieglein, Bänke, Tisch und zuletzt die Wände seines Hauses, und kann ihn nicht treffen. Endlich aber erwischt er ihn doch mit der Hand. Da sprach seine Frau: »Soll ich ihn totschlagen?« – »Nein«, rief er, »das wäre zu gelind, der soll viel mörderlicher sterben, ich will ihn verschlingen«, und nimmt ihn und verschlingt ihn auf einmal.
     
    Der Sperling aber fängt an, in seinem Leibe zu flattern, flattert wieder herauf, dem Mann in den Mund: da streckt er den Kopf heraus und ruft: »Fuhrmann, es kostet dir doch dein Leben.« Der Fuhrmann reichte seiner Frau die Hacke und spricht: »Frau, schlag mir den Vogel im Munde tot.« Die Frau schlägt zu, schlägt dem Fuhrmann gerade auf den Kopf, so daß er tot hinfällt. Der Sperling aber fliegt auf und davon.
     

Der Frieder und das Katherlieschen
     
    E s war ein Mann, der hieß Frieder, und eine Frau, die hieß Katherlieschen, die hatten einander geheiratet und lebten zusammen als junge Eheleute.
     
    Eines Tages sprach der Frieder: »Ich will jetzt zu Acker, Katherlieschen; wann ich wiederkomme, muß etwas Gebratenes auf dem Tisch stehen für den Hunger und ein frischer Trunk dabei für den Durst.« – »Geh nur, Friederchen«, antwortete die Katherlies, »geh nur, will dir’s schon recht machen.«
     
    Als nun die Essenszeit herbeirückte, holte sie eine Wurst aus dem Schornstein, tat sie in eine Bratpfanne, legte Butter dazu und stellte sie übers Feuer. Die Wurst fing an zu braten und zu brutzeln, Katherlieschen stand dabei, hielt den Pfannenstiel und hatte so seine Gedanken; da fiel ihm ein: Bis die Wurst fertig wird, derweil könntest du ja im Keller den Trunk zapfen.
     
    Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, ging hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne, und Katherlieschen sah ihm zu; da fiel ihm ein: Holla, der Hund oben ist nicht beigetan, der könnte die Wurst aus der Pfanne holen, du kämst mir recht! Und im Hui war es die Kellertreppe hinauf; aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Katherlieschen, nicht faul, setzte

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