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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Fluch, es war Gift«, raunte er, ohne die Miene zu verziehen.
    Saliettis Erstaunen wuchs von Minute zu Minute, da er nicht beurteilen konnte, ob verbürgt war, was der Ritter ihm da erzählte, oder ob er nur seine Vermutungen äußerte.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte er.
    »Weil nur ein Gifttrank einen so grausamen, blutigen Tod bewirken kann und die Tatsache, dass es sich um einen Racheakt handelt, so klar ist wie Wasser.«
    »Ein Racheakt? Wer soll den denn verübt haben? Die Templer, die in den Wirrnissen ihre Haut vor dem Scheiterhaufen zu retten vermochten, haben Frankreich allesamt vor sechs Jahren verlassen. Im Süden sind sie nach Spanien und Portugal und im Norden zu den Burgen des Steinkreises und nach Deutschland geflohen.«
    »Es gibt in Frankreich immer noch widerständige Templer, die bereit sind, die Ehre ihres Ordens zu verteidigen. König Philipp weiß es und ist nach dem Tod von Papst Clemens ängstlicher als ein Schwein auf der Schlachtbank. Er fürchtet sich vor dem gleichen Schicksal und weiß, dass er vielleicht noch vor dem nächsten Frühjahr tot ist, sollte er das Geheimnis des Templerordens nicht rechtzeitig entdecken und mit ihm das begehrte Lebenselixier, von dem er sich Unsterblichkeit erhofft.«
    Bei diesen Worten des Ritters, die ebenso vernünftig wie wahrhaftig klangen, hielt Salietti mit seinem Erstaunen nicht hinterm Berg. »Ich habe vernommen, dass der König von Frankreich am Frühjahrsturnier der elsässischen Burgen teilnehmen wird«, sagte er dann.
    »Das ist wohl seine Absicht gewesen und er war wohl auch schon aufgebrochen. Aber der Bote hat jene Ritter gestern darüber verständigt«, berichtete er und wandte sich zu dem Gefolge der Edelmänner um, »dass er wie ein geprügelter Hund mit eingezogenem Schwanz wieder nach Paris umgekehrt sei.«
    »Jene Ritter? Gehört Ihr dem Zug denn nicht an?«, fragte Salietti.
    »Oh nein! Ich dachte, dies eingangs erwähnt zu haben«, erwiderte der Reiter und entschuldigte sich für das Versäumnis. »Mein Knappe und ich reiten allein zu Fenio de Vokkos Festung. Wir haben die Karawane gestern vor Sonnenuntergang eingeholt und sind über Nacht bei ihr geblieben.«
    »Werdet Ihr an den Wettkämpfen teilnehmen?«
    »Nein, ich schlage mich nur ungern im Zweikampf. Mein Knappe und ich hatten eine Mission zu erfüllen, doch werden wir die Angelegenheit jetzt nur teilweise erledigen können.«
    »Warum erzählt Ihr mir davon? Wenn die Dinge liegen, wie Ihr sagtet, dann bringt Ihr Euch damit in Lebensgefahr«, tastete sich Salietti vor. Er hegte inzwischen den Verdacht, Radogil de Curnillonn könnte ein als edler Ritter verkleideter Templer sein, mit der Mission, den französischen König auf dem Turnier zu ermorden.
    »Seid unbesorgt. Ich sagte Euch schon, dass mir das Wappen Eures Schildes bekannt vorkommt.«
    Der Wind frischte auf und allmählich brach die Dämmerung herein. Der Himmel wurde immer klarer, nur einige Haufenwolken türmten sich noch wie Wattebäusche hinter der Linie des nahen Gebirgszugs.

In den Sternen liegt Magie

    F enio de Vokkos Festung erhob sich auf einem Gebirge, das die gesamte elsässische Ebene beherrschte. Die beeindruckende, riesige Burganlage war ausgestattet mit uneinnehmbaren Haupttürmen, vorgelagerten Toren, Schießscharten, Pechnasen und sehr hohen, mit Zinnen bewehrten Wachttürmen, die fast alle runde Dächer trugen wie schwarze Aschehauben. Das Torhaus war von zwei dicken Wehrtürmen flankiert und von einem Fallgitter und einer Zugbrücke quer über den Graben geschützt.
    Von Standarten umgeben, entboten dort einige Herolde des Barons sowie eine Gruppe von Spielleuten den Gefolgen der Edelleute einen Willkommensgruß, als diese vor den Festungsmauern ankamen. An Ort und Stelle wies man ihnen zwei Diener zu: einer, der die edlen Herren und ihre Damen in ihre Gemächer führen sollte, und ein weiterer, der die Kutschen und Reittiere in die Stallungen brachte.
    Im Innern der Burg war das Treiben noch lebendiger. Hunderte von Rittern und Soldaten in Kettenhemden und funkelnden Helmen bewegten sich zwischen den Mauern und Türmen der Burganlage hin und her, während in allen Ecken Fackeln und Duftlampen mit züngelnden Flammen brannten, als wollten sie mit dem Wind davonfliegen.
    Sie hatten kaum die Burgfeste betreten, da sprang Grimpow geschickt zur Seite und rettete sich mit knapper Not vor den Hufen eines sich aufbäumenden Pferdes, dessen Reiter sein Gesicht unter einem Furcht einflößenden Helm

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