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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Salietti hinzu.
    »Dann könnt ihr ihn ja nur noch auf dem Friedhof finden!«, rief Jan. Er amüsierte sich ausgiebig über seinen Einfall, der Weynelle immerhin ein höfliches Lächeln entlockte.
    »Wenn wir uns selbst nach ihm erkundigen, so haben wir uns gedacht, dann könnten wir Verdacht erregen, und man wird wissen wollen, wer wir sind und was wir vorhaben«, erläuterte Grimpow.
    »Wir müssen dich nämlich auch warnen: Baron Fenio de Vokkos Soldaten sind hinter uns her«, sagte Salietti mit Nachdruck. »Unser Aufenthalt in deiner Herberge könnte dir also durchaus Unannehmlichkeiten bereiten.«
    Jan rutschte auf seinem Platz hin und her und riss bei dieser Eröffnung gespannt seine winzigen Augen auf. »Du weißt, dass ich für deinen Vater und dich alles tun würde«, sagte er dann zu Salietti und schenkte sich den Krug noch einmal voll.
    »Ich weiß, Jan. Ich weiß. Sehr wahrscheinlich glauben unsere Verfolger aber, wir wären in die Burgen des Steinkreises geflohen. Sie halten mich nämlich für einen Tempelritter.«
    »Du und ein Tempelritter?«, fragte der Gastwirt ungläubig.
    »Das denkt jedenfalls ein Inquisitor mit Namen Burumar de Gostelle, dem wir in Fenio de Vokkos Festung begegnet sind«, erläuterte Grimpow.
    Salietti erzählte seinem Freund kurz von ihren Erlebnissen.
    »Den tödlichen Pfeil auf den Baron können nur die Tempelritter abgeschossen haben«, sagte Jan, als der Ritter mit seinem Bericht geendet hatte.
    »Davon bin ich überzeugt, denn die Federn an dem Pfeil waren schwarz und weiß. Das sind bekanntlich die Farben der Standarte des geächteten Templerordens«, pflichtete Salietti ihm bei.
    »Nun gut«, sagte Jan. »Lassen wir die Angelegenheit bis morgen ruhen, sonst wird sie euch noch den Schlaf rauben. Ihr seid sicher müde von der Reise und es ist schon spät. Folgt mir nach oben, ich zeige euch eure Unterkünfte.«
    Der Wirt nahm die brennende Kerze wieder vom Tisch und geleitete die drei durch einen kurzen Flur zu einer finsteren Stiege, die zu den Gästezimmern hinaufführte. Mit seiner Kerze entzündete er lauter kleine Wachslichter, die an der Decke hingen, und die Düsterkeit um sie herum verwandelte sich in einen breiten Gang mit etlichen Türen zu beiden Seiten.
    »Du sollst das Zimmer bekommen, in dem ich immer deinen Vater untergebracht habe, wenn er nach Straßburg kam. Vielleicht erinnerst du dich ja noch, obwohl du damals noch zu quirlig warst, um dir so was zu merken. Dein Vater mochte es, weil durch das Fenster der Muss und die drei Brückentürme zu sehen sind. Wenn am Morgen die Sonne aufgeht, dann strahlt sie bis aufs Bett«, sagte er.
    Jan hinterließ jedem von ihnen eine brennende Kerze, dann sagte er ihnen Gute Nacht und wünschte ihnen einen geruhsamen Schlaf in seinem Haus. Anschließend kehrte er in sein eigenes Zimmer zurück, stieg ins Bett und schlief schon kurz darauf tief und fest.
    Die neuen Bewohner der Herberge »Zum Auge des grünen Drachen« mussten dagegen länger auf den Schlaf warten. Grimpow blies die Kerze aus und blieb im Dunkeln liegen, als hätte er auch ohne Licht die Welt deutlich vor Augen. Nun war er in Straßburg und die Zeiger auf der gemächlichen Uhr seines Lebens rückten in eine neue Zeit vor. Was er zurückgelassen hatte, war nicht mehr wichtig: die Hütte in den Bergen, seinen Freund Durlib, die Abtei Brinkum, die Mönche, die vielen Stunden des Studierens in der Bibliothek, die nächtelangen Himmelsbeobachtungen mit Bruder Rinaldo, das Essen des ebenso freundlichen wie ängsdichen Bruders Brasco, Bruder Arbens alchimistische Experimente und die geheimnisvollen Worte Umbertos.
    Einen Augenblick lang versuchte er, sich vorzustellen, was aus seinem Leben geworden wäre, wenn er weiter mit Durlib durch die Lande gezogen wäre oder sich entschlossen hätte, als Novize in der Abtei zu bleiben. Binnen weniger Monate war ihm nämlich aufgegangen, dass jeder Lebensweg, wie der Kreislauf der Natur, von Gegensätzen bestimmt wurde, die sich abwechselten, aufeinander folgten und sich wiederholten, bis daraus ein magischer Kreis entstanden war, der sich nur schwerlich beschreiben ließ.
    Auch Salietti schien in seinem bequemen Zimmer in Jan Hinkebeins Herberge zu schlafen, während seine rastlose Fantasie die Bilder ungastlicher Kampfplätze, menschlicher Schrecken und naher Liebesabenteuer in ihm wachrief. Er fürchtete sich vor dem tragischen Schicksal, das sie in den Burgen des Steinkreises ereilen könnte, doch zugleich spürte er

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