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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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trügerischen Deckel ab, während von innen Weynelle mit beiden Armen dagegendrückte. Noch leicht benommen von der überstürzten Flucht, blinzelte die junge Frau ins Sonnenlicht, dann stand sie auf und sprang an Jans Hand aus der Tonne.
    »Ich dachte schon, ich käme nie mehr aus dieser finsteren Höhle heraus!«, rief sie und sog mit vollen Lungen die frische Luft ein, als nähme sie den allerersten Atemzug.
    »Komm und hilf mir, die beiden anderen Fässer aufzumachen«, bat Jan.
    Salietti und Grimpow hüpften fröhlich aus ihren Verstecken, wie zwei Fuchswelpen, die den Ausgang ihres Baus entdecken. Sofort schirrten sie ihre Pferde vom Wagen ab, dann dankten sie dem Wirt für alles, was er für sie getan hatte. Bevor sie aufbrachen, zog Salietti den Lederbeutel mit den Goldbohnen heraus und gab Jan eine Handvoll.
    »Vielleicht solltest du Straßburg für eine Weile verlassen. Das hier wird dir helfen zu überleben, bis du wieder zurückkannst, ohne zu fürchten, dass Burumar de Gostelle dich bei lebendigem Leibe wie ein Lamm über dem Feuer brät«, sagte er.
    »Du weißt, dass du mir nichts schuldig bist. Dein Vater und du, ihr hättet für mich dasselbe getan. Aber ich will dein Goldgeschenk nicht verschmähen, wenn ich damit einem so langsamen und grausamen Tod entrinnen kann, wie ihn mir dieser Dominikaner gewiss vorbestimmt hat. Ich will in Richtung Süden ziehen, nach Mühlhausen, und meinen Bruder besuchen, den ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich gehe davon aus, dass er noch am Leben ist, falls nicht, bleibe ich vielleicht ein Weilchen dort und helfe seiner Familie. Er hat elf Kinder und ist nur ein Schweinehirt.«
    Zum Abschied umarmten sie Jan, und er wünschte ihnen Glück bei der Suche nach der Weisheit, auch wenn ihm schleierhaft war, wie sie einen so wenig greifbaren Schatz je ausfindig machen wollten.

Die versiegelte Kammer

    V om Ende der Schlucht aus sah man über den drei Burgen des Steinkreises im Westen dichte Rauchwolken aufsteigen. Tausende von Reitern bewegten sich wie ein Ameisenheer durch das Tal auf Herzog Ulf von Österbergs Festung zu, ohne auf Gegenwehr zu stoßen oder anderweitig an ihrem Vormarsch gehindert zu werden.
    »Fenio de Vokkos Streitheer hat bereits die ersten Burgen erstürmt. Die Soldaten haben eine breite Bresche geschlagen und rücken jetzt weiter vor, um die Festung zu belagern. Wenn wir uns nicht beeilen, sind sie dort, ehe wir das Tor erreicht haben«, sagte Salietti.
    Er saß aufrecht und angespannt im Sattel, während Grimpow und Weynelle die Schönheit des Tals bewunderten, das sich vor ihren Augen ausbreitete.
    Das weitläufige Weideland wurde von Osten nach Westen von den klaren Wassern eines breiten Stroms durchzogen. Aus dem Gras ragten sieben mächtige Felsen empor, auf deren Kuppen die Burgen des Steinkreises standen. In der Mitte befand sich auf einem von glatten Felswänden umgebenen Tafelberg Herzog Ulf von Österbergs riesige Festung, deren Türme und Wehrmauern eine verwinkelte Zitadelle umschlossen.
    Der Ritter und seine beiden Begleiter trieben ihre Pferde an und preschten ins Tal hinunter, bevor einer der Soldaten, der sie von ferne herangaloppieren sah, eilig ihre Verfolgung aufnahm.
    Der einzige Zugang zu dem felsigen Tafelberg lag in östlicher Richtung und verband die Erhebung in einem steilen Gefälle mit dem Tal. Ein breiter, tiefer Graben umgab schützend diesen Teil des Befestigungsrings, den eine kleine, der Zugbrücke vorgelagerte Burg beherrschte. Dahinter erhoben sich zwei dicke Tortürme mit einer weiteren bogenförmigen Maueröffnung samt Fallgitter und zwei massiven Toren, die zu der kleineren Burg unterhalb des Felsens führten. Im Deckengewölbe und in den Mauern des Torhauses zwischen dem ersten und dem zweiten Eingang waren Unmengen von Fallen und trickreichen Verteidigungsvorrichtungen eingelassen, um alle Angreifer abzuwehren, die es lebend bis dorthin geschafft hatten.
    Wer vor den Tortürmen stand, hatte alle vorangehenden Hindernisse überwunden. Der Burgherr ließ sein Anwesen mit gekreuzten Ketten verteidigen, die Pferden den Zugang unmöglich machten, außerdem gab es Schießscharten für Bogenschützen und Löcher im Gewölbe, um die Angreifer mit kochendem Öl zu übergießen oder mit runden Steingeschossen zu bombardieren. Wenn diese erste Verteidigungslinie genommen war, führte ein steiler Weg zum Eingang der eigentlichen Festung, deren Türme und Wehrmauern sich über den Schluchten des wuchtigen

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