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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Königin krönen können«, rief der Baron und hielt schon die dicht mit Edelsteinen besetzte goldene Krone bereit.
    »Mein Herr, die Dame meiner Wahl soll keine andere sein als jene, deren Schönheit alle Turnierritter und auch Euch verzaubert. Meine Wahl fällt auf sie, weil ich überzeugt bin, damit die Empfindungen aller Anwesenden zum Ausdruck zu bringen, und ich hoffe, Ihr werdet stolz sein, ihren edlen Namen zu vernehmen, der kein anderer ist als Weynelle«, erklärte Salietti mit kräftiger Stimme. Erwartungsvoll blickte er in die Runde der Zuschauer, die den Namen der Erwählten, kaum dass sie ihn vernommen hatten, in einem lauten Sprechchor immerfort wiederholten und gar nicht mehr damit aufhören wollten.
    Grimpow musste insgeheim grinsen, als er feststellte, wie schlau Salietti diese List durchdacht hatte, der nun stolz wie ein Fasan dastand und sein schillerndes Gefieder zur Schau trug. Die Worte seines Freundes waren so geschickt gewählt, dass sich sogar Fenio de Vokko durch die Wahl geschmeichelt fühlte. Der Baron glaubte, der italienische Ritter und Wahrsager habe seine Angebetete zur Königin der Frühjahrsfestspiele erkoren, um ihr den weiteren Aufenthalt in seiner Festung schmackhaft zu machen. Die junge Weynelle schien gleichermaßen Überraschung und Rührung zu empfinden.
    »So kommt herauf zur Tribüne und setzt ihr selbst die Königskrone auf!«, sagte der Baron zufrieden.
    Salietti nahm den Helm ab, überließ Grimpow Astros Zügel und wandte sich unter dem Jubel der Menge zur Tribüne, wo der Baron schon im Begriff war, ihm als Turniersieger die Krone anzuvertrauen.
    Da rief Burumar de Gostelle plötzlich: »Wie wäre es, wenn uns Ritter Salietti de Estaglia zuerst noch erklären würde, woher er dieses Pferd hat!«
    Erneut verstummten die Anwesenden, und alle Blicke ruhten auf dem Schimmel, den der Dominikaner mit ausgestreckter Hand anprangerte. Grimpow ging zu Astro hinüber und tätschelte ihm beruhigend den Hals, als könnte sogar das Pferd die furchterregende Stimme des Inquisitors wiedererkennen.
    »Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte der Baron, der nicht verstand, worauf der Inquisitor hinauswollte.
    »Das werdet Ihr gleich selbst sehen, wenn Eure Soldaten diesem Pferd die Schabracke abnehmen«, sagte Burumar de Gostelle schnippisch.
    Salietti versuchte, Grimpow und Weynelle mit Blicken zu beruhigen, während ein Soldat auf Astor zuging und dem Tier trotz Grimpows Protest den Überwurf mit dem Wappen vom Leib zog.
    In der Menge machte sich langsam Unmut breit, denn die Zuschauer verstanden nicht, was der Inquisitor bezweckte.
    Dann entdeckte Burumar de Gostelle das Brandzeichen auf Astors Rücken und erhob abermals die Stimme. »Da habt Ihr den Beweis! Salietti de Estaglia ist...!«
    Doch bevor der Dominikaner den Satz beenden konnte, surrte ein Pfeil wie ein unsichtbarer Blitz durch die Luft und durchbohrte Fenio de Vokkos Brust.
    Die Menge erstarrte, alle waren wie gelähmt und zutiefst verunsichert durch den tödlichen Pfeil, dessen Schütze niemand gesehen hatte. Es war, als fürchteten die Menschen, mit jeder Bewegung selbst zur Zielscheibe eines zweiten Geschosses zu werden, das sie in die Brust oder zwischen den Brauen treffen könnte. Die Ritter griffen nach ihren Schwertern, aber keiner von ihnen wagte, es aus der Scheide zu ziehen, aus Angst, den mysteriösen Bogenschützen herauszufordern, der sich in den Türmen oder Mauern der Festung versteckt hielt.
    Salietti nutzte die Gunst der Stunde, zückte den Dolch, den er unter der Rüstung trug, und hielt dem päpstlichen Abgesandten geistesgegenwärtig die scharfe Klinge an die Kehle. Dann rief er mit einem Pfiff sein Pferd herbei und befahl einem Soldaten, das Ross des Barons zur Tribüne zu bringen.
    »Kannst du reiten?«, fragte er Weynelle.
    Statt einer Antwort raffte die junge Frau die Rockschöße und hastete von der Tribüne in den Sattel.
    Grimpow begriff zwar nicht, was da gerade geschah, doch als er Weynelle aufsitzen sah, nahm er Anlauf und landete mit einem Satz auf Astros Rücken, bereit zu fliehen, sobald Salietti ihm ein Zeichen gab.
    Im Schutze von Burumar de Gostelles Körper stieg Salietti von der Tribüne und befahl dem Inquisitor aufzusitzen. Dann rief er den Rittern und Zuschauern warnend zu, dass jeder, der sich rührte, zum Ziel der Bogenschützen werde. Im nächsten Moment saß er hinter dem päpstlichen Abgesandten auf der Kruppe seines Pferdes, fasste die Zügel und brüllte: »Wer auch immer uns

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