Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
Vom Netzwerk:
verbarg. Fasziniert vom allgemeinen Aufruhr, konnte der Knappe nicht umhin, sich unentwegt nach allen Seiten umzuschauen, während der Diener über den weitläufigen Vorplatz zu den Gemächern vorausging.
    »Wer ist dieser Reiter, der sein Pferd so aufbringt?«, wandte sich Salietti an den Jungen, der wie Grimpow zwei Satteltaschen geschultert hatte.
    »Außer dem Herold, der ihn heute Morgen am Eingang der Burg empfangen hat, weiß das niemand. Mit dem Helm zeigte ihm der Ritter seinen Adelstitel und äußerte den Wunsch, seine Identität erst nach dem Turnier preiszugeben«, antwortete er. »Seit seiner Ankunft ist er unentwegt in der Burg ein- und ausgegangen und alle wollen wissen, wer er ist. Niemand hat ihn bisher erkannt. Viele glücklose Abenteurer von adliger Herkunft strömen Jahr für Jahr zum Frühjahrsturnier und versuchen auf die eine oder andere Weise, Aufsehen zu erregen«, beschwerte er sich. »Aber Ihr gehört nicht dazu, dessen bin ich gewiss. Man braucht Euch nur anzusehen, um zu wissen, dass Ihr bei den Wettkämpfen zu den Anwärtern auf einen Sieg gehört.«
    »Und du, wie heißt du?«, fragte Salietti den Diener, einen Jungen mit Segelohren und Hasenzähnen, kaum älter als Grimpow.
    »Nennt mich Guival, Herr.«
    »Guival«, wiederholte Salietti und buchstabierte den Namen. »Kein übler Name für einen aufgeweckten Jungen, wie du einer bist.«
    An dem schmeichelnden Ton seines Herrn erkannte Grimpow, dass dieser auf Anhieb jemanden gefunden hatte, der ihm alles hinterbringen würde, was sich zwischen den dicken Mauern der Festung zutrug.
    »Sollte etwas fehlen, so braucht Ihr mich nur darum zu bitten«, sagte Guival. Und als er an einem Brunnen vorüberkam, rief er aus: »Seht, dort ist mein Herr, der Baron Fenio de Vokko!«
    Am Brunnen stand ein prächtig gekleideter Edelmann und erteilte seinen Rittern Anweisungen - sehr viel jünger, als Grimpow ihn sich vorgestellt hatte. Er trug keinen Bart und seine schwarzen langen Haare wehten im Wind. Ein Schimmern in seinen Augen sprach von Unerbittlichkeit, während sein Blick ebenso ernst war wie Stimme und Gesten. Ein langer, schwarzer, mit Goldborten verzierter Samtumhang hing ihm über den Rücken und sein weißes Hemd trug auf der Brust die Stickerei eines aufrechten schwarzen Bären. Er hatte ein langes Schwert um die Hüften gegürtet, dessen Schaft funkelte, als wäre eine ganze Handvoll Edelsteine mit dem Eisen verschmolzen worden.
    Als sie auf seiner Höhe anlangten, machten sie eine Verbeugung, um dann ihren Weg quer über den Waffenhof, an den Schuppen und den Küchen vorbei fortzusetzen, bis sie an einen von Soldaten in Kettenhemden und Helmen bewachten Turm gelangten. Die Wachen nahmen ihre Lanzen auseinander und gewährten ihnen Einlass. Ihre Schilde trugen das Wappen des aufrechten Bären, der auch auf sämtlichen Standarten prangte, die in der Festung im Wind flatterten.
    Sie stiegen über eine enge Wendeltreppe ins erste Geschoss des Turmes hinauf und kamen in einen Saal mit dickem Mauerwerk und niedriger Decke. Etwa zwanzig Betten mit je einem Strohsack am Fußende standen dort nebeneinander. Im Saal herrschte eine ähnliche Betriebsamkeit wie draußen auf dem Hof, denn die zahlreichen Turnierteilnehmer richteten sich mit ihren Satteltaschen und ihrer Kleidung neben den zugewiesenen Betten ein.
    »Hier ist Euer Platz. Dieses Lager ist für Euch und der Strohsack für Euren Knappen«, erklärte Guival überflüssigerweise, denn Grimpow hatte längst begriffen, dass er auf dem Boden übernachten musste. »Auf der Bank hier könnt Ihr Eure Satteltaschen abstellen und dort habt Ihr einen Wasserkübel. Die Latrinen findet Ihr unten am anderen Ende des Hofes. Mein Herr, der Baron, wünscht Euch einen angenehmen Aufenthalt in seiner Festung. In zwei Stunden wird im großen Waffensaal zu Nacht gespeist. Morgen früh werden die Herolde ausrufen, wer im Zweikampf gegeneinander antritt, und dann beginnen die Wettkämpfe«, ließ der Diener verlauten, als wäre er der öffentliche Ausrufer des Königreichs.
    »Gut, Guival, das ist sehr freundlich von dir«, schmeichelte ihm Salietti abermals.
    Indem er eine Verbeugung andeutete, machte der Diener Anstalten, sich zurückzuziehen.
    »Warte noch einen Moment«, bat ihn der Ritter halblaut, damit ihn die anderen Männer nicht hörten, die sich gerade wuschen oder ihre staubigen Reisekleider wechselten.
    »Sag an, Guival, hast du je den Glanz einer Goldbohne gesehen?«
    Der Junge starrte den

Weitere Kostenlose Bücher